Gewinne in New York Ende einer starken Börsenwoche
Die US-Anleger haben zum Wochenschluss dem Ukraine-Krieg und höheren Zinsen getrotzt. Die Aktienindizes setzten ihren jüngsten Lauf fort, wobei vor allem die Tech-Börse Nasdaq positiv auffiel.
An der Wall Street zeigte sich heute ein ähnliches Bild wie gestern. Nach uneinheitlichem Start drehten die großen Aktienindizes unter der Führung der Tech-Börse Nasdaq deutlicher ins Plus und schlossen mit Gewinnen. Der Krieg in der Ukraine, die Zinswende, aber auch der große Verfallstermin der Optionen und Terminkontrakte beeinflussten heute das Marktgeschehen.
Am schwersten tat sich der Leitindex Dow Jones, der um 0,8 Prozent zulegte auf 34.754 Zähler und damit am Tageshoch schloss. Allerdings hatte auch der Dow im frühen Geschäft bei einem Tagestief von 34.279 Punkten schon deutlich stärker im Minus gestanden, ehe er ins Plus drehte. Auf Wochensicht verzeichnete der Index damit einen markanten Gewinn von 5,4 Prozent.
Die Technologiebörse Nasdaq legte erneut sehr viel stärker zu. Am Ende rückte der Composite-Index um 2,05 Prozent vor auf 13.893 Punkte. Auch der Auswahlindex Nasdaq 100 stieg deutlich um 2,14 Prozent auf 14.420 Zähler. Der marktbreite S&P-500-Index, in dem sowohl Standard- als auch Tech-Aktien vertreten sind, ging bei 4463 Zählern aus dem Handel, ein Zuwachs von 1,17 Prozent.
"Der Tiefpunkt scheint erreicht, der Technologiesektor ist im Vergleich zu seinen Höchstständen so stark gesunken, dass zwangsläufig Menschen angezogen werden, die nach Gelegenheiten suchen", sagte Stratege Rick Meckler von Cherry Lane Investments. Papiere von Meta Platforms , Microsoft, Nvidia, Amazon.com und Google-Inhaber Alphabet stiegen zum Teil sehr deutlich.
Die Marktteilnehmer blickten unter anderem auf US-Präsident Joe Biden, der mit seinem chinesischen Amtskollege Xi Jinping über das Thema Ukraine sprach. China ist der wichtigste Verbündete Russlands, lässt aber bei dem Angriff auf die Ukraine eine gewisse Distanz erkennen. Vor dem Telefonat hatten die USA China mit Konsequenzen im Falle militärischer Hilfen für Russland gedroht.
Die US-Regierung teilte zunächst mit, das Video-Gespräch habe knapp zwei Stunden gedauert. Chinas Präsident Xi Jinping hat bei dem Telefonat mit Biden chinesischen Medien zufolge Verhandlungen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine gefordert.
Unklar bleibt weiter, was genau hinter den Kulissen des Krieges in der Ukraine passiert. Zuletzt hatte Russland erklärt, eine Einigung sei nicht in Sicht, was für Ernüchterung insbesondere an den europäischen Märkten gesorgt hatte.
Russlands Verhandlungsführer bei den Gesprächen mit Vertretern der Ukraine über ein Ende der Kämpfe, Wladimir Medinski, erklärte, in der Frage einer Neutralität und eines Verzichts der Ukraine auf eine NATO-Mitgliedschaft habe man sich am meisten angenähert. Geredet werde über Nuancen bei Sicherheitsgarantien für die Ukraine, sollte diese nicht Bündnis-Mitglied werden. Bei der von Russland geforderten Entmilitarisierung der Ukraine sei man auf halbem Weg.
Neben der Krise in Europa steht auch das Thema Zinswende an der Wall Street weiter ganz oben auf der Agenda. Am Mittwoch hatte die Notenbank Federal Reserve (Fed) erstmals seit 2018 ihren Leitzins angehoben und zudem weitere Zinsschritte angekündigt.
Der als Verfechter eines straffen Kurses bekannte US-Währungshüter James Bullard, der Chef des Fed-Bezirks St. Louis ist, forderte am Freitag, noch dieses Jahr solle der Leitzins auf über 3,0 Prozent steigen. Er ist dafür, das Zinsniveau in Riesenschritten anzuheben. Auf fünf der verbleibenden sechs Fed-Sitzungen 2022 sollte es demnach Erhöhungen um jeweils einen halben Prozentpunkt geben. Auch Fed-Direktor Chris Waller sprach sich für eine schnelle Abfolge solch ungewöhnlich großer Schritte aus.
Die Datenlage schreie praktisch nach einer solchen Erhöhung, auch wenn sich die Fed aus Rücksicht auf die geopolitische Lage nach der russischen Invasion der Ukraine zunächst für einen vorsichtigen Schritt entschieden habe, sagte Waller dem Sender "CNBC".
Spätestens seit Russland gestern Hoffnungen auf eine Waffenruhe eine Absage erteilte, herrscht an der Börse ein gutes Stück Ratlosigkeit, aber auch Ernüchterung. Denn genau von der Hoffnung auf eine Annäherung getragen, hatte der Aktienmarkt zuletzt kräftig zugelegt. Mit der Erkenntnis im Rücken, dass es zwischen Russland und der Ukraine wohl so schnell keine Verständigung geben wird, fehlte den Anlegern ein klarer Kompass. Der Handelsverlauf blieb entsprechend volatil.
"Anleger dies- und jenseits des Atlantiks erkennen in der Kommunikation zwischen Kiew und Moskau zusehends eine Hinhaltetaktik", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Trotz der jüngsten DAX-Eroberung der 14.000-Punkte-Marke blieben die Risiken schwelend.
Anders als am Vortag schaffte der DAX im späten Geschäft noch den Sprung in den grünen Bereich, nachdem er am Mittag bei 14.109 Punkten noch sein Tagestief erreicht und über ein Prozent im Minus gestanden hatte. Ab dem Nachmittag ging es dann stetig bergauf, so dass sich am Ende des Tages eine V-förmige DAX-Kurve ergab - ein nahezu identischer Kursverlauf wie am Donnerstag. Am Ende ging der deutsche Leitindex bei 14.412 Punkten sogar am Tageshoch aus dem Handel, ein Zuwachs von 0,17 Prozent.
Auf Wochensicht bleibt die Bilanz mit einem Zuwachs von 5,7 Prozent deutlich positiv. Hier zehrte der DAX noch von den kräftigen Kursgewinnen, die zuvor eingefahren wurden.
Zu den schwebenden Risiken für die Börse gehört neben der Kriegsgefahr insbesondere auch eine sich immer deutlicher abzeichnende höhere Inflation. Diese wird durch die kriegsbedingten Sanktionen gegen Russland noch zusätzlich angefacht. Ohnehin treiben die hohen Energiepreise die Teuerung schon seit geraumer Zeit deutlich nach oben.
In einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), für die zwischen Dienstag und Donnerstag 3700 Firmen befragt wurden, gaben 78 Prozent an, geschäftlich betroffen zu sein. Besonders alarmierend seien die Ergebnisse für die Industrie, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Zwei von drei Unternehmen geben an, Preissteigerungen an Kunden weiterzugeben.
"Hier droht zusätzliches Inflationspotenzial", so Wansleben. Probleme in der Logistik und bei den Lieferketten haben drei Viertel der Industriebetriebe, fast 90 Prozent melden fehlende Rohstoffe und Vorprodukte.
Unter den Einzeltiteln im Leitindex gingen die Gewinne und Verluste quer durch alle Branchen. HelloFresh und Delivery Hero standen an der DAX-Spitze und holten damit einen Teil der jüngsten, deutlichen Verluste wieder auf. Investoren nutzten die niedrigen Kurse zum Einstieg. So hat die Delivery Hero-Aktie seit November rund zwei Drittel ihres Wertes verloren. Auf der Verliererseite standen der Konsumartikler Henkel, aber auch der einzige Bauwert im DAX, HeidelbergCement.
Die Flucht der Anleger in als sicher geltende Devisen stärkt einmal mehr dem Dollar den Rücken. Im Gegenzug fällt der Euro im US-Handel um 0,35 Prozent auf 1,1049 Dollar. Allerdings konnte sich die Gemeinschaftswährung im europäischen Handel im Verlauf von ihren Tiefstkursen lösen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1008 (Donnerstag: 1,1051) Dollar fest.
Der russische Krieg gegen die Ukraine bleibt auch am Devisenmarkt das bestimmende Thema an den Finanzmärkten. Ein Telefongespräch zwischen Kreml-Herrscher Wladimir Putin und Bundeskanzler Olaf Scholz brachte keine greifbaren Fortschritte.
Nach der Zahlung fälliger Zinsen für zwei Dollar-Anleihen steht die russische Regierung im Kampf gegen die erste Staatspleite seit der Revolution 1917 schon der nächste Lackmustest ins Haus. Bereits kommende Woche müssen 66 Millionen Dollar an die Gläubiger zurückgezahlt werden. Insgesamt werden im März noch 615 Millionen Dollar fällig. Am 4. April muss dann eine Anleihe im Wert von zwei Milliarden Dollar zurückgezahlt werden.
Das nach der Invasion der Ukraine mit harten westlichen Sanktionen belegte Land bestätigte am Freitag die Zahlung von Zinsen über 117 Millionen Dollar für zwei Fremdwährungsanleihen und wendete damit eine Pleite vorerst ab. "Die Zahlung für beide Kupons ist erfolgt", sagte eine mit der Situation vertraute Person der Nachrichtenagentur "Reuters".
Sorgen bereiten den Anlegern weiterhin die hohen Ölpreise. Diese sind heute zwar nur moderat gestiegen, sie bleiben damit aber auf sehr hohem Niveau. Am Vortag waren die Erdölpreise besonders stark gestiegen. Hauptgrund war Ernüchterung über die Lage im Ukraine-Krieg.
Trotz des jüngsten Preisanstiegs werden für ein Fass Brent aber immer noch über 30 Dollar weniger gezahlt als vor etwa eineinhalb Wochen. Damals war ein Barrel in der Spitze gut 139 Dollar wert gewesen und damit so teuer zuletzt im Jahr 2008. Heute kostete es 107 Dollar je Fass, die US-Leichtölsorte WTI lag bei 104 Dollar.
Der Immobilien-Riese Vonovia sieht sich nach einem Rekordjahr und der Übernahme des kleineren Rivalen Deutsche Wohnen weiter auf Wachstumskurs. "2021 haben wir unsere Ziele erreicht und teilweise sogar übertroffen", sagte Vonovia-Chef Rolf Buch. Für das laufende Jahr erwartet das DAX-Unternehmen ein Umsatzplus von mehr als 20 Prozent.
Wegen der stark gestiegenen Energiepreise rechnet Buch bei den 2023 fälligen Nebenkostenabrechnungen für 2022 mit einer "Riesen-Problemflutwelle". Er mache sich "extreme Sorgen" darüber, sagte er bei der Jahrespressekonferenz in Bochum. Die Zeit bis dahin müsse man nutzen, sich mit der Fragestellung zu beschäftigten, "wie gehen wir dann konkret damit um", sagte Buch weiter. "Wie können wir zum Beispiel mit Stundungen und Ratenzahlungen in 23 helfen."
Am deutschen Aktienmarkt sorgt TUI für Aufregung. Der Reisekonzern hat jetzt eine Oligarchen-Ehefrau als Großaktionärin. Das Unternehmen sei informiert worden, dass Frau Mordaschowa die Firma Ondero Limited kontrolliert. Ondero wiederum ist mehrheitlicher Gesellschafter der Unifirm Ltd, die 29,9 Prozent der Aktien von TUI hält.
Nach einem Bericht von "Business Standard" und anderen Online-Medien handelt es sich bei Marina Mordaschowa um die dritte Ehefrau des Oligarchen und bisherigen TUI-Großaktionärs Alexej Mordaschow. Die Bundesregierung kündigte an, die Transaktion nach dem Außenwirtschaftsgesetz zu prüfen. Bis zum Abschluss dieses Verfahrens sei die Transaktion "schwebend unwirksam", und Unifirm dürfe seine Stimmrechte nicht ausüben.
Auch die Aktie von Vantage Towers steht im Rampenlicht. Einem Insider zufolge haben einige Finanzinvestoren unaufgefordert Übernahme-Angebote für den Funkmasten-Betreiber eingereicht. Die Vantage-Mutter Vodafone prüfe die Offerten, habe aber noch keine Entscheidung getroffen. Vantage-Aktien legten zeitweise knapp zwölf Prozent zu. Mit 33,59 Euro waren sie so teuer wie noch nie seit dem Börsengang vor einem Jahr.
DAX-Mitglied Porsche SE will den Anteilseignern für das vergangene Jahr mehr Dividende auszahlen. Je Vorzugsaktie sollen nach 2,21 Euro für 2020 für das vergangene Geschäftsjahr 2,56 Euro ausgeschüttet werden, gab das Unternehmen nach Börsenschlussbekannt. Inhaber von Stammaktien sollen für jeden gehaltenen Schein 2,554 Euro erhalten - das entspricht einer Steigerung um 35 Cent.
Insgesamt schüttet die Porsche SE damit 783 Millionen Euro an ihre Anteilseigner aus nach 676 Millionen Euro für das Jahr 2020. Den Dividendenvorschlägen muss noch auf der Hauptversammlung am 13. Mai zugestimmt werden. Hauptgeschäft der Porsche SE ist die Beteiligung am Volkswagen-Konzern mit 53,3 Prozent der Stimmrechte und 31,4 Prozent der Kapitalanteile.
Der Sportwagenbauer Porsche, Teil des VW-Konzerns und nicht zu verwechseln mit der VW-Holding Porsche SE, hat 2021 Rekordgeschäfte gemacht. Der Umsatz wuchs um 15 Prozent auf 33,1 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis stieg um 27 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. Unter dem Strich stand bei der VW-Tochter 2021 ein Gewinn in Höhe von vier Milliarden Euro, nach 3,2 Milliarden Euro im Jahr zuvor. "Deshalb blicken wir mit Zuversicht in die Zukunft - und begrüßen die Prüfung eines Börsengang der Porsche AG", so Finanzvorstand Lutz Meschke.
Der deutsche Autobauer Mercedes-Benz eröffnet ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in der chinesischen Stadt Shanghai. Wie das Unternehmen mitteilt, ist dies bereits seine zweite Einrichtung dieser Art in China. Ziel sei es, mit dem neuen Forschungs- und Entwicklungszentrum Mobilitätstechnologien wie automatisiertes Fahren voranzutreiben.
Nach einem Umsatzsprung im vergangenen Jahr will der Softwareanbieter Nemetschek die Dividende kräftig anheben. Der Aufsichtsrat habe eine Erhöhung um 30 Prozent auf 39 Cent pro Aktie vorgeschlagen, teilte das im MDAX notierte Unternehmen am Freitag in München mit. Im vergangenen Jahr hatte Nemetschek eine Dividende von 30 Cent bezahlt.
Trotz angespannter Lieferketten hat der Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub seinen Umsatz im vergangenen Jahr über das Vorkrisen-Niveau gesteigert. Binnen Jahresfrist kletterten die Erlöse um 21 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Unter dem Strich stieg der Gewinn um 15 Prozent auf 254 Millionen Euro. Die Dividende soll um vier Prozent auf 1,03 Euro je Vorzugs- und 1,02 je Stammaktie steigen.
Der US-Pharmahersteller Moderna hat bei der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA die Notfallzulassung für eine zweite Corona-Auffrischungsimpfung für Erwachsene ab 18 Jahren beantragt. Anfang der Woche hatten die Hersteller BioNTech und Pfizer ebenfalls die Notfallzulassung für einen zusätzlichen Booster, also die insgesamt vierte Dosis, beantragt - allerdings nur für Menschen ab 65 Jahren.
Der US-Elektroautobauer Lucid prüft eine Preiserhöhung für künftige Modelle wegen des nach eigenen Aussagen "enormen Inflationsdrucks". Lucid-CEO Peter Rawlinson verweist gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters auch auf die steigenden Nickelpreise nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine: "Ich denke, es wäre absolut töricht von mir zu sagen, dass wir unsere Preise niemals anheben werden."
Der Post-Konkurrent FedEx hat im jüngsten Geschäftsquartal dank des anhaltenden Online-Bestellbooms glänzend verdient. Der Nettogewinn kletterte gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 892 Millionen auf 1,1 Milliarden Dollar, wie der Paketdienst mitteilte. Die Erlöse legten um knapp zehn Prozent auf 23,6 Milliarden Dollar zu.
Der US-Videospielehändler Gamestop ist im vierten Quartal in die roten Zahlen gerutscht. Unter dem Strich stand ein Minus von 147,5 Millionen Dollar nach einem Gewinn von 80,5 Millionen Dollar im Vorjahr. Die Corona-Pandemie zwang das Unternehmen dazu, Hunderte von Geschäften zu schließen und auf den Online-Handel umzustellen.