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Geldanlage Stimmt die Rendite bei "grünen" Aktienfonds?

Stand: 30.08.2024 08:19 Uhr

"Grüne" Fonds hatten es zuletzt schwer. Durch die Energiekrise und den Krieg in der Ukraine rückte das Thema Nachhaltigkeit in den Hintergrund. Inzwischen kaufen Fondssparer aber wieder mehr solcher Finanzprodukte.

Von Andreas Braun, ARD-Finanzredaktion

Nachhaltigkeit ist längst auch in der Finanzbranche angekommen. Gutes tun und damit Rendite erzielen, das wollen immer mehr Anlegerinnen und Anleger. Allerdings kämpften nachhaltige Fonds in den vergangenen Jahren mit einer Reihe von Problemen.

"Man muss sich eine individuelle Lesart entwickeln", Andreas Braun, HR, zu grünen Fonds

tagesschau24, 30.08.2024 09:00 Uhr

So war die Kursentwicklung vieler Fondsprodukte mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit teilweise schlechter als die klassischer Fonds. Wer auf Solar- und Windparkhersteller setzte, hatte gegenüber einem klassischen breit gestreuten Aktien-Portfolio oft das Nachsehen. Im Zeichen der Energiekrise und des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine boomten statt dessen Aktien von Ölmultis und Rüstungskonzernen. Die Aktie von Rheinmetall etwa schaffte es nach einem starken Kursanstieg sogar bis in den Deutschen Aktienindex DAX.

Der Trend hat sich wieder gedreht

Diese schwächere Performance sei aber eher eine Momentaufnahme, meint zumindest Verena Menne vom Fachverband für Nachhaltige Geldanlagen, FNG: "Wenn man sich ein ganz bestimmtes Zeitfenster raussucht und dann Kurven vergleicht, kann man zu dem Ergebnis kommen, dass nachhaltige Fonds (…) schlechtere Renditen abgeworfen haben", so die Expertin. Es gebe aber auch wissenschaftliche Studien, die zeigten, "dass Nachhaltigkeit keine Renditeeinbußen mit sich bringt und sogar, dass nachhaltige Fonds eventuell ein bisschen risikoresilienter sind."

Auch wegen der eher enttäuschenden Wertentwicklung hatten nachhaltige Fonds im vergangenen Jahr weltweit mit Mittelabflüssen zu kämpfen. Im laufenden Jahr allerdings hat sich die Entwicklung wieder umgekehrt, "grüne" Fonds sammeln wieder Mittel ein. In Deutschland sei die Bedeutung nachhaltiger Fonds sogar 2023 gewachsen, so Menne und beruft sich dabei auf Statitiken des Fondsverbandes BVI: "Die Gesamtsumme nachhaltiger Publikumsfonds und Spezialfonds lag Ende 2023 bei rund 900 Milliarden Euro. Das ist ein Wachstum von 20 Prozent im Vergleich zum Jahr davor". Damit machen deutschen Gesamtmarkt nachhaltige Anlagen rund ein Fünftel aus, denn insgesamt kommt der Fondsmarkt auf rund vier Billionen Euro.

Greenwashing schreckt Interessenten ab

In den vergangenen Jahren stand die Fondsindustrie beim Thema Nachhaltigkeit aber auch aus einem anderen Grund unter Druck: der Vorwurf des "Greenwashings", also des Etikettenschwindels bei "grünen" Fondsprodukten, machte die Runde. Gegen die DWS, Fondstochter der Deutschen Bank, verhängte die US-Börsenaufsicht sogar eine Millionenstrafe, weil Fonds des Unternehmens eben nicht so nachhaltig waren, wie angegeben.

"Aktuell ist Greenwashing schon noch ein Problem, weil es einfach Verbraucherinnen und Verbraucher verunsichert, die gerne "grün" anlegen wollen und dann ernüchtert feststellen, dass sie dann doch irgendwie in Total und Shell investieren", meint dazu Magdalena Senn von der Nichtregierungsorganisation "Finanzwende".

Aktienauswahl per Ausschlussverfahren

Nachhaltige Fonds gehen in der Regel in mehreren Stufen vor, wenn sie Aktien auswählen. Zumeist werden bestimmte Branchen wie Waffen oder fossile Energien per Ausschlussverfahren ausgeklammert (s. Grafik). Dazu werden oft noch Nachhaltigkeitsbewertungen von Unternehmen berücksichtigt. Dabei spielt eine Rolle, inwieweit sich Firmen für den Klimaschutz, aber auch die Artenvielfalt oder den Schutz von Menschenrechten einsetzen.

Auf europäischer Ebene sind Fondsanlagen inzwischen nach bestimmten Kategorien unterteilt, um den Anlegerinnen und Anlegern die Entscheidung zu erleichtern. Laut der "EU-Offenlegungsverordnung" gibt es zwei Arten von nachhaltigen Fonds: Produkte nach Artikel 8 investieren zum Teil in nachhaltige Anlagen. Bei Fonds nach Artikel 9 wird dagegen ausschließlich in nachhaltige Anlagen investiert.

Anlegerinnen und Anleger wollen "Wirkung" erzielen

Auf so genannte "dunkelgrüne" Fonds nach Artikel 9 setzen auch einige Reihe von nachhaltigen Banken, die eigene Fonds im Angebot haben. "Wenn man bei Anlegerinnen und Anlegern nach nachhaltiger Geldanlage fragt, geht es mehr als zwei Drittel der Menschen eher um das Thema, ausdrücklich eine positive Wirkung zu erzielen'", so Florian Koss von der Triodos Bank, "also eigentlich ist es das, was unter Artikel 9 dann zusammengefasst ist, eine Wirkung der Fondsanlage und den Nachweis dafür."

Das gerade erst eingeführte Regelwerk der EU steht allerdings derzeit auf dem Prüfstand. Bis Mitte 2025 soll noch klarer werden, wie "grün" bestehende Fondsprodukte wirklich sind. Greenwashing soll dann weiter erschwert werden. "Die europäische Wertpapieraufsicht ESMA hat neue Leitlinien herausgegeben, und die sind wesentlich klarer und strenger", so Finanzwende-Expertin Senn, "wenn sie bis Mai nächsten Jahres für alle 'grünen' Fonds gelten, dann wird sich sehr viel tun, weil vieles dann nicht mehr drin sein darf, was da bisher drin ist."

Laut Senn werden dann einige Fonds auch Wertpapiere von Unternehmen verkaufen müssen, die nicht als nachhaltig eingestuft werden. Oder die Fonds müssten sich umbenennen und dürften mit ihrem Namen nicht mehr signalisieren, "grün" zu sein.

Fonds-Übersichten bieten Auswahlhilfe

Fondssparer und -sparerinnen müssen allerdings nicht bis zum nächsten Jahr warten, wenn sie auf nachhaltige Fonds setzen wollen. Wer wirklich "grün" investieren will, der wird dann auch jetzt schon fündig. Eine Übersicht über nachhaltige Fondsprodukte bietet etwa die FNG auf ihrer Internetseite. Die Nichtregierungs-Organisation "Facing Finance" hat ebenfalls einen Überblick auf der Seite "Faire Fonds" publiziert.

Andreas Braun, HR, tagesschau, 29.08.2024 16:44 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk Nova am 24. Juli 2024 um 11:10 Uhr.