Logo der Commerzbank an einer Filiale.
interview

UniCredit stockt bei Commerzbank auf "Ein feindlicher Übernahmeversuch"

Stand: 23.09.2024 17:04 Uhr

Das italienische Institut UniCredit hat mit dem Kauf weiterer Commerzbank-Anteile für Überraschung gesorgt. Welche Motive er dahinter sieht, erklärt Bankenexperte Thomas Hartmann-Wendels im tagesschau.de-Interview.

tagesschau.de: Wie bewerten Sie den jüngsten Schritt der UniCredit?

Thomas Hartmann-Wendels: Die Aufstockung des Anteils war weder abgesprochen, noch ist der Commerzbank-Vorstand einverstanden. Auch der Bund hatte schon von der vorigen zusätzlichen Aufstockung nichts mitbekommen. Das ist schon ein feindlicher Übernahmeversuch.

Zur Person

Professor Thomas Hartmann-Wendels ist Geschäftsführender Direktor des Instituts für Bankwirtschaft und Bankrecht an der Universität Köln. Zu seinen Arbeitsgebieten gehört unter anderem das Risikomanagement bei Banken und Krediten.

tagesschau.de: Die UniCredit will ja nun eine behördliche Erlaubnis für weitere Zukäufe bis 29,9 Prozent einholen. Sehen Sie dafür eine Chance?

Hartmann-Wendels: Ich glaube nicht, dass das genehmigt wird. Nach der Finanzkrise ist man ja ohnehin von der Idee größerer Finanzinstitute abgerückt, um die "Too big to fail"-Problematik zu vermeiden. Wenn bei einem fusionierten Institut nun wirklich etwas schief gehen würde, müssten sich dann sogar zwei Staaten um die Lösung kümmern. Solche systemischen Risiken wird man sicher vermeiden wollen.

tagesschau.de: Welche Handlungsoptionen bleiben der UniCredit dann noch?

Hartmann-Wendels: Gegen den Willen der Bundesregierung wird sie eine solche Transaktion sicherlich nicht durchziehen können. Ich glaube, dass der Übernahmeversuch scheitern wird.

tagesschau.de: Warum versuchen die Italiener diesen Schritt dann überhaupt?

Hartmann-Wendels: Die UniCredit hat ja mit der HypoVereinsbank bereits ein Standbein in Deutschland. Eine stärkere Präsenz ist da sicherlich attraktiv. Denn ein weiteres Institut verspricht natürlich Synergieeffekte etwa durch Zusammenlegungen und Filialschließungen.

Das Gespräch führte Detlev Landmesser.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 23. September 2024 um 17:15 Uhr.