Zahlungsverkehr Bundesbank macht sich für das Bargeld stark
Im Einzelhandel wird zunehmend elektronisch oder mit der Karte bezahlt. Gleichzeitig hat Bargeld einige Vorteile. Die Bundesbank will den traditionellen Zahlungsweg nun mit einer Kampagne unterstützen.
Das Ende des Bargelds sei nahe, wird immer wieder kolportiert. Die Sorge kommt auf, wenn Grenzen für Bargeschäfte diskutiert werden, um Geldwäsche einzudämmen. Sie taucht in der Boulevardpresse auf, wenn aus Kostengründen überlegt wird, kleine Münzen einzuziehen. Arglose Touristen wittern erbost ein Ende des Bargelds, wenn sie in modischen Berliner Restaurants nur noch bargeldlos zahlen dürfen.
Die Bundesbank stützt nun mit einer breiten Kampagne das Bargeld. Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz machte bei einer Pressekonferenz in Frankfurt am Main deutlich, dass Bargeld zur wesentlichen Infrastruktur eines Landes gehört und unverzichtbar sei.
"Kernaufgabe und Kernprodukt"
In vier Wochen, kündigte Balz an, werde in Berlin das erste Nationale Bargeldforum veranstaltet, zu dem Handel, Banken und Behörden erwartet werden. Zur Vorbereitung hat die Bundesbank eine Broschüre "Bargeld der Zukunft" herausgegeben, in der Zukunftsbilder skizziert werden. Sie sollen deutlich machen, dass eine voll digitalisierte Zukunft mit wenig Bargeld Gefahren mit sich bringt.
Die Bundesbank hat unter anderem die Funktion einer Notenbank: Gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) sorgt sie für Herstellung, Kontrolle und Verteilung des Bargelds. "Für uns wird Bargeld immer eine Kernaufgabe bleiben", sagte Balz. "Kernaufgabe und Kernprodukt".
Nötig für die milde Gabe
Die Vorzüge gegenüber Karten, Konten und Wallets sind banal: Bargeld funktioniert auch ohne Strom, ist leicht transportierbar, gut lagerbar und klar zu erkennen. Bei Krisen und Katastrophen ist Bargeld oft das einzige Mittel, um noch kaufen und bezahlen zu können.
Auch in normalen Zeiten spricht viel für Cash: Die meisten Menschen haben besseren Überblick zu ihren Finanzen, wenn sie bar zahlen. Die Schäden durch Cyberdiebstähle von Konten sind weit höher als die durch Diebstahl von Bargeld. Milde Gaben und kleine Geschenke für Kinder sind praktisch nur bar zu zahlen. Ob die Anonymität von Bargeld ein Vorteil oder ein Nachteil ist, hängt von der Sichtweise ab. Privatleute denken an Diskretion, Steuerfahnder und Strafverfolger an krumme Geschäfte, Geldwäsche und Schwarzarbeit.
Studien zeigen, dass der Anteil der Bargeschäfte sinkt. Die jüngsten Daten der regelmäßigen Bundesbank-Untersuchungen zum Zahlungsverhalten stammen von 2021: 58 Prozent der Käufe wurden damals bar bezahlt. Vier Jahre zuvor waren es noch 74 Prozent. Das Kölner Institut EHI hat festgestellt, dass 2023 im Einzelhandel nur noch 37,5 Prozent der Kunden bar zahlten.
Kosten für Automaten und Logistik
Bargeld wird immer weniger im täglichen Geschäft verwendet. Auf den einzelnen Kauf gerechnet, steigen damit die Kosten, die das Bargeldsystem verursacht. Das belastet Banken, Handel und Bundesbank. "Wir wollen nicht nur beobachtend und kommentierend an der Seitenlinie stehen", sagt Bundesbank-Vorstand Balz. Das geplante Nationale Bargeldforum sieht er als ersten Schritt, Lösungen zu finden.
Für Banken sind die Kosten von Filialen, Automaten und für den Umschlag von Bargeld erheblich. Gleichzeitig bringt reines Auszahlungsgeschäft der Bank nichts ein. Die Zahl der Bankfilialen sinkt seit Jahren. Es gibt auch immer weniger Geldautomaten. Da mittlerweile an vielen Supermarktkassen mit Kredit- und Debitkarten Bargeld beschafft werden kann, ist der Zugang zu frischem Geld noch nicht schwierig geworden. Wenn aber immer mehr bargeldlos bezahlt wird, geht auch Supermarktkassen das Geld aus.
Das "Bargeld-Paradox"
Während der Anteil der täglichen Geschäfte, die bar abgewickelt werden, sinkt, steigt die Gesamtmenge des Geldes. Bundesbank-Vorstand Balz sprach vom "Bargeldparadox". Offenbar werden enorme Geldmengen von Banken, Unternehmen, Privatleuten und Kriminellen gelagert.
Vor zwanzig Jahren hatte die Bundesbank Banknoten für 165 Milliarden Euro herausgegeben. Ende 2022 waren es 900 Milliarden Euro, Ende des vergangenen Jahres dann bereits 921 Milliarden Euro.
In einer ersten Version dieses Artikels haben wir das von der Bundesbank herausgegebene Bargeld Ende 2022 falsch angegeben. Dies haben wir korrigiert.
Mehr zum Hintergrund dieser und anderer Korrekturen finden Sie hier: tagesschau.de/korrekturen