Stellungnahme vorgelegt Banken befürworten digitalen Euro
Kurz vor der Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) hat sich die deutsche Kreditwirtschaft geschlossen für die Einführung des digitalen Euro ausgesprochen - als Ergänzung zum Bargeld.
Eine offizielle Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Einführung des digitalen Euro steht zwar noch aus, doch in der Finanzbranche bestehen kaum noch Zweifel, dass die Notenbank einem solchen Pilotprojekt grünes Licht erteilen wird. Dabei kann sie auf Unterstützung der gesamten deutschen Kreditwirtschaft aus Privatbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken zählen.
In einer Studie, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt, hat sich die Deutsche Kreditwirtschaft (DK), der Zusammenschluss der fünf deutschen Bankenverbände, für die Einführung des digitalen Euro ausgesprochen. "Wir sind davon überzeugt, dass ein digitaler Euro von zentraler Bedeutung ist, um die digitale und monetäre Souveränität Europas zu stärken und die mittel- und langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Kontinents zu sichern", heißt in einer Erklärung.
Bürger sollen digitale Geldbörsen erhalten
Der Vorschlag der Banken sieht vor, dass der digitale Euro drei Elemente enthalten sollte: ein digitaler Euro für den Alltagsgebrauch der Bürger als Ergänzung zum Bargeld, eine spezielle Form für die Kapitalmärkte und den Interbankenverkehr sowie sogenannte "Giralgeldtoken" für den Einsatz in der Industrie.
Dazu könnten die Banken den Verbrauchern elektronische Geldbörsen, sogenannte "Wallets", zur Verfügung stellen, die es Smartphone-Nutzern heute schon ermögliche, dort ihre EC- oder Kreditkarten abzulegen. Jedem Bürger in der Eurozone sollte zudem ein Rechtsanspruch auf eine elektronische Geldbörse bei einem Geldhaus seiner Wahl eingeräumt werden, um die Akzeptanz eines digitalen Euro in der Bevölkerung zu stärken. Wie Bargeld sollte der digitale Euro unverzinst bleiben. Ob das auch bedeutet, dass mit dem digitalen Euro keine Negativzinsen erhoben werden, lässt der Branchenverband offen.
4000 Euro pro Bürger?
Auch die Frage einer festen Obergrenze für die Bürger beantwortet der Verband nicht eindeutig. Er spricht sich lediglich für deren Einführung aus, nennt aber keine konkrete Summe - wohl wissend, wie kontrovers dieses Thema diskutiert wird. "Wir sind überzeugt, dass deren Höhe von größter politischer, wirtschaftlicher und kommunikativer Bedeutung ist und für den Erfolg eines digitalen Euro möglicherweise entscheidend sein kann", heißt es in der Studie. Im Gespräch waren zuletzt 4000 Euro pro Kopf der Gesamtbevölkerung. Die EZB hatte einmal die Summe von 3000 Euro genannt.
Die EZB will eine Entscheidung um die Jahresmitte herum verkünden. Den Währungshütern sind Kryptowährungen wie der Bitcoin ein Dorn im Auge, denn die entziehen sich ihrem Einfluss und ihrer Kontrolle. Die chinesische Notenbank hat bereits Zahlungen mit solchen Währungen verboten. Allerdings wollen auch die Chinesen eine digitale Währung einführen. Deren Einfluss gilt es zu konterkarieren.
China nicht das Feld überlassen
Um insbesondere China im Bereich digitaler Währungen nicht das Feld zu überlassen, sei eine gemeinsame europäische, unabhängige Lösung nötig, fordern die Ökonomen der Deutschen Bank. Mit der Einführung einer eigenen digitalen Währung würde die EZB dafür sorgen, dass Europa weder von außereuropäischen Digitalwährungen noch von außereuropäischen Zahlungsdienstleistern abhängig wird.
Experten vermuten zudem, dass die EZB nach weiteren Instrumenten sucht, um das Verhalten der Bürger zu beeinflussen. So könnten negative Zinsen auf den digitalen Euro die Verbraucher dazu anregen, ihr Geld auszugeben, statt es auf dem Konto liegen zu lassen. Damit würde die EZB ihren geldpolitischen Einfluss ausweiten, was mit der zuletzt beobachteten Nutzung von Kreditkarten oder Anbietern wie PayPal nicht möglich ist.