Erste Pressekonferenz der Federal Reserve Bernankes historischer Auftritt
Ben Bernanke setzt auf Transparenz: Erstmals in der 97-jährigen Geschichte der Federal Reserve hat ein US-Notenbankchef einen Zinsbeschluss auf einer Pressekonferenz dargelegt. Der Leitzins bleibt wie erwartet auf seinem historischen Tiefstand nahe null.
Von Rüdiger Paulert, WDR-Hörfunkstudio Washington
Das besondere an der ersten Pressekonferenz eines amerikanischen Notenbankchefs waren nicht seine Worte, sondern die Tatsache, dass Fed-Chef Ben Bernanke beim komplizierten Thema Geldpolitik überhaupt die Öffentlichkeit suchte. Er mache dies, so erklärte er vor der Presse in Washington, weil die anderen bedeutenden Notenbanken dies auch praktizierten. Außerdem liefere eine solche Pressekonferenz die Gelegenheit, Zusammenhänge darzustellen und zusätzliche Informationen zu geben, sagte der Fed-Chef.
Wie von Experten erwartet bleiben die Zinsen in den USA weiterhin auf ihrem historischen Tiefststand. Bernanke bestätigte, dass ein Sonderprogramm der Fed im Sommer ausläuft. Seit Herbst letzten Jahres kauft die Fed im Rahmen dieses Programms US-Staatsanleihen und pumpt dadurch bis Ende Juni insgesamt 600 Milliarden Dollar in den Markt, um die amerikanische Wirtschaft zu stärken. Soweit die zentralen Beschlüsse, die der so genannte Offenmarktausschuss der amerikanischen Federal Reserve, vergleichbar dem europäischen Zentralbankrat, bei seiner zweitägigen Sitzung gefasst hat.
Inflation laut Bernanke kein Grund zur Sorge
Dabei gehe der Offenmarktausschuss davon aus, dass sich die amerikanische Wirtschaft mit moderater Geschwindigkeit erhole. Zudem bereite ihm die Inflation gegenwärtig noch keine Sorgen, betonte Bernanke und vertrat die Ansicht, dass der zu beobachtende Preisschub für Rohstoffe und Benzin wohl nur von vorübergehender Natur sei. Dies werde aber genauestens verfolgt, kündigte er an. Man gehe aber davon aus, dass die Preise bald wieder sänken. Deshalb auch könnten die Zinsen für einen verlängerten Zeitraum auf Niedrigstniveau verharren. Doch was ist ein verlängerter Zeitraum, bohrte ein Journalist. Bernankes Antwort: "Eine verlängerter Zeitraum heißt, dass es noch eine Reihe von weiteren Treffen geben wird, bis wir aktiv werden. Aber unglücklicherweise nutzen wir immer diese vage Formulierung, weil wir nicht mit Sicherheit wissen, wann wir tätig werden müssen."
Kurz: vielleicht ein paar Monate noch, vielleicht aber auch noch länger bleiben die Zinsen in den USA unten. Dies gefährde doch den Wert des Dollars, wandte ein anderer Journalist ein. Bernanke antwortete im üblichen Kauderwelsch der Notenbankchefs ohne konkreter zu werden: "Die Federal Reserve glaubt, dass ein starker und stabiler Dollar im Interesse der amerikanischen und der globalen Wirtschaft ist."
Routinierter Auftritt
Nur als Bernanke auf das US-Haushaltsdefizit und die Drohung der Ratingagentur Standard & Poor’s angesprochen wurde, die Kreditwürdigkeit herabzustufen, blitzte es in seinen Augen. Er hoffe, dass dies ein Anreiz für Regierung und Kongress sei, sich dieses Problems endlich anzunehmen.
Insgesamt bewegte sich der öffentliche Aufmerksamkeit gewohnte Bernanke routiniert durch die knapp einstündige Pressekonferenz. Nur hin und wieder war seine Sorge vor einer unvorsichtigen Äußerung doch zu spüren, wenn er mit einer Antwort zögerte. So brachte die Pressekonferenz in der Sache im Grunde nichts Neues. Höchstens ein paar ungewohnte Formulierungen des Notenbankchefs werden Interpretationsversuche von Wirtschaftsexperten nach sich ziehen. Schließlich kann ein richtig verstandenes Signal an den Finanzmärkten Millionen wert sein.