Kampf gegen Wirtschaftskrise in Eurozone EZB senkt Leitzins auf Rekordtief
Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins in der Währungsunion auf ein Rekordtief gesenkt. Sie nahm ihn von 0,75 auf 0,5 Prozent zurück. EZB-Präsident Draghi begründete die Entscheidung mit der Wirtschaftskrise und der geringen Inflationsgefahr.
Im Kampf gegen die Rezession macht die Europäische Zentralbank (EZB) das Geld im Euroraum noch billiger. Der Leitzins sinkt um weitere 0,25 Punkte auf das historische Tief von 0,5 Prozent. Das beschloss der EZB-Rat bei seiner auswärtigen Sitzung im slowakischen Bratislava.
Damit kommen Geschäftsbanken im Euroraum so günstig an Zentralbankgeld wie nie seit Einführung der Gemeinschaftswährung im Jahr 1999. EZB-Präsident Mario Draghi begründete die Entscheidung mit der Wirtschaftskrise und der geringen Inflationsgefahr. "Die Lage am Arbeitsmarkt ist schlecht." Die pessimistischere Stimmung in der Wirtschaft habe sich zudem ausgedehnt. "Die Zinssenkung soll die Erholung im weiteren Jahresverlauf unterstützen", sagte Draghi.
Weitere Zinssenkungen schloss der Italiener nicht aus. "Wir sind zum Handeln bereit", sagte Draghi. "Wir werden uns sicher alle neuen Daten anschauen." Er gehe aber davon aus, dass es in der zweiten Jahreshälfte wieder bergauf geht. "
Das Zinsniveau im Euroraum ist bereits seit Juli 2012 extrem niedrig. Außerdem greift die EZB den Banken zusätzlich mit langlaufenden Krediten zu extrem günstigen Konditionen unter die Arme. Dennoch reichte die Finanzbranche das billige Geld in Form von Krediten bislang nicht an Unternehmen und Verbraucher weiter.
Wirtschaft kommt nicht in Schwung
Vor allem die Wirtschaft in Europas Krisenländern kommt nicht wie erhofft in Schwung. Griechenland, Italien, Portugal, Spanien - sie alle ächzen unter harten Reformen und hoher Arbeitslosigkeit. Ökonomen bezweifeln allerdings, dass noch niedrigere Zinsen die schwächelnde Konjunktur tatsächlich anschieben können.
Die Entscheidung des EZB-Rats, mit noch billigerem Geld ein Zeichen zu setzen, dürfte durch der nachlassende Teuerungsdruck begünstigt worden sein. Denn trotz der weit geöffneten Geldschleusen ist die Inflation in der Eurozone auf dem Rückzug. Im April sank die Inflationsrate auf 1,2 Prozent - und damit klar unter die EZB-Zielmarke von knapp 2,0 Prozent.