EZB startet Probephase Auf dem Weg zum digitalen Euro
Die Einführung des digitalen Euros wird konkreter: Die EZB startet eine zweijährige Probephase. Die digitale Währung soll Kryptowährungen wie dem Bitcoin Konkurrenz machen.
Es ist ein nächster Schritt in Richtung digitaler Euro: Die Europäische Zentralbank startet dazu nun ein Großprojekt, zunächst befristet auf zwei Jahre. In der Zeit arbeiten die Zentralbanker an einer möglichen digitalen Währung. Dabei soll es nicht nur um technische Aspekte gehen, sondern auch um den Datenschutz und die Privatsphäre der Nutzer.
Ob die Europäer also bald ihren Kaffee mit dem digitalen Euro bezahlen können? Sicher sei das noch nicht, meint Jürgen Schaaf, der bei der EZB für das Projekt mit zuständig ist. "Das heißt, es ist noch keine endgültige Entscheidung getroffen, aber wenn Sie so wollen, hat die Rakete die erste Stufe gezündet."
Der digitale Euro gleicht dem baren Euro
Ob sie dann wirklich abhebt, wird die EZB voraussichtlich erst nach Abschluss des Projekts entscheiden. Was aber haben Verbraucher von so einem digitalen Euro, nachdem sie bereits jetzt digital bezahlen können - etwa mit ihrem Smartphone an der Ladenkasse, ihrer Kreditkarte oder Online-Bezahldiensten im Internet? Schaaf, Berater für die Abteilung Marktinfrastruktur und Zahlungsverkehr, erklärt den Unterschied so:
Sie können digital bezahlen, das machen Sie als Bürger weitgehend mit sogenanntem Geschäftsbankengeld, also Geld, das letztendlich der Bank gehört. Wenn Sie mit dem digitalen Euro bezahlen, würden Sie elektronisch bezahlen mit etwas, das dem Bargeld gleichkäme.
Und damit sei er genauso sicher. Selbst im Falle einer Bankenpleite könnten Bürger darauf zugreifen. Dabei soll der digitale Euro Bargeld laut Schaaf nur ergänzen, nicht ablösen. Damit entwickelt die EZB eine europäische Alternative zu Kryptowährungen wie etwa Bitcoins.
Sie will auch ausländischen Privatkonzernen wie Facebook etwas entgegensetzen, die eine eigene Währung entwickeln - denn, so warnt EZB-Vertreter Schaaf: "Wir müssen darauf achten, dass auch in fünf bis zehn Jahren die monetäre und finanzwirtschaftliche Souveränität Europas nicht komplett in den Händen nicht-europäischer, privater oder staatlicher Anbieter von digitalen Lösungen liegt."
Banken und Datenschützer nicht ohne Skepsis
Obwohl viele Fragen rund um den digitalen Euro noch offen sind, sorgen sich die Banken, sie könnten damit womöglich überflüssig werden. Deshalb bringen sie bereits eigene Vorschläge ins Spiel - zum Beispiel die Volks- und Raiffeisenbanken. So sagte etwa Andreas Martin, Mitglied im Vorstand des Bundesverbandes, bei einer Pressekonferenz bereits Anfang der Woche: "Ein digitaler Euro sollte den Bürgern als digitale Form des Bargelds für ihre alltäglichen Zahlungen zur Verfügung stehen, und die Versorgung sollte wie beim Bargeld über die bestehende Bankverbindung erfolgen." Damit würden Verbraucher den digitalen Euro von ihrer Hausbank bekommen, um ihn zum Beispiel auf ihrem Smartphone in einer Bargeld-App mit sich herumzutragen und damit überall bezahlen zu können - mit oder ohne Internetverbindung.
Auch die europäischen Datenschützer beobachten das Projekt genau. Sie fordern, den digitalen Euro so zu programmieren, dass Verbraucher damit anonym bezahlen können - zumindest kleinere Beträge an der Ladenkasse. Michael Kaiser von der hessischen Datenschutzaufsicht warnt, anderenfalls drohe durch die Einführung und Verwendung des digitalen Euros eine komplette Überwachung des Zahlungsverhaltens eines jeden Nutzers. "Eine solche vollständige Überwachung lässt sich auch durch die Anforderungen zur Verhinderung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung nicht begründen", so Datenschützer Kaiser. Bei der EZB heißt es, technisch gesehen ließe sich so etwas auch weitgehend umsetzen - aber welches Maß an Anonymität sinnvoll sei, werde derzeit noch diskutiert.