Neue Diskussion über Gemeinschaftswährung Griechen raus aus dem Euro?
Die Bundesregierung hält laut einem Bericht des "Spiegel" einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone für verkraftbar für die Gemeinschaftswährung. Der Wirtschaftsweise Bofinger warnt dagegen vor dem Schritt.
Die Bundesregierung hat nach einem Medienbericht ihre Haltung zu einem Austritt Griechenlands aus der Eurozone offenbar geändert. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble hielten ein Ausscheiden des Krisenlandes aus der Währungsgemeinschaft inzwischen für verkraftbar, berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" unter Berufung auf Regierungskreise.
Grund für diese Einschätzung seien Fortschritte, die die Eurozone seit dem Krisenhöhepunkt 2012 gemacht habe. So sei die Ansteckungsgefahr für andere Länder begrenzt, weil Portugal und Irland als saniert gelten, heißt es laut "Spiegel" zur Begründung. Zudem stehe mit dem Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) ein schlagkräftiger Rettungsmechanismus zur Verfügung. Für die Sicherheit großer Kreditinstitute sorge die Bankenunion.
Wahl entscheidet wohl über Ausscheiden
Griechenland wählt am 25. Januar ein neues Parlament. Nach Umfragen könnte das Linksbündnis von Alexis Tsipras die konservative ND-Partei von Regierungschef Antonis Samaras überflügeln. Tsipras will die Sparpolitik beenden und einen Schuldenerlass erreichen. In diesem Fall halte die Bundesregierung ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro für nahezu unausweichlich, hieß es in der Meldung weiter.
Weder Kanzleramt noch Finanzministerium wollten den Bericht bisher kommentieren. Ein Sprecher des Finanzministeriums verwies auf eine Äußerung Schäubles von Montag. Der CDU-Politiker hatte vor einer Abkehr vom Sparkurs gewarnt: "Wenn Griechenland einen anderen Weg einschlägt, wird es schwierig", erklärte er.
Warnungen vor möglichen Gefahren
Der Europa-Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth (SPD), sprach sich jedoch gegen einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone aus. "Griechenland ist Mitglied der Eurozone. Und sollte es bleiben", schrieb er auf Twitter. Man solle "jetzt nichts herbeireden, was politisch und wirtschaftlich unklug wäre", fügte er hinzu.
Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger warnte ebenfalls nachdrücklich vor einem Ausscheiden Griechenlands aus der Europäischen Währungsunion. "Ein solcher Schritt wäre mit sehr hohen Risiken für die Stabilität des Euro-Raums verbunden", sagte das Mitglied des Sachverständigenrats der "Welt am Sonntag". Dadurch würde "ein Geist aus der Flasche gelassen, der nur schwer beherrschbar wäre", erklärte Bofinger.
Lucke hofft auf Austritt
AfD-Chef Bernd Lucke sieht sich durch den "Spiegel"-Bericht bestätigt. "Ich begrüße die späte Einsicht von Frau Merkel und Schäuble, dass ein Austritt Griechenlands aus dem Euro verkraftbar wäre", sagte der Vorsitzende der eurokritischen "Alternative für Deutschland" der Deutschen Presse-Agentur. Die Bundesregierung habe jahrelang die Wähler irregeführt und Katastrophenszenarios für den Fall eines griechischen Euroaustritts an die Wand gemalt. Dabei sei es jedem Fachmann immer klar gewesen, dass es geeignete Sicherungsmechanismen gibt, um ein kleines Land wie Griechenland geordnet aus dem Euro zu führen.