EU-Kommission legt Herbstprognose vor Die Euro-Wirtschaft schwächelt
Düstere Prognose der EU-Kommission: Im Euro-Raum wird das Wachstum deutlich schlechter ausfallen als bisher erwartet. Für 2014 rechnet Brüssel mit nur noch 0,8 Prozent Plus. Das erhöht den Druck auf Deutschland, mehr Geld auszugeben.
Die Aussichten für Europas Wirtschaft verdüstern sich zusehends. Für das laufende Jahr rechnet die EU-Kommission für die Eurozone mit nur noch 0,8 Prozent Wachstum statt der im Frühjahr prognostizierten 1,2 Prozent. Auch für 2015 revidierten die Kommissare ihre Prognose. Demnach werden die Euro-Staaten dann um 1,7 Prozent nur um 1,1 Prozent zulegen.
Als Risiken für die Konjunktur nennt die EU-Kommission die Krisen auf der Welt, die Spannungen an den Finanzmärkten und fehlende Strukturreformen. Die EU-Kommission warnt auch vor einer dauerhaft extrem niedrigen Inflation.
Lokomotive ohne Dampf
Deutschland schlittert nach der Herbstprognose in diesem Jahr am Rande der Rezession entlang und kann seine Rolle als Konjunkturlokomotive Europas wohl nicht mehr erfüllen. Die deutsche Wirtschaft wird laut EU-Kommission nach dem negativen Frühlingsquartal auch im dritten Quartal mit null Prozent stagnieren.
Die Konjunkturflaute belastet zudem die Haushalte vieler Staaten. So wird Frankreich laut der Prognose ungeachtet eines milliardenschweren Sparpakets sein ausgeufertes Defizit auch auf längere Sicht nicht in den Griff bekommen.
Um den Aufschwung anzukurbeln, will die EU-Kommission noch vor Weihnachten ein 300 Milliarden Euro schweres Investitionspaket vorstellen. Wie es finanziert werden soll, ist allerdings noch unklar.
Zugleich rief die EU-Kommission Deutschland und andere Eurostaaten zu mehr öffentlichen Investitionen auf, um die Wirtschaft in Gang zu bringen. Dafür gebe es in Deutschland Spielraum, denn die staatliche Verschuldung sei "nicht alarmierend", sagte EU-Vize-Kommissionschef Jyrki Katainen. Deutschland könne eine wichtige Rolle spielen, um die Wirtschaft der Eurozone und der EU anzukurbeln, sagte der konservative Finne.
Allerdings seien mehr Wachstumsmotoren nötig: Europa werde nicht überleben, wenn es "nur ein oder zwei oder drei Motoren" gebe. Katainen sprach sich insbesondere für Investitionen in die Infrastruktur aus.