Die Rohre einer künftigen Wasserstoffleitung liegen vor der Kulisse eines Windparks.

Energieversorgung Erster Liefervertrag für "grünen" Wasserstoff

Stand: 11.07.2024 17:27 Uhr

Deutschland hat mit Verspätung seinen ersten Einkaufsvertrag zum Import von Wasserstoff abgeschlossen. Von 2027 bis 2032 sollen über 259.000 Tonnen Ammoniak per Schiff aus Ägypten geliefert werden.

Für mehr klimafreundlichen Wasserstoff importiert Deutschland in den kommenden Jahren mehr als 250.000 Tonnen "grünen" Ammoniak. Von 2027 bis 2032 sollen mindestens 259.000 Tonnen des Wasserstoff-Derivats per Schiff aus Ägypten geliefert werden, teilte das Wirtschaftsministerium heute mit.

Im Rahmen der entsprechenden Liefervereinbarung wird das Unternehmen Fertiglobe aus den Vereinigten Arabischen Emiraten mittels Wind- und Sonnenenergie in Ägypten Ammoniak herstellen, der schließlich in Deutschland zu "grünem" Wasserstoff umgewandelt wird - "grün", weil die Herstellung mit Erneuerbaren Energien erfolgen soll. Dafür werden in Ägypten neue Solar- oder Windkraftwerke gebaut.

Staatliches Förderprogramm

Ursprünglich hatte die Regierung auf erste Lieferungen bereits Ende 2024 gehofft. Ammoniak ist leichter zu transportieren als Wasserstoff, muss in Deutschland dann aber wieder in Wasserstoff umgewandelt werden. Der Produktionspreis des Ammoniaks soll bei gut 800 Euro pro Tonne liegen, dazu kommen Transportkosten. Der Wert der Lieferung dürfte so etwa 300 Millionen Euro betragen.

Die Vereinbarung ist das Ergebnis einer ersten, Ende 2022 gestarteten Ausschreibung im Rahmen des Förderprogramms "H2Global", das einen funktionierenden internationalen Markt für "grünen" Wasserstoff zum Ziel hat. Als Stiftung übernimmt "H2Global" eine Scharnierfunktion zwischen Produktionsländern vor allem auf der südlichen Halbkugel und den Industriestaaten als Abnehmer. Solche Wasserstoffprodukte werden möglichst günstig eingekauft und an Unternehmen in Deutschland oder der EU meistbietend verkauft.

Mit der Pilot-Ausschreibung hat die Regierung nun erstmals einen konkreten Hinweis zu den Kosten der "grünen" Wasserstoff-Produktion. Auf Basis des Ammoniak-Preises komme man auf etwa 4,50 Euro Produktionskosten pro Kilo Wasserstoff, teilte das Ministerium mit. Beim Einsatz von Erdgas, sogenannter "grauer" Wasserstoff, sind es etwa drei bis vier Euro. Mögliche Verluste beim Weiterverkauf werden durch die staatliche Förderung ausgeglichen. Als konkurrenzfähig gilt derzeit ein Preis von 4,40 Euro pro Kilo.

Deutschland will Leitmarkt werden

Das Vorhaben ist Teil der Wasserstoff-Strategie der Regierung, die noch durch eine Import-Strategie ergänzt wird. Die jetzt vereinbarte Liefervertrag sei ein wichtiger Schritt für die Transformation des Industriestandorts Deutschland, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). "Die Verfügbarkeit preisgünstiger grüner Energie - nun auch in Form von Wasserstoff - wird auch zukünftig ein wichtiger Standortfaktor für die Industrie sein."

Deutschland will Leitmarkt für die Wasserstoff-Wirtschaft werden. Weltweit stößt die Regierung mit verschiedenen Ländern hierzu Projekte an. Wasserstoff gilt als Schlüssel, um vor allem die Grundstoffindustrie in Deutschland klimaneutral zu machen. Zudem soll er aber auch Gas-Kraftwerken eingesetzt werden, um die wachsende aber stark schwankende Produktion von Wind- oder Solarstrom auszugleichen.

Darüber hinaus wird Wasserstoff wird auch im Luft- und Schiffsverkehr benötigt. Es wird davon ausgegangen, dass Deutschland langfristig etwa ein Drittel des Bedarfs selbst produzieren kann, der Rest muss eingeführt werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk in den Nachrichten am 11. Juli 2024 um 16:00 Uhr.