Rund drei Milliarden Euro Deutschland darf in Wasserstoffnetz investieren
Die EU-Kommission hat Deutschland grünes Licht für milliardenschwere Beihilfen zur Entwicklung der Wasserstoffinfrastruktur gegeben. Bis 2032 soll ein 9.700 Kilometer langes Kernnetz entstehen.
Die EU-Kommission erlaubt Deutschland, rund drei Milliarden Euro in seine Wasserstoff-Infrastruktur zu investieren. Die geplante Förderregelung diene den Zielen der EU-Wasserstoffstrategie und des Klimaschutz-Pakets "Fit für 55", teilten die Wettbewerbshüter mit.
Das Wasserstoff-Kernnetz soll das Rückgrat des Fernleitungsnetzes für Wasserstoff in Deutschland bilden und Teil der europäischen Wasserstoff-Grundstruktur sein.
Unternehmen sollen günstige Kredite bekommen
Durch die Subventionen würden Fernleitungen errichtet, mit denen die Nutzung von klimafreundlichem Wasserstoff durch Industrie und Verkehr hochgefahren werden soll, hieß es von der Brüsseler Behörde. Die positiven Auswirkungen der Beihilfen seien größer als der potenzielle Schaden, der etwa durch Wettbewerbsverzerrungen entstehen könne.
Wenn der Staat ein Unternehmen mit Geld oder Steuervorteilen unterstützen will, gelten in der EU dafür sehr strenge Regeln. Damit soll sichergestellt werden, dass der Wettbewerb zwischen Konkurrenten nicht vom Staat verzerrt wird. Die Kommission überwacht, ob diese Regeln eingehalten werden. Der Bundestag hatte im April den Finanzierungsweg für das Wasserstoff-Kernnetz beschlossen.
Konkret sollen Unternehmen in Form von staatlichen Garantien unterstützt werden, durch die sie günstige Darlehen erhalten können. Damit könnten Verluste, mit denen zu Beginn des Projekts gerechnet wird, gedeckt werden. Die staatliche Förderbank KfW soll Darlehen gewähren, deren Zinsen unter den Marktsätzen liegen. "Die Darlehen sind bis 2055 zurückzuzahlen, wobei Höhe und Zeitpunkt der Rückzahlungen angepasst werden an den erwarteten allmählichen Anstieg der Nachfrage nach Wasserstoff", so die EU-Kommission.
Wasserstoff-Kernnetz soll bis 2032 entstehen
Grüner Wasserstoff, der vor allem auf Basis Erneuerbarer Energien aus Wind und Sonne hergestellt wird, soll in Zukunft eine tragende Rolle spielen. Damit sollen fossile Brennstoffe wie Diesel für Lkw oder Kohle in Hochöfen ersetzt werden. Das Wasserstoff-Kernnetz soll zunächst rund 10.000 Kilometer lang sein und im Wesentlichen bis 2032 stehen. Die erste große Leitung soll bereits im Jahr 2025 in Betrieb genommen werden.
Die Infrastruktur soll schließlich Industrie, Kraftwerke, Häfen und Speicher miteinander verbinden. Die Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) schätzen die Kosten auf knapp 20 Milliarden Euro. Das Kernnetz soll grundsätzlich vollständig über Gebühren der Nutzer finanziert werden. Zu gut 60 Prozent können bestehende Erdgas-Röhren umgewidmet werden, zum anderen Teil sind Neubauten nötig.
Auf Dauer geht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) davon aus, dass Deutschland 30 bis 50 Prozent seines Wasserstoffbedarfs selbst produzieren wird. Die restlichen Mengen müssen über Pipelines oder in Form von Ammoniak per Schiff importiert werden - beispielsweise über einen Korridor von Nordafrika über Süditalien nach Süddeutschland.