Ampel-Pläne Kritik an Förderung der Plug-in-Hybride
Umweltschützer kritisieren es als "klimapolitischen Irrweg", dass die Ampel-Koalition Plug-in-Hybride weiter staatlich fördern will. Umstritten bleibt, wie oft die Autos tatsächlich im rein elektrischen Betrieb gefahren werden.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat die Ampel-Pläne zur weiteren staatlichen Subventionierung von Plug-in-Hybridfahrzeugen kritisiert. "Dass die Anschaffung von Plug-in-Hybriden noch bis Ende des kommenden Jahres ohne Vorgaben subventioniert werden soll, ist ein klimapolitischer Irrweg", sagte Jens Hilgenberg, Leiter Verkehrspolitik, der Deutschen Presse-Agentur.
Konzerninterne Fehleinschätzungen bei der Bauteilbeschaffung dürften dafür keine Legitimation bieten, sagte Hilgenberg mit Blick auf Materialmangel in der Autobranche und lange Wartezeiten für Kunden. "Jegliche Art von Kaufbeihilfen und steuerlicher Vorteile für Plug-in-Hybride müssen auf null zurückgefahren werden."
Spritsparer oder Klimaproblem?
Plug-in-Hybride kombinieren einen Elektroantrieb mit einem Verbrenner. Das Ziel dabei: In der Stadt sollen die Fahrzeuge elektrisch und emissionsfrei gefahren werden, auf einer langen Strecke kann schließlich der Verbrennungsmotor genutzt werden. Kontrovers diskutiert wird, wie häufig diese Fahrzeuge wirklich im rein elektrischen Betrieb gefahren werden. Plug-in-Hybride sind oft schwere SUV.
Strittig gesehen wird zudem die Kombination aus einem hohen Gewicht der Batterien für den Elektroantrieb und dem klimaschädlichen Verbrenner. Wer sein Plug-in-Hybrid-Fahrzeug nicht auflädt und den Elektromotor stattdessen nur als Ballast transportiert, produziert letztlich nicht weniger, sondern mehr Emissionen.
Mitte 2020 war vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie beschlossen worden, die Kaufprämie ("Umweltbonus") für elektrische Fahrzeuge über eine Innovationsprämie befristet bis Ende 2021 zu verdoppeln. Im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP heißt es nun, insbesondere wegen bestehender Auslieferungsschwierigkeiten der Hersteller bei bestellten Plug-In-Hybriden solle die staatliche Innovationsprämie unverändert nach der bisherigen Regelung bis Ende 2022 fortgeführt werden.
Beliebter als reine Elektroautos
Anschließend soll die Subventionierung für elektrische Fahrzeuge und Plug-In-Hybride grundsätzlich so reformiert werden, dass sie ab 2023 nur für Fahrzeuge ausgegeben wird, die "nachweislich einen positiven Klimaschutzeffekt" haben. Bei der angedachten Begrenzung sei allerdings zu befürchten, dass elektrisch betriebene Fahrzeuge pauschal bewertet werden, so Umweltschützer Hilgenberg: "Hier braucht es zumindest klare Vorgaben zu Größe, Strom- und Ressourcenverbrauch, noch besser wäre es natürlich, das eingesetzte Steuergeld in den Ausbau der öffentlichen Verkehrs zu investieren."
Über Ende 2025 hinaus ist die Innovationsprämie den Ampel-Parteien zufolge nicht mehr erforderlich. Damit bleibt offen, ob es danach noch die "normale" staatliche Kaufprämie gibt. Der verdoppelte staatliche Anteil für den Kauf von Elektroautos und Plug-in-Hybriden hatte zu stark steigenden Neuzulassungen geführt.
"Allein im ersten Halbjahr 2021 machten die Plug-in-Hybride einen Anteil von über 50 Prozent an den neu zugelassenen Fahrzeugen mit Elektroantrieb aus", heißt es vom Verband der Automobilindustrie (VDA). Laut einer Studie der Organisation Transport & Environment würden Autobauer wie BMW oder Mercedes ohne Plug-in-Hybride die Ziele der Europäischen Union zur Senkung der Emissionen nicht annähernd erreichen.