Erdgas von Gazprom Versorger OMV kündigt Liefervertrag mit Russland
Der österreichische Energiekonzern OMV hat den eigentlich bis 2040 laufenden Gas-Liefervertrag mit Gazprom gekündigt. Grund seien "mehrere grundlegende Vertragsverletzungen".
Der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV hat seine langjährige Geschäftsbeziehung mit der russischen Gazprom beendet. Die OMV hat den eigentlich bis 2040 laufenden Gas-Liefervertrag "aufgrund mehrerer grundlegender Vertragsverletzungen" gekündigt, wie das teilstaatliche Unternehmen mitteilte. Die Kündigung sei sofort wirksam.
Die OMV war einer der letzten großen Abnehmer von russischem Pipeline-Gas. Seit Mitte November erhielt das Unternehmen jedoch kein Erdgas mehr von Gazprom. Der Lieferstopp war das Ergebnis eines Streits über ausgebliebene Gasmengen in Deutschland im September 2022.
Russisches Gas über die Ukraine
Ein Schiedsgericht hatte der OMV kürzlich Schadenersatz von 230 Millionen Euro zugesprochen. Die OMV kündigte daraufhin an, die Summe mit laufenden Gaslieferungen von Gazprom zu verrechnen, warnte jedoch gleichzeitig vor möglichen Konsequenzen in Form eines Lieferstopps seitens des russischen Konzerns.
Obwohl Gazprom die Lieferungen an die OMV stoppte, erhält Österreich aber weiterhin russisches Erdgas über die Ukraine. Damit könnte allerdings zu Jahresende Schluss sein. Dann läuft nämlich der Transitvertrag zwischen Russland und der Ukraine aus und wird wahrscheinlich wegen des Krieges nicht verlängert.
Versorgung nicht gefährdet
Vor dem Lieferstopp erhielt die OMV nach eigenen Angaben ungefähr fünf Terawattstunden (TWh) pro Monat. Österreichs Gesamt-Gasverbrauch lag 2023 bei rund 75 TWh. Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer erklärte auf der Plattform X, dass die Energieversorgung gesichert sei. "Russland wollte Energie als Waffe gegen uns einsetzen - das hat nicht funktioniert. Gazprom hat sich nicht an die Verträge gehalten, deshalb beendet die OMV den Vertrag, der bis 2040 laufen sollte, sofort."
Trotz des Lieferstopps aus Russland betonte die OMV mehrfach, alle ihre Kunden vollständig beliefern zu können. "Wir können heute auf ein diversifiziertes Portfolio alternativer Gasquellen zurückgreifen und damit die Versorgungssicherheit unserer Kunden gewährleisten", sagte Vorstandschef Alfred Stern. Der Energiekonzern kann nach eigenen Angaben auf Gas aus eigener Produktion in Norwegen und Österreich, auf externe Gasproduzenten und auf Flüssiggas zurückgreifen. Zudem seien die Gasspeicher des Unternehmens derzeit zu rund 85 Prozent gefüllt.
"Notwendiger Schritt in Richtung Energieunabhängigkeit"
Die österreichische Staatsholding ÖBAG hält 31,5 Prozent an OMV. Energieministerin Leonore Gewessler betonte, dass mit diesem Schritt die jahrzehntelange Abhängigkeit des Landes von russischer Energie ende. "Die Beendigung des langfristigen Gazprom-Vertrags durch die OMV ist ein notwendiger Schritt in Richtung Energieunabhängigkeit unseres Landes", schrieb sie auf X. "Und es ist die logische Konsequenz aus der Einstellung der Lieferungen durch Gazprom im Herbst dieses Jahres".
Der 2006 abgeschlossene Vertrag zwischen der OMV und Gazprom wurde zunächst von der Politik gefeiert, geriet dann aber wegen seiner Langfristigkeit und seiner Konditionen in die Kritik. Der Vertrag verlangte, dass das Gas auf jeden Fall gezahlt werden muss, auch wenn es nicht abgenommen wird. Dieses Szenario stand im Gegensatz zum Willen in der EU, zügig aus russischem Gas auszusteigen.