Ausstieg aus dem Ausstieg? EnBW hält Rückkehr zur Atomkraft für ausgeschlossen
Der Energieriese EnBW hält die Wiederinbetriebnahme seiner stillgelegten Atomkraftwerke für ausgeschlossen. Auch den Aufbau neuer Reaktoren hält der Konzern für unrealistisch.
Der Energiekonzern EnBW hält die Vorstöße der Union für eine Wiederinbetriebnahme seiner stillgelegten Atomkraftwerke für technisch ausgeschlossen. "Der Rückbau-Status unserer fünf Kernkraftwerke ist praktisch gesehen irreversibel", sagte EnBW-Kernkraftchef Jörg Michels der Augsburger Allgemeinen. "Eine Diskussion über die weitere Nutzung der Kernkraft hat sich für uns vor diesem Hintergrund erledigt."
Das deutsche Atomgesetz sehe eindeutig vor, dass in den Reaktoren kein Strom mehr produziert werden dürfe, betonte Michels. Für unrealistisch hält Michels deshalb auch einen Wiedereinstieg in die Atomkraft mit neuen Kraftwerken. "Wir glauben nicht, dass der Neubau von Kernkraftwerken in Deutschland eine Lösung der Fragen zu heutigen Problemstellungen der Energieversorgung wäre", sagte Michels. Selbst bei optimaler Zusammenarbeit mit Politik und Behörden würde der Bau mehr als zehn Jahre dauern, erklärte er.
Seit Frühjahr 2023 abgestellt
Nach einer Laufzeitverlängerung um wenige Monate wegen der Energiekrise als Folge des Ukraine-Krieges waren die verbliebenen deutschen drei Atomkraftwerke im Frühjahr vergangenen Jahres abgestellt worden, darunter auch das EnBW-Kraftwerk Neckarwestheim II. Das Unternehmen hat dort nach eigenen Angaben mittlerweile wichtige Bauteile der Anlage demontiert.
CDU und CSU fordern in ihrem Energie-Positionspapier nach einer etwaigen Regierungsübernahme nach der Neuwahl des Bundestages Ende Februar zu prüfen, wie die vom Netz gegangenen Meiler wieder in Betrieb genommen werden können. Der Ausstieg aus der Atomkraft war in Deutschland 2002 von der rot-grünen Bundesregierung beschlossen worden. 2009 verlängerte die schwarz-gelbe Koalition unter Merkel dann die Laufzeiten der Kraftwerke deutlich.
Als es 2011 zur Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima kam, folgte die Kehrtwende und der Ausstieg wurde deutlich beschleunigt. Die letzten Kraftwerke wurden schließlich im Frühjahr 2023 abgeschaltet, nachdem die Ampel-Koalition ihre Laufzeiten nochmal um einen kurzen Zeitraum verlängert hatte.