Auf TikTok Der Hype um Männer im Finanzwesen
Der Song "Man in Finance" von Megan Boni ist der virale TikTok-Hit des Sommers. Er beleuchtet ein Phänomen: die Attraktivität von Männern in Finanzberufen. Was steckt dahinter?
Männer aus der Finanzbranche, mindestens einen Meter neunzig groß und mit blauen Augen, sind gerade der Hit - zumindest im sozialen Netzwerk TikTok. "I’m looking for a man in finance, trust fund, 6.5, blue eyes", mit diesen Worten startete TikTokerin Megan Boni den viralen Trendsong des Sommers. DJ David Guetta legte einen ohrwurmverdächtigen Beat darunter.
Auf TikTok geht der Song gerade viral. Tausende Userinnen laden Clips mit dem Lied hoch. Darin zeigen sich Frauen, die sich von der Vorstellung angezogen fühlen, einen Partner zu haben, der in Bereichen wie Investment Banking, Unternehmensberatung oder anderen hochdotierten Finanzsektoren tätig ist.
Dabei waren in den sozialen Medien noch bis vor kurzem ganz andere Eigenschaften bei Männern hoch im Kurs: Empathie, auch mal über die Schwäche sprechen zu können, der Einsatz für soziale Gerechtigkeit oder Feminismus. Entsprechende Accounts fanden viel Zuspruch.
Berufswahl beeinflusst Partnerwahl
Ist jetzt als Partner auf einmal der reiche Banker gefragt? Zwar kommt der neue Trend mit einem Augenzwinkern daher. Und dennoch: Eine aktuelle Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) zeigt, dass traditionelle Geschlechterstereotype unsere Partnerwahl stark beeinflussen. Männer in Erziehungsberufen sind beispielsweise weniger gefragt als Ingenieure. Das zeigen auch Umfragen von Partnerportalen wie Elite Partner.
Lena Hipp hat federführend an der Studie des WZB mitgearbeitet. In der Studie werden unterschiedliche Erklärungen für dieses Phänomen diskutiert: "Männerdominierte Berufe gehen mit höheren Gehältern einher [...], und - das zeigt auch die Forschung - Geld und Status gehen mit besseren Datingchancen einher", sagt Hipp gegenüber tagesschau.de.
In wen man sich dann letztlich verliebe, hänge aber nicht nur von bewussten, sondern auch von unbewussten Prozessen ab. Eine Umfrage der Online-Datingplattform Bumble bestätigt, dass der aktuelle finanzielle Druck deutlichen Einfluss auf das Leben von Singles nimmt, da mehr als jeder Dritte soziale Aktivitäten wie das Essen im Restaurant bereits eingeschränkt habe. Geld sei gerade bei jüngeren Singles kein Tabuthema mehr.
Balance zwischen Arbeit und Freizeit ist wichtiger
“Das aktuelle Interesse an Männern, die im Finanzwesen arbeiten, könnte einen neuen Fokus auf finanzielle Stabilität inmitten wirtschaftlicher Instabilität widerspiegeln", beschreibt Leonie Meyer, Sprecherin von Bumble DACH, im Gespräch mit tagesschau.de. "Finanzielle Stabilität ist zwar wichtig, sollte aber nicht auf Kosten einer gesunden Work-Life-Balance gehen, denn für mehr als jeden zehnten Single ist ein sehr zeitintensiver Job ein Ausschlusskriterium in der Partner:innenwahl."
Work-Life-Balance kann also auch noch auf Megan Bonis langem Anforderungskatalog für die Partnersuche ergänzt werden. Der Traummann aus ihrem TikTok-Hit müsse sich sowieso keine Sorgen machen, relativiert Hipp: "Sehr attraktive Menschen - bei denen ist es eigentlich egal, was für einen Beruf sie haben. Der 1,95-Meter-Mann, der müsste vielleicht gar nicht in der Finanzbranche arbeiten, sondern könnte auch als Krankenpfleger arbeiten."
Kritik wurde vor allem von männlicher Seite geäußert: Die Kriterien, die Boni in dem Song aufstellt, seien oberflächlich und unmöglich zu erfüllen. Dabei wollte Boni genau das kritisieren und sich über die unrealistischen Datingstandards lustig machen, erzählt sie im Interview mit Bloomberg.