Streaming-Dienst Netflix stellt sein Basis-Abo ein
Netflix hat Preiserhöhungen für einige seiner Abonnements angekündigt. In Deutschland fällt das günstigste werbefreie Abo weg. Das Vorgehen gegen das Passwort-Teilen bringt dem Konzern eine Rekordzahl neuer Kunden.
Das Vorgehen gegen das Teilen von Zugangsdaten und das günstigere Abonnement mit Werbeanzeigen haben Netflix viele neue Kunden gebracht. Angesichts des großen Zuwachses an Nutzern fühlt sich der Videostreaming-Riese nun offenbar bestärkt in seiner Strategie, Preiserhöhungen durchzusetzen.
So soll das günstigste werbefreie Abo zunächst für Kunden in den USA, Frankreich und Großbritannien teurer werden. In den USA wird außerdem das teuerste Netflix-Abonnement mit bester Bildqualität künftig 22,99 Dollar pro Monat kosten und in Frankreich 19,99 Euro. In Deutschland zahlt man dafür aktuell 17,99 Euro.
Günstigstes werbefreies Abo bislang für 7,99 Euro
Zugleich soll ab der kommenden Woche in Deutschland das günstigste werbefreie Abo, das bisher 7,99 Euro im Monat kostet, für Neukunden nicht mehr buchbar sein - bereits bestehende Abos sollen aber zunächst weiterlaufen. Ähnliches plant der Konzern auch in Spanien, Japan Brasilien, Mexiko und Australien. Man setze damit nur fort, was in den USA, Großbritannien, Kanada und Italien bereits umgesetzt sei, so Netflix in einem Brief an die Aktionäre. Die Streichung des Basis-Tarifs habe dort die Akzeptanz der anderen Abos erhöht.
Experten zufolge will Netflix mit den Änderungen der Abonnements und Preiserhöhungen Kunden in werbefinanzierte Angebote locken. Denn die Werbeeinnahmen je Kunde seien höher als die monatlichen Gebühren. Dieser Geschäftsbereich stehe noch ganz am Anfang, betonten Manager des Streaming-Dienstes. Netflix nimmt mit seinem Anzeigen-Angebot verstärkt die Werbegelder ins Visier, die bisher ins lineare Fernsehern fließen. Für sein Standard-Abo mit Werbung verlangt der Dienst derzeit in Deutschland 4,99 Euro im Monat.
Die Strategie scheint sich für den Streaming-Anbeiter auszuzahlen. Insgesamt sei die Zahl der Kunden mit Werbe-Abo binnen drei Monaten um 70 Prozent gestiegen, hieß es. Das Abo mit Werbung laufe gut, weil sich dafür viele Nutzer entschieden, die bisher mit Passwörter von Freunden oder Familienmitgliedern Netflix schauten, betonte der Branchenanalyst Rich Greenfield.
Fast neun Millionen neue Nutzer
Das schlägt sich auch in den Abonnentenzahlen wieder: Die Abonnenten-Zahl stieg im vergangenen Quartal um 8,76 Millionen und hat sich damit fast vervierfacht. Der Neukundenzuwachs übertraf die eigenen Erwartungen deutlich: Netflix selbst hatte lediglich mit einem Zuwachs von sechs Millionen Nutzern gerechnet. Netflix kam damit nun zum Quartalsende auf 247,15 Millionen zahlende Kunden.
Netflix geht seit dem Sommer unter anderem auch in Deutschland dagegen vor, dass Nutzer einen Account über einen Haushalt hinaus teilen. Nutzt mehr als ein Haushalt einen Netflix-Account, kostet das zusätzlich Geld - entweder zahlen die Mitbenutzer für ein eigenes Konto, oder der bisherige Account-Inhaber fügt sie als Zusatzmitglied hinzu.
Der Netflix-Umsatz stieg im Jahresvergleich um acht Prozent auf 8,54 Milliarden Dollar, wie Netflix mitteilte. Der Gewinn wuchs um rund ein Fünftel auf rund 1,68 Milliarden Dollar. Für die Aktionäre waren das erfreuliche Nachrichten: Die Aktie stieg am heute vorbörslich um gut 13 Prozent.
Kosten für Streaming-Anbieter steigen
Streaming-Kunden auch in den kommenden Monaten weiter mit steigenden Preisen rechnen. Denn nach der Einigung der zwischen der Gewerkschaft der Drehbuchautoren und den großen Studios und Streaming-Anbietern in den USA, die einen monatelangen Streik beendete, sollen die Autoren künftig stärken an den Streaming-Erlösen beteiligt werden.
Die höheren Kosten dürften über kurz oder lang auch die Netflix-Nutzer zu spüren bekommen - schließlich dominiert der US-Konzern derzeit das Streaming-Geschäft.