Spotify, Netflix & Co. Welche Zukunft haben Streamingdienste?
Streaming hat die Hör- und Sehgewohnheiten der Menschen verändert. Weil die Konkurrenz groß ist und Kunden wählerisch sind, wachsen Spotify, Netflix & Co. nicht mehr so schnell.
Es ist ein deutliches Signal, wenn der Chef des Musikstreaming-Anbieters Spotify, Daniel Ek, betont, jetzt gehe es nicht mehr nur um Geschwindigkeit und Wachstum. Spotify konzentriere sich jetzt vielmehr darauf, Ausgaben zu straffen und effizienter zu werden.
Für den Platzhirsch auf dem Markt für Musikstreaming ist der Druck hoch: Im abgelaufenen Jahr schrieb der schwedische Konzern in drei von vier Quartalen rote Zahlen. Für 2022 schlägt ein Netto-Verlust von 430 Millionen Euro zu Buche. Viel Geld muss Spotify an die Musikindustrie für Lizenzrechte abgeben. Hinzu kommen hohe Investitionen zum Beispiel für Podcasts.
Anleger halten sich derzeit zurück
An der Börse seien viele Anleger skeptisch, sagt Stefan Riße, Kapitalmarktstratege von Acatis Investment: "Spotify gibt es jetzt auch schon ein paar Jahre, und jetzt wollen die Anleger irgendwann auch mal sehen, dass so ein Streamingdienst tatsächlich auch Gewinne abwerfen kann - und das ist hier schwierig."
Immerhin: Die Nutzerzahlen steigen weiter kräftig. Mittlerweile hat Spotify rund 490 Millionen Nutzer weltweit, etwa die Hälfte davon hat ein Premium-Abo. Doch durch immer mehr Konkurrenz werde es schwieriger, neue Kunden zu gewinnen: "Spotify ist hier noch in der schönen Lage, dass es sehr stabil läuft, weil wir im Musikbereich diese Besonderheit haben, dass die Leute sehr treu sind", sagt Jürgen Seitz, Professor an der Hochschule der Medien in Stuttgart. "In anderen Bereichen sieht man schwankende Wachstumszahlen, und da mussten die Unternehmen drauf reagieren."
Netflix setzt auf Werbe-Abos
Zum Beispiel der Videostreaming-Anbieter Netflix: Nach einem regelrechten Einbruch seiner Nutzerzahlen hat der US-Konzern im vergangenen Jahr mit einem Grundsatz gebrochen und bietet jetzt ein vergünstigtes Abo mit Werbung an.
Mit Erfolg: Zuletzt stiegen die Zahlen deutlich. Netflix-Mitgründer Reed Hastings sagt, er bereue es, dass er nicht schon früher damit angefangen habe. Werbe-Abos seien eine gute Taktik. Denn dann könne man Verbrauchern niedrigere Preise anbieten.
Big Tech im Vorteil
Angesichts hoher Inflation überlegen sich viele Nutzer, nicht benötigte Streamingdienste zu kündigen. Im Vorteil sind da Tech-Riesen wie Amazon oder Apple, sagen Experten. Denn sie bieten ihre Dienste im "Bundle", also mit anderen Leistungen zusammen an.
"Ich bin nicht besonders zuversichtlich, dass es Unternehmen wie Spotify, aber auch Netflix gelingt, sehr profitabel zu werden, weil dieser große Druck der anderen Player kommt, die eben konsolidieren können", kommentiert Branchenkenner Seitz.
Nicht jeder Streaming-Dienst wird das überleben. Spotify & Co. versuchen zum Beispiel, durch Stellenabbau Kosten einzusparen. An der Börse hat man die Branche jedenfalls noch nicht ganz abgeschrieben, denn auch hier kann sich niemand mehr eine Welt ohne Musik- oder Video-Streaming vorstellen.