Anhörung im US-Senat Boeing-Chef gelobt Besserung und entschuldigt sich
Nach mehreren Pannen bei Boeing-Maschinen hat Konzernchef Calhoun im US-Senat angekündigt, daraus Lehren zu ziehen. Zugleich entschuldigte er sich bei anwesenden Angehörigen von Opfern der Flugzeugabstürze aus den Jahren 2018 und 2019.
Der Chef des US-Flugzeugbauers Boeing, Dave Calhoun, hat vor dem Hintergrund mehrerer Sicherheitspannen Besserung gelobt.
"Unsere Kultur ist noch lange nicht perfekt, aber wir ergreifen Maßnahmen und machen Fortschritte", sagte er bei einer Anhörung vor einem Ausschuss des US-Senats.
Die Anhörung war einberufen worden, weil Boeing wieder unter Druck steht, die Qualitätskontrollen zu verbessern. Auslöser war ein Beinahe-Unglück einer so gut wie neuen Maschine des Typs Boeing 737-9 Max Anfang Januar.
Bei dem Flug der Fluggesellschaft Alaska Airlines mit mehr als 170 Menschen an Bord brach kurz nach dem Start ein Rumpfteil heraus. Die Unfallermittlungsbehörde NTSB geht davon aus, dass an dem herausgebrochenen Teil Befestigungsbolzen fehlten. Boeing konnte den Ermittlern keine Dokumentation zu Arbeiten an dem Fragment liefern.
"Alaska war ein Produktionsfehler", sagte Calhoun dazu. Das sei aber auch der einzige ihm bekannte Fall unter den jüngsten Pannen in der US-Luftfahrt, der auf die Fertigung und nicht die spätere Wartung zurückgehe, betonte er.
In den vergangenen Monaten waren Boeing-Maschinen verschiedener Fluggesellschaften in den Schlagzeilen. Eine verlor etwa ein Rad beim Start, eine andere landete mit einer abgerissenen Klappe am Rumpf.
Die Anhörung folgte einer Sitzung des Senatsausschusses im April, in der ein ehemaliger Boeing-Ingenieur schwere Vorwürfe gegen den Konzern erhoben hatte. Demnach war er dafür bestraft worden, Sicherheitsbedenken über die Flugzeug-Typen 787 und 777 geäußert zu haben.
Bei der Anhörung im US-Senat entschuldigte sich Calhoun auch bei Hinterbliebenen von Opfern der beiden Abstürze von Flugzeugen des Typs 737 Max in den Jahren 2018 und 2019. Bei den Unglücken waren 346 Menschen ums Leben gekommen.
"Ich entschuldige mich für das Leid, das wir zugefügt haben", sagte er an mehrere im Saal anwesende Hinterbliebene gewandt. Boeing lege im Gedenken an die Opfer einen verstärkten Fokus auf Sicherheit.
Probleme mit Software namens MCAS
Die Unglücke mit Maschinen des Typs 737 Max 8 der indonesischen Lion Air und der Ethiopian Airlines wurden von Problemen mit einer Assistenzsoftware ausgelöst.
Das System mit dem Namen MCAS sollte die Piloten bei der Steuerung des Flugzeugs in einigen Situationen unterstützen. In den beiden Fällen wurden diese jedoch von einem deutlichen und fehlerhaften Eingreifen der Software überrascht.
Boeing hatte seinerzeit eingeräumt, dass der Konzern die US-Luftfahrtaufsicht FAA nicht korrekt über das Ausmaß des benötigten Piloten-Trainings für den Betrieb der Software informiert hatte. Calhoun bekräftigte am Dienstag: "MCAS und Boeing sind verantwortlich für diese Abstürze." Nach dem zweiten Unglück blieben 737-Max-Flugzeuge fast zwei Jahre am Boden, bis Änderungen an dem System vorgenommen wurden.