Vor Wohnungsbaugipfel Bauindustrie und Gewerkschaft verlangen Hilfspaket
Angesichts der Wohnungsbaukrise fordern Bauindustrie und die IG massive finanzielle Hilfen von der Bundesregierung. Dazu würden auch weniger Steuern und Regeln gehören. Das Bundeskanzleramt hat für Montag zum Wohnraumgipfel geladen.
Weniger Steuern, weniger Regeln, mehr Förderung - die Bauindustrie verlangt angesichts der Wohnungsbaukrise ein Hilfspaket von der Bundesregierung. "Wir brauchen eine Kanzlerentscheidung für mehr Wohnungsbau in Deutschland", heißt es in einem Forderungspapier für den sogenannten Wohnungsbaugipfel an diesem Montag im Kanzleramt, aus dem RTL und n-tv zitieren.
Im Papier verlangt der Hauptverband der deutschen Bauindustrie etwa, die Grunderwerbssteuer zu senken oder zeitweise auszusetzen. Energiestandards für neue Wohngebäude sollen lockerer gehandhabt werden als geplant. Die Neubauförderung müsse deutlich ausgebaut werden. "Ohne ein Bau-Paket kommt der Wohnungsbau kurzfristig nicht wieder in Schwung", heißt es weiter. "Alle Indikatoren am Bau zeigen deutlich nach unten, eine Trendwende ist nicht in Sicht." Es drohe die Abwanderung von Arbeitskräften aus der Branche.
"Durchschnittsfamilie müsse Eigentum finanzieren können"
Der Bundesverband Deutscher Fertigbau forderte, dass "die Durchschnittsfamilie" wieder in der Lage sein müsse, Wohneigentum zu finanzieren. "Die Einkommensgrenze für die Neubauförderung muss deshalb umgehend von 60.000 Euro auf mindestens 90.000 Euro für Familien erhöht werden", erklärte Verbandschef Achim Hannott.
"Die Menschen erwarten einen Wohnungsbau-Wumms", erklärte der Geschäftsführer des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe (ZDB), Felix Pakleppa. ZDB-Chef Pakleppa setzt große Hoffnungen in das Spitzentreffen im Kanzleramt. "Noch nie hat ein ganzer Wirtschaftszweig so gespannt auf einen Termin im politischen Berlin geschaut", erklärte er. "Das Treffen wird die Realitätsprobe für die Wohnungsbaupolitik der Regierung."
"Brauchen einen echten Schub"
"Was wir jetzt brauchen, ist ein echter Schub, damit der Wohnungsbau nicht kollabiert", sagte IG-Bau-Gewerkschaftschef Robert Feiger der "Augsburger Allgemeinen". "Alles, was jetzt nicht finanziell auf den Weg gebracht wird, wird später doppelt so teuer", sagte er weiter. Der Staat müsse daher jetzt Mittel zur Verfügung stellen. Etwa brauche es 50 Milliarden Euro für Sozialwohnungen. "Weitere 22 Milliarden Euro sind noch in dieser Legislaturperiode notwendig, um auch Wohnungen zu erstellen, die für Menschen mit mittleren Einkommen bezahlbar sind."
Beim Bündnistag bezahlbarer Wohnraum soll unter anderem an der Erreichung des ausgewiesenen Ziels von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr gearbeitet werden. Vor allem wegen der gestiegenen Baukosten und Zinsen steckt die Bauwirtschaft jedoch in der Krise und das gesteckte Ziel liegt in weiter Ferne.
Hoffnung bereits aufgegeben
Einige Verbände haben die Hoffnung bereits aufgegeben. Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft (GdW) und der Eigentümerverband Haus & Grund kündigten am Freitag an, das Treffen zu boykottieren.
Es sei kein greifbares, positives Ergebnis zu erwarten. Stattdessen warfen sie der Bundesregierung vor, eine "in erster Linie öffentlichkeitswirksame" Veranstaltung zu planen.