Kontoführungsgebühren Wenn die Bank das Konto kündigt
Wollen Bankkunden ein teureres Girokonto nicht akzeptieren, droht ihnen die Kündigung. In solchen Fällen kann sich ein Wechsel lohnen. Doch auch der Kündigungsbrief muss nicht das letzte Wort sein.
Mehr als ein Jahr lang hat es die Sparkasse KölnBonn immer wieder versucht: Mit "intensiver Kundenansprache" wollte sie ihre Kunden von neuen Girokontenmodellen überzeugen. In vielen Fällen war die Bank damit offenbar erfolgreich, nach ihren Angaben haben 95 Prozent der Nutzer das teurere Girokonto akzeptiert.
Sparkasse kündigt 38.000 Kunden
Kundinnen und Kunden zahlen jetzt entweder neun Euro pro Monat für ihr Girokonto oder sie wählen ein Modell für fünf Euro monatlich, bei dem aber Zusatzkosten anfallen. Dann müssen sie jedes Mal 40 Cent extra zahlen, wenn sie beispielsweise mit der Girocard bezahlen, Geld überweisen oder am Schalter etwas abheben.
Eigentlich hat nur ein kleiner Teil der Kunden nicht zugestimmt. Aber weil die Sparkasse KölnBonn zu den größten Sparkassen Deutschlands zählt, geht es um etwa 38.000 Menschen. Und denen hat die Sparkasse nun das Konto gekündigt. Die Betroffenen stehen nun vor der Wahl, ob sie sich doch noch auf das teurere Konto einlassen oder sich lieber eine neue Bank suchen.
Banken müssen Zustimmung einholen
Hintergrund ist ein Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem Frühjahr 2021. Seitdem müssen Banken die Zustimmung ihrer Kunden einholen, wenn sie die Vertragsbedingungen ändern. Wenn sie damit keinen Erfolg haben und trotzdem nicht mehr die alten Konditionen anbieten wollen, dann bleibt ihnen nur die Kündigung.
Im Dezember vergangenen Jahres hat eine weitere Gerichtsentscheidung die Rechtslage gefestigt. Die Sparda-Bank Hannover hatte es bereits als Zustimmung gewertet, wenn Kunden das Konto nach der Vertragsänderung weitergenutzt haben, beispielsweise durch eine Überweisung. Vor Gericht hat der Verbraucherzentrale Bundesverband eine einstweilige Verfügung gegen dieses Vorgehen der Bank durchgesetzt. Die Weiternutzung reiche als Zustimmung nicht aus.
Weiternutzung hebt für Sparkasse Kündigung auf
Auch die Sparkasse KölnBonn nutzt eine Hintertür. Sie kündigt den Kunden zwar, nach Ablauf der Kündigungsfrist will sie die Konten dennoch zunächst noch einen Monat weiterlaufen lassen. "Nutzen die betreffenden Kundinnen und Kunden in diesen vier Wochen ihr Konto aktiv", also beispielsweise durch Bargeldauszahlung, so die Bank, "wird auch dies als sogenannte 'konkludente Zustimmung', also Zustimmung über aktives Handeln gewertet." Das Konto bleibe dann bestehen.
Heiko Dünkel vom Verbraucherzentrale Bundesverband will dieses Vorgehen nicht abschließend bewerten. Allerdings gesteht der Verbraucherschützer zu, der Fall sei "nicht deckungsgleich" mit dem Vorgehen der Sparda-Bank Hannover. Diese hatte den Kunden gar nicht erst gekündigt.
Direktbanken meist günstiger
Was aber bleibt Kunden, die Gebührenerhöhungen nicht akzeptieren wollen? Josefine Lietzau vom Online-Portal Finanztip hat hier einen klaren Ratschlag: "Wenn man etwas kostengünstiges will, landet man meistens bei einer Direktbank." Gemeint sind Banken, die komplett über das Internet operieren und keine Filialen haben: "Wir empfehlen derzeit die DKB, die Consorsbank, Comdirect und die ING." Der Nachteil dieser Direktbanken liegt auf der Hand: Persönlicher Kontakt zu Kundenbetreuern in der Filiale ist nicht möglich.
Dass die Kontoführungsgebühren in den vergangenen Jahren so sehr gestiegen sind, habe wirtschaftliche Gründe, sagt Finanzexpertin Lietzau: "Girokonten sind für Banken ein Minusgeschäft." Unter anderem müsse dafür teure IT-Infrastruktur betrieben werden. Über Girokonten könnten die Banken Kunden an sich binden, um ihnen andere Produkte zu verkaufen. Geld verdienten die Banken dann mit Geldanlagen und Krediten, sagt Lietzau.
Kunden an teure Konten gewöhnt?
Das steigende Zinsniveau, durch das Banken wieder mehr Geld mit Spareinlagen verdienen können, dürfte auch Auswirkungen auf die Kontomodelle haben. Einige Banken locken sogar bereits mit attraktiven Tagesgeldzinsen.
Finanztip-Expertin Lietzau glaubt deshalb nicht, dass die Kontoführungsgebühren weiter stark steigen: "Ich erwarte, dass da jetzt ein bisschen Ruhe einkehrt." Allerdings geht Lietzau auch nicht davon aus, dass die Banken die "Kostenspirale" zurückdrehen. Schließlich haben sich die Geldinstitute und teilweise auch die Verbraucher an die teureren Konten gewöhnt.