Pläne der Bahn für 2026 In 20 Städten alle halbe Stunde ein ICE?
ICE-Verbindungen im Halbstundentakt - das ist eines der Versprechen des Deutschlandtakts. In 20 Städten soll das schon 2026 Realität sein. Ein Problem dabei: Schon heute ist das Netz an vielen Stellen überlastet.
Bei der Bahn gibt es derzeit so viele Probleme wie selten: Von den eigenen, nicht sehr hoch gesteckten Pünktlichkeitszielen ist sie weit entfernt, wegen des aktuellen Tarifstreits drohen ihr neue Streiks - und in gewisser Weise wird sie vom eigenen Erfolg überrollt. Denn nach dem Ende der Corona-Pandemie fahren die Leute wieder in Scharen Bahn - und treffen dort auf eine oftmals überlastete Infrastruktur.
Deutliche Verbesserungen soll der Deutschlandtakt bringen, bei dem Fernzüge zu jeder Stunde in jede Richtung zur selben Minute fahren - auf Hauptachsen sogar alle 30 Minuten. Offiziell angepeiltes Datum dafür ist 2030.
Lutz: "Der Deutschlandtakt ist nicht tot, er lebt"
Verbesserungen soll es laut Bahn aber schon deutlich früher geben. Bis 2026 sollten 20 deutsche Großstädte mit einem ICE/IC-Halbstundentakt an den bundesweiten Fernverkehr angebunden sein, kündigte Bahn-Chef Richard Lutz am Donnerstag vor Journalisten an. Das seien "in nur drei Jahren fast doppelt so viele Städte wie heute".
Nach Bahn-Angaben gibt es diesen Halbstundentakt heute bereits an den Bahnhöfen Berlin, Duisburg, Düsseldorf, Frankfurt am Main (Flughafen und Hauptbahnhof), Hagen, Hamburg, Köln, München, Nürnberg, Wuppertal und Würzburg. Bis 2026 sollen Augsburg, Erfurt, Göttingen, Halle an der Saale, Hannover, Kassel, Mannheim, Stuttgart und Ulm entsprechend an den Fernverkehr angebunden werden.
Die Bahn sei "mittendrin im Aufbau des Deutschlandtaktes", sagte Lutz. "Der Deutschlandtakt ist nicht tot, er lebt und wird umgesetzt." Zudem kündigte er an, den Kauf neuer Züge zu beschleunigen. Dazu befinde man sich mit der Industrie in intensiven Gesprächen. "Das wird eines der größten Beschaffungspakete der DB-Geschichte sein."
Nadelöhr schon heute zu 140 Prozent ausgelastet
Eines der größten Probleme der Bahn bleibt aber, dass das Netz schon heute an vielen Stellen überlastet ist und jeder weitere Zug dieses Problem noch verschärft. Und dass sich das nicht von heute auf morgen ändern lässt.
Ein Beispiel für ein solches Nadelöhr ist Hamburg, wo die so genannte Verbindungsbahn, die sich nördlich an den Hauptbahnhof anschließt, laut Bahn-Angaben derzeit "zu 140 Prozent ausgelastet" ist - also völlig überlastet. Und auch im Hamburger Hauptbahnhof ist kein Platz mehr - weder für weitere Züge noch für weitere Passagiere.
Abhilfe im großen Stil könnte hier nur ein weiterer S-Bahn-Tunnel schaffen, mit dem auf bisherigen S-Bahn-Gleisen Platz für Fernzüge geschaffen werden könnte. Er ist bislang aber über das Stadium erster Überlegungen nicht wirklich hinausgekommen ist. Eine Vorstellung davon, wie lange es dauern könnte, bis der Tunnel durch Hamburg tatsächlich fertig ist, bekommt man beim Blick nach München: Dort wird seit 2017 an einem zweiten S-Bahn-Tunnel durch die Innenstadt gebaut. Eigentlich sollte er 2028 fertig werden. Nun ist offiziell von einer Eröffnung 2035 die Rede - frühestens.
Beim bundesweiten Deutschlandtakt war ursprünglich 2030 anvisiert worden - ein Datum, das von Anfang an eher Wunschdenken gewesen sein dürfte. Der Beauftragte der Bundesregierung für den Schienenverkehr, Staatssekretär Michael Theurer, formulierte es im ZDF neulich so: Umgesetzt werde der Deutschlandtakt "in den nächsten 50 Jahren als Jahrhundertprojekt".