Tarifstreit eskaliert Streiks im Baugewerbe angekündigt
Die Gewerkschaft IG Bau kündigt Streiks im Baugewerbe an. Zuvor hatte die Arbeitgeberseite den vorliegenden Schlichterspruch abgelehnt. Fast eine Million Beschäftigte sind vom Tarifstreit betroffen.
In der Tarifrunde am Bau zeichnen sich Streiks ab. Denn die Arbeitgeberverbände von Bauindustrie und Baugewerbe erklärten heute, dass sie den Schlichterspruch für die rund 930.000 Beschäftigten von April nicht annehmen.
Die Industriegewerkschaft Bauen Agrar Umwelt (IG BAU) hatte bereits im Vorfeld angekündigt, im Falle einer Ablehnung Arbeitskämpfe in der Branche einzuleiten, in der fast eine Million Beschäftigte tätig sind.
IG BAU hatte Schlichterspruch angenommen
Die IG BAU selbst hatte ihrerseits dem Spruch des Schlichters, dem früheren Präsidenten des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, schon zugestimmt. Dieser sah eine pauschale Erhöhung der Einkommen um 250 Euro ab Mai vor, und elf Monate später sollten die Löhne und Gehälter noch einmal um 4,15 Prozent im Westen beziehungsweise 4,95 Prozent im Osten steigen.
Ursprüngliche Forderung rückt wieder in den Fokus
Mit der Ablehnung des Schlichterspruchs durch die Arbeitgeber fühlt sich die Gewerkschaft nicht mehr an daran gebunden. "Jetzt wird gestreikt, und das massiv", erklärte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft, Robert Feiger, in Frankfurt. Jetzt würden "flächendeckend in ganz Deutschland die Betonmischer abgestellt, die Kellen weggelegt und die Bagger in ihre Parkpositionen gestellt" werden.
"Ich garantiere: Die Ablehnung des Schlichterspruchs wird den Bauunternehmen noch auf die Füße fallen, denn jetzt kann es nur teurer werden." Man werde große Unternehmen genauso wie kleine Handwerksbetriebe bestreiken. Einen Termin für den Arbeitskampf nannte Feiger zunächst nicht. Gestreikt werde erneut für die ursprüngliche Forderung, nämlich für eine monatliche pauschale Erhöhung der Löhne und Gehälter um 500 Euro.
Arbeitgeber beklagen Mängel im Schlichterspruch
Der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Uwe Nostitz, beklagte schwere Mängel im Schlichterspruch. Diese hätten dazu geführt, dass einzelne Ausbildungsentgelte im ersten Lehrjahr höhere gewesen wären als im zweiten Jahr.
Gegen eine Erhöhung um einen Festbetrag wandte sich Jutta Beeke, Vize im Hauptverband der Bauindustrie. In einigen Lohngruppen gebe es durch den Festbetrag zu hohe, in anderen nur relativ geringe Erhöhungen, erklärte sie. "Das können wir als Arbeitgeber so nicht verantworten."
Baugewerbe zählt zu größten Arbeitgebern
Die IG BAU hatte den Schlichter nach drei ergebnislosen Verhandlungsrunden angerufen. Schlegel hatte seinen Schlichterspruch nach Verhandlungen in Wiesbaden am 19. April veröffentlicht. Bereits damals hatte die Verhandlungskommission der Arbeitgeber die Ablehnung empfohlen.
Der ursprünglichen Forderung der IG BAU nach 500 Euro mehr im Monat hatten die Arbeitgeber zwei Gehaltserhöhungen von 3,3 Prozent für dieses und 3,2 Prozent für das kommende Jahr entgegengestellt. Sie argumentierten mit der Krise im Wohnungsbau und warfen der Gewerkschaft vor, diese zu ignorieren.
Das Bauhauptgewerbe zählt zu den größten Arbeitgebern in Deutschland und ist mit einem Umsatz von rund 162 Milliarden Euro 2023 laut Baugewerbeverband ZDB eine wichtige Säule der deutschen Wirtschaft. Lange Zeit stützte die Branche die Konjunktur im Immobilienboom, ist aber nun aufgrund der Krise im Wohnungsbau zum Sorgenkind geworden.