Weiterhin unter Vor-Corona-Niveau Zahl der Azubis bleibt historisch niedrig
In Deutschland haben auch 2022 vergleichsweise wenig junge Menschen eine Lehre begonnen. Trotz eines leichten Anstiegs wurde das Niveau vor der Corona-Krise erneut deutlich unterschritten.
Auch im vergangenen Jahr haben vergleichsweise wenig junge Menschen eine Lehre gestartet. Die Zahl neuer Verträge in der dualen Berufsausbildung stieg zwar minimal um 0,8 Prozent auf 469.900, blieb aber "auf einem historisch niedrigen Niveau", wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. Das sind acht Prozent weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019, als es über 500.000 Neuverträge gab.
Meisten Neuabschlüsse erneut im Einzelhandel
Seit Jahren wählen tendenziell immer weniger junge Menschen die klassische Ausbildung in Betrieb und Berufsschule. Im Jahr 2012 hatte die Zahl der neuen Ausbildungsverträge noch bei 544.400 gelegen. Zuletzt berichtete die Bundesagentur für Arbeit (BA) von rund 228.000 unbesetzten Ausbildungsstellen im Juli. 2021 gab es hierzulande weit mehr als doppelt so viele Studentinnen und Studenten (2,9 Millionen) wie Auszubildende (1,3 Millionen).
Insgesamt befanden sich Ende 2022 nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes deutschlandweit 1,2 Millionen Personen in einer dualen Berufsausbildung. Das waren drei Prozent weniger als ein Jahr zuvor und ein historischer Tiefstand. "Damit setzte sich der Trend langfristig sinkender Auszubildendenzahlen fort", erklärten die Statistiker in Wiesbaden.
Die Rangfolge der beliebtesten Ausbildungsberufe veränderte sich 2022 den Angaben zufolge kaum: Die meisten Neuabschlüsse waren im Beruf Kaufmann/-frau im Einzelhandel (22.800) zu verzeichnen, gefolgt von Kaufleuten für Büromanagement (22.500), Kraftfahrzeugmechatroniker (20.700), Verkäufer (20.600) und Fachinformatiker (17.600). Auch 2022 entfiel gut ein Fünftel (22 Prozent) aller Neuverträge auf diese fünf Ausbildungen.
Besonders wenige neue Azubis in Handwerksberufen
Mit einem Plus von 7.900 Neuverträgen beziehungsweise drei Prozent war der Ausbildungsbereich Industrie und Handel der einzige mit Zuwachs. Die Handwerksberufe, in denen die Zahl der Ausbildungsabschlüsse im Corona-Jahr 2020 vergleichsweise schwach zurückgegangen war, verzeichneten 2022 mit einem Minus von 3.000 oder zwei Prozent weniger Neuverträgen die bisher geringste Zahl an Neuabschlüssen.
In der Landwirtschaft setzte sich der positive Trend der Vorjahre laut dem Statistischen Bundesamt nicht fort: Die Zahl der Neuverträge sank hier um 630 oder fünf Prozent. Auch in den Bereichen Öffentlicher Dienst, Freie Berufe und Hauswirtschaft fiel die Zahl der Neuverträge leicht.
Im vorigen Jahr schlossen darüber hinaus 0,4 Prozent mehr Männer als 2021 einen Ausbildungsvertrag ab (298.600 Neuverträge). Bei den Frauen gab es ein Plus von 1,6 Prozent auf 171.300. Trotz eines starken Rückgangs bei Männern in Handwerksberufen bleibt deren Anteil an Neuabschlüssen dort mit 81 Prozent hoch. Insgesamt waren 2022 von 1,2 Millionen Auszubildenden knapp zwei Drittel Männer.