Azubis für die Energiewende Mehr als jeder Dritte bricht Ausbildung ab
Hunderttausende neue Wärmepumpen sollen jedes Jahr installiert werden. Doch wer soll die einbauen? Fachkräfte fehlen - und viele Lehrlinge brechen die benötigte Ausbildung zum Anlagenmechaniker ab.
Sein Azubi kommt nicht mehr. Warum das so ist, das weiß Dennis Spindler von der Firma DS Elemente Technik in Wiesbaden nicht. In einer Stadt Auszubildende zu finden, das sei zwar nicht das Problem; um die 15 Bewerbungen habe er bekommen. Aber wie viele effektiv dabei blieben, das sei die andere Sache. "Prinzipiell ist es so, dass das Niveau und die Motivation nachgelassen haben", sagt Spindler. "Der Wille, sich dreckig zu machen, ist zurückgegangen."
Aber das ist nicht der einzige Grund, warum die Abbruchquote hoch ist. Der Beruf an sich ist umfangreicher geworden, komplexer. Früher gab es einerseits die Ausbildung zum Heizungsbauer und andererseits die Ausbildung zum Gas-Wasser-Installateur. Mittlerweile ist alles in der Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) zusammengefasst. "Durch die Themen Wärmepumpe und Klimaanlage steckt da jetzt auch jede Menge Technik und Elektrik drin", sagt Spindler. "Man muss immer am Ball bleiben."
"Anspruchsvolle Ausbildung, anspruchsvoller Beruf"
Doch am Ball zu bleiben, das gelingt nicht allen. 36,5 Prozent der Lehrlinge brechen die Ausbildung zum Anlagenmechaniker SHK ab. "Es ist eine anspruchsvolle Ausbildung und ein anspruchsvoller Beruf", sagt Carsten Müller-Oehring vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima.
Dennoch sei es nicht so, dass alle Ausbildungsabbrüche auf Überforderung zurückzuführen seien. Ebenso spielten Faktoren wie persönliche Differenzen oder eine falsche Vorstellung des Berufsbilds eine Rolle. Und: "Auszubildende machen möglicherweise in einem anderen Betrieb weiter."
Ziel von 500.000 Wärmepumpen pro Jahr fraglich
Auch Kris Kircher von der Firma Heizungslöwen in Bad Camberg sagt: "Da muss man schon Gas geben in den 3,5 Jahren, damit man die Prüfung auch schafft." Auch er hatte schon einen Azubi im Betrieb, der seine Ausbildung abgebrochen hat. Neben der körperlich harten Arbeit sei der Beruf in den vergangenen Jahren immer technischer geworden.
84,9 Prozent derjenigen, die zur Prüfung antreten, bestehen diese aber. Ähnliche Quoten haben auch Maler und Lackierer sowie Elektriker.
Kircher sagt über sich, er sei ein "Freund von erneuerbaren Energien". Seine Firma hat ein Sondersiegel, ist Fachbetrieb für Wärmepumpen. Seinen Kundinnen und Kunden sagt er: "Klar könnt ihr wieder eine Gasheizung nehmen, aber es gibt auch Alternativen". Techniken, die umweltschonend sind, will er vorantreiben.
Doch er glaubt nicht daran, dass das Ziel von 500.000 Wärmepumpen pro Jahr von Wirtschaftsminister Robert Habeck realistisch ist. "Wenn wir nichts anderes machen würden als Wärmepumpen einbauen, dann könnten wir es schaffen, aber zu unserem Job gehören eben auch noch andere Aufgaben", sagt Kircher.
Einbau von Wärmepumpe aufwendig
Einen Öl- oder Gaskessel installiert die Firma in zwei Tagen. Für eine Wärmepumpe braucht sie eine Woche. Viele Häuser sind für eine Wärmepumpe gar nicht ausgerichtet. Für die Betriebe sei es ein einfacheres Geschäft, den alten Gaskessel oder die Ölheizung auszutauschen. Organisatorisch sei das Einbauen einer Wärmepumpe aufwendiger. Es brauche zusätzlich einen Elektriker und Gartenbauer.
Kircher hat deshalb bereits einen Maurer eingestellt, der sich um die Fundamente kümmern kann, und sucht jetzt noch nach einem Elektriker. Außerdem haben sich seine Mitarbeitenden weiterschulen müssen. Um in den Kältekreisläufen von Wärmepumpen-Anlagen eingreifen zu können, brauchen SHK-Handwerker eine Zusatzqualifikation.
60.000 zusätzliche Fachkräfte gebraucht
Vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima heißt es, dass aktuell jede bestellte und verfügbare Wärmepumpe auch eingebaut wird. Die langen Lieferzeiten machten momentan mehr Probleme als das fehlende Personal.
Allerdings geben 67 Prozent der Betriebe an, dass sie offene Stellen zu besetzen haben. "Wir gehen insoweit davon aus, dass unter Berücksichtigung des Ausscheidens der Babyboomer und des Mehraufwands bei der Wärmepumpenmontage gegenüber dem bisherigen Eins-zu-eins-Austausch bis 2030 ein Zusatzbedarf von 60.000 Fachkräften besteht", sagt Verbandssprecher Müller-Oehring.
Der Zentralverband Sanitär Heizung Klimahat deshalb die bundesweite Ausbildungsinitiative "Zeit zu starten" ins Leben gerufen, um über die Branche zu informieren und junge Leute für das Handwerk zu gewinnen. Denn ohne einen Zuwachs an Nachwuchskräften wird das gesteckte Ziel von 500.000 Wärmepumpen pro Jahr nicht erreicht werden können.