Neue Heizungen Wie stark der Wärmepumpen-Absatz eingebrochen ist
Viel weniger Hausbesitzer beantragen staatliche Förderung für eine Wärmepumpe als im vergangenen Jahr. Verbände fordern Planungssicherheit für Verbraucher und Entlastungen beim Strompreis, um den Absatz anzukurbeln.
Die Nachfrage nach Wärmepumpen ist so plötzlich eingebrochen, wie sie im Zuge des Ukraine-Kriegs und explodierender Gaspreise in die Höhe geschnellt war. In den ersten acht Monaten dieses Jahres seien die Anträge auf eine staatliche Förderung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 70 Prozent gesunken, erklärte der Bundesverband Wärmepumpe.
Verantwortlich für den Nachfrageeinbruch sind nach Einschätzung des Interessensverbands der Wärmepumpenwirtschaft die Heizungsdebatte der vergangenen Monate und die Verunsicherung über die ab 2024 geltenden Förderregeln. Zum Vergleich: Laut einer Untersuchung der Beratungsgesellschaft PWC ist im ersten Halbjahr die Zahl neuer Gasheizungen um fast 30 Prozent gestiegen, der Absatz neuer Ölkessel habe sich sogar mehr als verdoppelt.
Ein eigener Stromtarif für die Wärmepumpe?
Die Hersteller-Lobby macht sich nun dafür stark, dass der Staat und damit der Steuerzahler den Absatz von Wärmepumpen wieder ankurbeln. Der Bundesverband Wärmepumpe sprach sich für Entlastungen beim Strompreis aus. Hintergrund der Verbandsforderungen ist der Wärmepumpengipfel, der heute im Bundeswirtschaftsministerium stattfindet.
Konkret fordert der Bundesverband Wärmepumpe eine Senkung der Stromsteuer auf das europarechtliche Minimum. Die Menschen bräuchten nach der Heizungsdebatte ein deutliches Zeichen, dass sich der Wechsel von Gas und Öl zur Wärmepumpe durch günstige Betriebskosten schnell rechne. Der Verband fordert außerdem, dass in Wärmepumpen genutzter Strom von einer niedrigeren Mehrwertsteuer profitiert. Die Deutsche Umwelthilfe plädiert gar für einen eigenen "Wärmepumpenstromtarif".
Staat übernimmt bis zu 70 Prozent der Kosten
Tatsächlich spielt die aktuelle Lage auf dem Energiemarkt der Wärmepumpenwirtschaft derzeit nicht in die Hände. Der Gaspreis bewegt sich wieder auf Vorkriegsniveau, die Strompreise sind zuletzt sogar noch gestiegen. Mit Blick auf die laufenden Kosten sind die Anreize für Verbraucher, zur Wärmepumpe zu wechseln, entsprechend gering.
Bei den Fixkosten für den Kauf kommt der Staat Hausbesitzern indes bereits stark entgegen. Das vom Bundestag beschlossene Heizungsgesetz sieht vor, dass er ab dem kommenden Jahr unter bestimmten Voraussetzungen bis zu 70 Prozent der Kosten für eine klimafreundliche Heizung übernimmt. Die maximal förderfähigen Kosten sollen bei einem Einfamilienhaus bei 30.000 Euro liegen. Der maximale staatliche Zuschuss liegt also bei 21.000 Euro.
Zweifel am Wärmepumpen-Ausbauziel
Allerdings hat der Gesetzgeber im Heizungsgesetz kein generelles Verbot von Öl- und Gasheizungen ausgesprochen. Moderne Anlagen mit diesen fossilen Energien können auch ab 2024 noch neu eingebaut werden.
Ziel der Bundesregierung bleibt trotzdem, dass es in Deutschland bis 2030 sechs Millionen Wärmepumpen gibt. Ergreife die Regierung allerdings keine Maßnahmen, um der gesunkenen Nachfrage entgegenzuwirken, rücke ihr Ausbauziel in weite Ferne, sagte Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe. Laut Prognose des Verbands werden es Ende 2023 etwas mehr als zwei Millionen sein.