Konjunkturschwäche trifft Arbeitsmarkt Arbeitslosenzahlen steigen über Vorjahresniveau
Die Folgen der Konjunkturschwäche machen sich allmählich auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Zum ersten Mal seit dem Frühjahr 2010 lag die Arbeitslosenzahl im Oktober wieder höher als ein Jahr zuvor. Dank der typischen Herbstbelebung waren allerdings 35.000 Menschen weniger arbeitslos als im September.
Die Folgen der schwächelnden Konjunktur in Europa schlagen allmählich auch auf den deutschen Arbeitsmarkt durch. Die Zahl der offiziell registrierten Arbeitslosen sank zwar im Oktober gegenüber dem Vormonat um 35.000 auf 2,753 Millionen. Die Arbeitslosenquote verharrte damit laut Bundesagentur für Arbeit (BA) bei 6,5 Prozent.
Allerdings waren im laufenden Monat 16.000 Menschen mehr arbeitslos als im Oktober 2011. Damit lag die Zahl zum ersten Mal seit dem Februar 2010 wieder höher als ein Jahr zuvor. Diese Entwicklung überrascht nicht: In den vergangenen Monaten hatte es zwar im Vorjahresvergleich immer einen Rückgang gegeben. Allerdings war dieser Unterschied nach und nach immer kleiner ausgefallen.
Arbeitsagentur sieht keine Trendwende
BA-Chef Jürgen Weise wertete die neuen Zahlen allerdings nicht als Beleg für eine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt. Mehrere Indikatoren wiesen vielmehr auf eine Stagnation hin. "Wir können nicht erwarten, dass die Zahl der Arbeitslosen ewig sinkt", sagte er. "Diese Entwicklung erschreckt nicht, sie passt in das Bild einer gedämpften Konjunktur." Die schwächere wirtschaftliche Entwicklung mache sich auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. "Insgesamt zeigt sich der Arbeitsmarkt aber robust und in einer guten Verfassung", erklärte Weise.
Die neuen Zahlen zeigen auch, dass die übliche Herbstbelebung auf dem deutschen Arbeitsmarkt diesmal deutlich schwächer ausfällt als in den Vorjahren. Der saisontypische Rückgang der Arbeitslosenzahlen fiel diesmal nicht einmal halb so groß aus wie im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Die Herbstbelebung ergibt sich in der Regel, weil viele Unternehmen im Sommer Werksferien haben und die Einstellung neuer Mitarbeiter auf die Zeit danach verschieben.
Weniger Arbeitslose werden gefördert
Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ist laut BA auch eine Folge der geringeren Entlastung durch die Arbeitsmarktpolitik. Im Oktober nahmen demnach 924.000 Menschen an Maßnahmen der Arbeitsförderung teil. Dies bedeutete gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um rund 20 Prozent.
Die sogenannte Unterbeschäftigung, die neben den offiziell als arbeitslos registrierten Menschen unter anderem auch auch Teilnehmer an Qualifizierungs- und Fördermaßnahmen umfasst, lag im Oktober bei 3,717 Millionen und damit um rund 164.000 niedriger als vor einem Jahr.
Regierung erwartet 2,9 Millionen Arbeitslose im Jahresschnitt
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen sieht in den neuen Arbeitslosenzahlen "noch keinen Grund zur Unruhe". Sie betonte, dass es "keine Trendumkehr am Arbeitsmarkt" gebe. Unter dem Strich zeigte sie sich mit der Entwicklung in der zunehmend unsicheren Lage zufrieden.
Für das Gesamtjahr 2012 rechnet die Bundesregierung laut ihrer Prognose von Mitte Oktober mit durchschnittlich 2,9 Millionen Arbeitslosen. Dies wären 86.000 weniger als im vergangenen Jahr. Für 2013 geht die Bundesregierung davon aus, dass die Arbeitslosenzahl um 30.000 steigen und im Jahresschnitt weiter bei 2,9 Millionen liegen wird.