Folgen der Pandemie Weniger Krankschreibungen, längere Fehlzeiten
Wo der direkte Kontakt zu Menschen notwendig und Homeoffice unmöglich ist, gibt es die meisten Krankschreibungen im Zusammenhang mit Covid-19. Das belegen aktuelle Daten der AOK.
Corona-bedingt hat es in diesem Jahr weniger Krankschreibungen, aber dafür längere Fehlzeiten gegeben. Das geht aus dem aktuellen Fehlzeitenreport der Gesundheitsversicherung AOK hervor. Besonders Berufstätige in der Kinderbetreuung, der Ergotherapie und in der Gesundheits- und Krankenpflege haben sich in der Pandemie im Zusammenhang mit Covid-19 krankschreiben lassen. Bei ihnen wurde das Virus nachgewiesen oder sie hatten typische Symptome beziehungsweise engen Kontakt mit einer infizierten Person. Die AOK hat die Daten ihrer 15,6 Millionen berufstätigen Versicherten ausgewertet und so die Auswirkungen der Corona Pandemie untersucht.
Infektionsgefahr belastet auch die Psyche
Ein weiteres Ergebnis: Der psychische Druck ist gestiegen, so zum Beispiel auf das ohnehin schon belastete Pflegepersonal. "Das permanente Risiko, sich selbst anzustecken oder selbst Überträger des Virus zu sein, zehrt an den Nerven", sagt die Gesundheitswissenschaftlerin Kira Isabel Hower von der Universität Köln. Häufig waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesem Bereich die einzigen Kontakte für Alte und Kranke, da Angehörige nicht zu Besuch kommen durften. "Infolge dieser Belastung ist bei vielen Pflegekräften der Wunsch nach einem Berufswechsel größer geworden", so Hower.
Muskel- und Skelettprobleme häufigste Ursache für Krankschreibungen
Anders als vor der Pandemie waren Atemwegserkrankungen nicht mehr die häufigste Ursache für Krankschreibungen. In Zeiten von Kontaktbeschränkungen gab es nur noch rund 31 Arbeitsunfähigkeitsfälle pro 100 AOK-Versicherten wegen Erkältung oder Grippe - zuvor waren es rund 49. Die meisten Versicherten ließen sich wegen Muskel- und Skelettproblemen krankschreiben.
Insgesamt gab es in den untersuchten Pandemiemonaten (März 2020 bis Juli 2021) weniger Arbeitsunfähigkeitsfälle als im Vergleichszeitraum davor (minus 12,4 Prozent). Jedoch ist die Krankheitsdauer pro Fall gestiegen: Von zwölf Tagen pro Fall im Jahr 2019 auf 13,8 Tagen pro Fall im Jahr 2020. "Die Menschen haben wohl länger gewartet, bis sie zum Arzt gehen", sagt Helmut Schröder vom Wissenschaftlichen Institut der AOK. Das könnte auch zur Folge haben, dass längere Erholungszeiten nötig seien.
80 Prozent erleben veränderte Arbeitssituation
Zudem hat die AOK untersuchen lassen, wie sich Arbeitsbedingungen durch die Pandemie verändert haben. 80 Prozent der Erwerbstätigen, die im Rahmen der repräsentativen Umfrage mit 2501 Teilnehmern befragt wurden, erlebten demnach eine Veränderung der persönlichen Arbeitssituation: Arbeiten im Homeoffice, Mehrarbeit und Überstunden, aber auch weniger Arbeit zum Beispiel wegen der Kurzarbeiterregelung verlangten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern große Umstellungen.
Zeigen sich Unternehmen in solchen Situationen flexibel, pragmatisch und kreativ, werde das "arbeitsbezogene Selbstvertrauen" der Erwerbstätigen gestärkt. Andererseits bedeutet die Umstellung für viele auch mehr Stress: Viele Beschäftige können laut der Untersuchung nach Feierabend schlechter abschalten oder haben Schwierigkeiten, sich ausreichend Erholungspausen zu nehmen.