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Wetterthema Die Innertropische Konvergenzzone

Stand: 20.02.2023 12:00 Uhr

Die Innertropische Konvergenzzone

Das Wetter in den Tropen unterscheidet sich markant von unserem - schwere Gewitter sind dort die Regel.

Von Tim Staeger, ARD-Wetterkompetenzzentrum

Durch die hochstehende Sonne gelangt in den Tropen sehr viel mehr Sonnenenergie in die Atmosphäre und auch zum Erdboden, als in mittleren und höheren Breiten der Nord- und Südhalbkugel. Atmosphäre und Ozean sind ständig bestrebt dieses Ungleichgewicht mit ihren Strömungssystemen auszugleichen, was jedoch nie gelingt.

Idealerweise strömt warme Luft aus den Tropen zu den Polen und entsprechend kalte Luft wieder zurück. Jedoch befinden wir uns auf einer rotierenden Kugel, was diesen Transport erschwert und verkompliziert. Denn die Ablenkungskraft der Erddrehung wird immer stärker, je weiter man sich vom Äquator entfernt. In den mittleren Breiten wird der Temperaturausgleich somit durch wandernde Tiefdruckgebiete bewerkstelligt, welche das Wetter bei uns so wechselhaft gestalten. Über den tropischen Ozeanen kann sich, dank schwacher Ablenkung durch die Erddrehung und die recht einheitlichen Eigenschaften der ausgedehnten Wasseroberflächen, ein übersichtlicheres Strömungsmuster ausprägen.

Dort, wo die Sonne mittags im Zenit, also senkrecht steht, ist die Verdunstung über dem Meer am größten. Die feucht-warmen Luftmassen steigen weit in die Atmosphäre auf und es bilden sich riesige Gewittertürme. Da in der Atmosphäre kein Vakuum entsteht, strömt aus Nordost bzw. Südost, abgelenkt durch die Erddrehung, Luft in den unteren Atmosphärenschichten in die inneren Tropen nach. Diese sogenannten Passatwinde wehen sehr beständig und wurden deswegen früher von den Seefahrern zur Passage in die Neue Welt genutzt.

Das Zusammenströmen aus Nord- bzw. Südost, was auch als Konvergenz bezeichnet wird, unterstützt das Aufsteigen der Luft in der Innertropischen Konvergenzzone. In höheren Schichten der Troposphäre, die in den Tropen bis zu 18 km, in Europa nur etwa 12 mächtig ist, strömt die Luft wieder in außertropische Regionen zurück und sinkt im Bereich der subtropischen Hochdruckgürtel wieder großräumig ab. Aus diesem Grund befinden sich in etwa 20 bis 40 Grad nördlicher und südlicher Breite die trockensten Regionen dieser Erde, wie beispielsweise die Sahara.

Dieses gesamte Zirkulationssystem wird nach seinem Entdecker Hadley-Zelle genannt. Im Jahresverlauf folgt die ITK, wie die Innertropische Konvergenzzone abgekürzt wird, über den Ozeanen in etwa dem Sonnenhöchststand und befindet sich im Nordsommer etwas nördlich, im Südsommer etwas südlich des Äquators.

Aufgrund der enormen Energieumsätze in den Tropen und der quasi unbegrenzt verfügbaren Feuchtigkeit über den Weltmeeren, entwickeln sich dort auch die weltweit heftigsten Gewitter. Aufwinde von über 100 km/h und Hagelkörner so groß wie Tennisbälle sind in solchen Gewittern die Regel. Ihre räumliche Ausdehnung ist um ein Vielfaches größer als in unseren Breiten. Entsprechend wird bei transhemisphärischen Flügen ein möglicher Umweg von mehreren hundert Kilometern, welcher beim Umfliegen der tropischen Gewitter unvermeidlich ist, bei der Betankung berücksichtigt.