Ukrainische Militärangehörige der Luftwaffe feuern eine Flugabwehrgeschütze in der Nähe der Stadt Bachmut ab. (Archivbild vom 6. März 2024)
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Krieg gegen die Ukraine ++ Ukraine: Seit Kriegsbeginn 8.000 Luftziele zerstört ++

Stand: 04.08.2024 23:55 Uhr

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben in den vergangenen zweieinhalb Jahren mehr als 8.000 Luftziele zerstört. Deutschland will angehenden Ärzten aus der Ukraine den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern. Die Entwicklungen vom Sonntag zum Nachlesen.

  • Ukraine: Seit Kriegsbeginn mehr als 8.000 Luftziele zerstört
  • Selenskyj empfängt F-16-Jets in der Ukraine
  • Bund plant Erleichterungen für ukrainische Mediziner in Deutschland
  • Kinder sollen Ortschaften im Osten der Ukraine verlassen
  • Politiker fordern Konsequenzen für Ungarn
04.08.2024 • 23:55 Uhr

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Bei ukrainischen Angriffen sind in der von Russland kontrollierten Stadt Oleschky in der südukrainischen Region Cherson insgesamt 14 Menschen verletzt worden. Davon seien acht Menschen bei einem ersten ukrainischen Angriff, dem Beschuss des Marktes der Stadt, verwundet worden, teilt der von Moskau eingesetzte Verwaltungschef der Region Cherson, Andrej Aleksejenko, auf Telegram mit. Ukrainische Drohnen hätten später Wohnhäuser in der Stadt angriffen, wobei sechs Personen verletzt worden seien.

Die ukrainische Luftwaffe hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in den vergangenen zweieinhalb Jahren mehr als 8.000 Luftziele zerstört. Darunter fielen etwa Flugzeuge, Helikopter, Marschflugkörper und Drohnen, teilte das Ministerium zum sogenannten Tag der Luftwaffe mit. Piloten hätten mehr als 20.000 Einsätze absolviert.

Generell ist die Lage der ukrainischen Luftwaffe jedoch schwierig. Es fehlen etwa Flugabwehrsysteme. Die Ukraine fordert von ihren Verbündeten bereits seit geraumer Zeit verstärkte Unterstützung bei der Luftverteidigung.

Der ukrainische Präsident Selenskyj hat die Ankunft von Kampfjets vom Typ F-16 in der Ukraine bekannt gegeben. Ukrainische Piloten hätten begonnen, die Jets für Operationen innerhalb des Landes zu fliegen, so Selenskyj weiter. Der Präsident nahm die Jets an einem Luftwaffenstützpunkt in der Ukraine feierlich in Empfang.

"Wir haben es geschafft", sagte Selenskyj in einer Rede an dem Stützpunkt. Er sei stolz auf die Männer, die lernen würden, die Kampfjets zu fliegen, und bereits damit begonnen hätten, sie für ihr Land einzusetzen.

Die Bundesregierung will angehenden Ärztinnen und Ärzten aus der Ukraine den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt erleichtern. Der Bund prüfe aktuell eine Rechtsänderung, die eine Fortsetzung nicht abgeschlossener ukrainischer ärztlicher Ausbildungen in Deutschland ermöglichen solle, erklärte das Bundesgesundheitsministerium auf Anfrage. Eine entsprechende Änderung der Approbationsordnung für Ärzte werde derzeit vorbereitet.

Für die Erteilung von Berufserlaubnissen durch die Länder an ukrainische Ärztinnen und Ärzte mit abgeschlossener Ausbildung sei allerdings keine Rechtsänderung durch den Bund notwendig, so das Ministerium. Es reagierte damit auf entsprechende Forderungen aus den Ländern - und auf einen Bericht der "Welt am Sonntag", wonach seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine mehr als 1.400 aus dem Land geflohene Ärztinnen und Ärzte in Deutschland auf eine Zulassung warten.

Bundesgesundheitsminister Lauterbach wies die Kritik an den langsamen Approbationsverfahren zurück. "Leider ist es so, dass viele Länder sowohl zu wenige Deutsche ausbilden als auch zu wenige Ausländer zulassen", schrieb er auf der Plattform X. Das Thema sei aber Teil der Gesundheitsreformen im Herbst und schließe auch die Anerkennung ausländischer Pflegekräfte ein.

Die Ukraine hat die Evakuierung von Kindern und ihren Aufsichtspersonen aus Gebieten in der Region Donezk im Osten des Landes angeordnet. "Der Feind bombardiert die Städte und Dörfer dieser Gemeinden jeden Tag, deshalb wurde beschlossen, Kinder mit ihren Eltern oder rechtlichen Vertretern in Sicherheit zu bringen", sagte der Gouverneur von Donezk, Filaschkin. Er veröffentlichte eine Liste von Städten und Dörfern in Gebieten, in denen Russland zuletzt Bodengewinne vermeldet hatte.

Unterdessen vermeldete Russland die Einnahme einer weiteren Ortschaft im Osten der Ukraine. "Einheiten der Truppengruppe Zentrum" hätten Nowosselikwa Perscha in der Region Donezk "befreit", erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau in seinem täglichen Bericht. Die Ortschaft befindet sich rund 20 Kilometer entfernt von der Stadt Awdijiwka, die Russland im Februar erobert hatte.

Der ukrainische Außenminister Kuleba reist in den kommenden Tagen durch drei afrikanische Staaten, um dort um Hilfe für die Ukraine zu bitten. Geplant sind Besuche in Sambia, Mauritius und Malawi, teilte das Außenministerium in Kiew mit.

Bei den Treffen soll es um die Entwicklung bilateraler Beziehungen zwischen der Ukraine und den afrikanischen Staaten gehen, hieß es weiter. Zentrales Thema sei dabei die afrikanische Unterstützung bei der Wiederherstellung von Frieden in der Ukraine und der Welt.

Mehrere afrikanische Staaten hatten im Juni an der Friedenskonferenz in der Schweiz teilgenommen, sich darüber hinaus jedoch zögerlich gezeigt, sich an der westlichen Unterstützung für die Ukraine zu beteiligen. Russland gilt als wichtiger Investor und Energielieferant für den afrikanischen Kontinent.

Russische Truppen rücken nach übereinstimmenden Berichten in der strategisch wichtigen ostukrainischen Kleinstadt Tschassiw Jar weiter vor. Dort hatte lange der Siwerskyj-Donez-Donbass-Kanal eine natürliche Verteidigungslinie für die Ukrainer gebildet.

Angaben von Militärbloggern und dem US-Institut für Kriegsforschung (ISW) zufolge haben russische Einheiten den Kanal nun an mehreren Stellen überschritten und versuchen, sich in der Stadt festzusetzen. So operierten russische Truppen aktuell westlich des Siwerskyj-Donez-Donbass-Kanals. Den östlichen Stadtteil jenseits des Kanals hatten die Ukrainer schon im Juli aufgeben müssen.

Der ukrainische Generalstab erwähnte die Kämpfe um Tschassiw Jar in seinen Lageberichten nur allgemein. Insgesamt habe es an den Fronten im Osten und Süden der Ukraine seit Samstagmorgen 140 einzelne Gefechte gegeben, hieß es. Die hohe Zahl lässt auf intensive Kämpfe schließen. 

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Ungarns Ankündigung, die Einreise-Bedingungen für russische und belarusische Staatsbürger zu lockern, sorgt nach wie vor für Kritik in der EU. Unionspolitiker und das Bundesinnenministerium forderten Konsequenzen für den NATO- und EU-Staat.

"Wer Russen ohne Prüfung in die EU lässt, der gefährdet massiv die Sicherheit Europas", sagte der Fraktionsvorsitzende der Konservativen im EU-Parlament, Manfred Weber (CSU), der "Bild am Sonntag". Die EU-Staats- und Regierungschefs müssten das Thema bei ihrem nächsten Gipfeltreffen klären. "Es muss Konsequenzen geben", so Weber.

Diese forderte auch ein Sprecher von SPD-Bundesinnenministerin Nancy Faeser. "Die Gefahr von russischer Spionage und Sabotage ist hoch und hat sich seit dem Beginn von Russlands völkerrechtswidrigem Angriffskrieg gegen die Ukraine weiter verschärft." Die EU-Länder müssten daher den Schutz erhöhen, anstatt "potenzielle Einfallstore" zu schaffen, sagte er der "Bild am Sonntag".

Außenministerin Baerbock hat eine glaubwürdige Abschreckungspolitik gegenüber Russland gefordert. Das Prinzip Hoffnung werde Deutschland vor Putins Russland nicht schützen, schrieb Baerbock in einem Gastbeitrag für die "Bild am Sonntag". "Was uns jetzt schützt ist, dass wir in unsere eigene Sicherheit und Stärke investieren - in der EU, in der NATO und in Deutschland." Dazu zähle auch die Entscheidung zur Stationierung weitreichender amerikanischer Waffensysteme in Deutschland ab 2026.

Diese Abschreckung schütze auch die Polen, Balten und Finnen und damit die Partnerländer, die direkt an Russland grenzen und in den letzten Monaten erlebt hätten, wie Russland mit hybriden Maßnahmen an der Grenze zündele.

Hoffnung auf eine baldige Friedenslösung durch Verhandlungen sieht Baerbock kritisch: Putin beantworte jede Friedensinitiative und die diplomatische Arbeit für ein Ende der Kämpfe mit Eskalation - nicht erst seit dem 24. Februar 2022, dem Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine, sondern seit Jahren.

Die Ukraine muss nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj ihre weitreichenden Schläge gegen Russland fortsetzen. "Die Ukraine muss zuschlagen, wirklich weitreichende Schläge gegen den russischen Besatzer führen", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache über die jüngsten Angriffe der ukrainischen Streitkräfte gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet.

Die Angriffe gegen russische Flugplätze, Ölraffinerien und Logistikeinrichtungen seien besonders wirkungsvoll, "wenn die Folgen des russischen Krieges nach Hause kommen und der Feind in den besetzten Gebieten unseres Landes keinen Platz für Frieden hat". Das ukrainische Militär griff zuletzt mehrfach Ziele auf russischem Staatsgebiet an. Drohnenangriffe setzten mehrere Treibstofflager in Brand.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow fordert mittelfristig eine europäische Friedensordnung unter Einbeziehung Russlands. "Alle Teilnehmerstaaten müssen einen Nichtangriffspakt schließen und eine Verteidigungsgemeinschaft bilden, die sich darauf konzentriert, Konflikte auf dem europäischen Kontinent zu lösen", sagte der Linken-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Ramelow räumte ein, dass ein solcher Schritt aktuell nicht denkbar sei. "Natürlich geht das nicht mit einer Diktatur, einem Unterdrückungsapparat, und (Präsident Wladimir) Putin ist auch kein Vertreter von Freiheit und Frieden. Aber wir müssen das Land im Blick behalten - und diejenigen stärken, die Veränderung in Russland wollen." Der Krieg gegen die Ukraine und die massive Repression im eigenen Land könnten Kräfte in der russischen Gesellschaft freisetzen. "Darauf sollte man vertrauen."

Ramelow versicherte, er sei nicht gegen die NATO, sondern für eine Neuordnung der europäischen Verteidigung. "Deutschland braucht eine Armee zur Landesverteidigung, die ihren Namen verdient. Daher bin ich strikt dafür, die Bundeswehr gut auszustatten. Aber wir müssen Europa endlich als Ganzes denken, und da gehört Russland auch dazu."

Der frühere US-Präsident Donald Trump hat Kremlchef Wladimir Putin zum jüngsten Gefangenenaustausch mit dem Westen gratuliert. "Ich möchte Wladimir Putin dazu beglückwünschen, dass er wieder einmal einen großartigen Deal gemacht hat", sagte der republikanische Präsidentschaftskandidat bei einem Wahlkampfauftritt.

Für die Vereinbarung seien einige der übelsten Killer auf der Welt freigelassen worden. "Wir haben unsere Leute zurückbekommen", sagte Trump, beklagte aber zugleich, die USA machten "schreckliche" Deals. Die Einigung schaffe einen schlechten Präzedenzfall. Auch während seiner Amtszeit seien im Ausland inhaftierte US-Amerikaner freigekommen, sagte Trump weiter und betonte: "Ich habe nie etwas bezahlt." Der Republikaner hatte den jüngsten Deal mit Russland bereits zuvor schlechtgeredet und ohne jeden Beleg impliziert, für den Austausch der Gefangenen sei Geld geflossen.

Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben ein russisches U-Boot der Schwarzmeerflotte versenkt. Im Süden Russlands sind durch ukrainische Drohnenangriffe Treibstofflager in Brand geraten.