Wolodymyr Selenskyj
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Krieg gegen die Ukraine ++ Selenskyj über Kämpfe in Kursk: "Die Jungs halten durch" ++

Stand: 14.10.2024 23:31 Uhr

Der ukrainische Präsident Selenskyj berichtet von schweren Kämpfen in der westrussischen Region Kursk, die seit Tagen andauern. Bei einem russischen Raketenangriff auf Odessa wurde ein Mensch getötet. Die Entwicklungen vom Montag zum Nachlesen.

14.10.2024 • 23:31 Uhr

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Die Ukraine hat nach Angaben ihres Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bereits eine Million Drohnen beschafft und an die Front geliefert. "Und das ist nur vom Staat. Es gibt auch Lieferungen von Freiwilligen", sagt er in seiner abendlichen Ansprache.

Chinas Verteidigungsminister Dong Jun und sein russischer Kollege Andrej Beloussow haben bei einem Treffen in Peking den Willen zum Ausbau der militärischen Zusammenarbeit bekräftigt. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, dass Beloussow eine Reihe von Verhandlungen mit der militärischen und der militär-politischen Leitung Chinas führe. Sein chinesischer Kollege sagte laut einem Bericht der russischen staatlichen Nachrichtenagentur Tass, dass beide Länder ein neues Kapitel aufschlügen in ihrer Kooperation. "Wir haben den gemeinsamen Wunsch, unsere militärische Zusammenarbeit nach vorn zu bringen", sagte Dong Jun laut russischer Übersetzung. Nach seinen Angaben war es die erste Begegnung mit Beloussow, der seit dem Frühjahr im Amt ist und Sergej Schoigu abgelöst hatte.

China steht international in der Kritik, Russland in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine zu unterstützen. Dagegen betont die Führung in Peking ihre Neutralität in dem Konflikt und hatte auch wiederholt erklärt, sich für eine friedliche Lösung in dem Krieg einzusetzen. Die Ukraine hatte Chinas Initiative abgelehnt wie alle anderen aus anderen Ländern. Kiew betont immer wieder, dass nur der Friedensplan des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj Bestand habe. Der sieht unter anderem einen kompletten Abzug der russischen Truppen aus allen besetzten Gebieten der Ukraine vor, einschließlich der von Moskau schon 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Russland hatte dies als unrealistisch zurückgewiesen.

Andrei Belousov (links) und Dong Jun

Der russische Verteidigungsminister Andrej Beloussow (links) zu Besuch bei seinem chinesischen Kollegen Dong Jun in Peking.

Bei russischen Angriffen sind im Süden der Ukraine nach Behördenangaben mindestens drei Menschen getötet worden. In der Region Cherson seien zwei Frauen im Alter von 72 und 56 Jahren bei einem russischen Drohnenangriff auf "ein ziviles Auto" getötet worden, teilte Gouverneur Oleksandr Prokudin im Onlinedienst Telegram mit.

Beim Beschuss des Hafens der Schwarzmeerstadt Odessa wurde den Behörden zufolge ein weiterer Mensch getötet, zudem gebe es acht Verletzte. Bei dem Angriff in Odessa seien außerdem zwei zivile Schiffe beschädigt worden, darunter ein unter der Flagge Palaus fahrendes Frachtschiff, erklärte der ukrainische Vize-Regierungschef Oleksij Kuleba auf Telegram. Ihm zufolge wurde der Frachter bereits "zum zweiten Mal" binnen zwei Wochen getroffen. Bei dem Angriff sei zudem die Hafeninfrastruktur beschädigt worden, auch ein Getreidelager wurde demnach getroffen. Russland greift immer wieder Ziele wie Frachtschiffe oder Getreidesilos in der Schwarzmeerregion Odessa an. Kiew zufolge haben die Angriffe das Ziel, die Exportfähigkeit der Ukraine zu zerstören. 

Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj versuchen russische Truppen bereits seit knapp fünf Tagen, die ukrainischen Stellungen in der westrussischen Region Kursk zu durchbrechen. "Die Jungs halten durch und führen Gegenangriffe", sagte er mit Blick auf das ukrainische Militär.

Tags zuvor hatten ukrainische Militärs durchblicken lassen, dass die Lage an den Frontabschnitten bei Kursk schwierig geworden sei. Nach Angaben des ukrainischen Oberkommandeurs Olexander Syrskyj hat Moskau inzwischen knapp 50.000 Soldaten von den Frontlinien im Süden der Ukraine abgezogen und zu Gegenangriffen nach Kursk verlegt. Die ukrainische Armee war im Sommer in einem Überraschungsangriff tief auf russisches Gebiet bei Kursk vorgedrungen.

Die russischen Streitkräfte setzen die ukrainische Armee an verschiedenen Fronten schwer unter Druck. "Aktive Operationen finden jetzt auf der gesamten Länge der Frontlinie statt, aber die Kämpfe sind besonders heftig in den Richtungen Pokrowsk und Kurachowe", teilte Selenskyj nach einer Sitzung des Oberkommandos in Kiew auf der Plattform X mit.

Ein Moskauer Gericht hat einen Forscher aus Frankreich wegen Verstoßes gegen die russischen Agentengesetze zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Damit wies der zuständige Richter am Montag einen Antrag der Verteidigung ab, den 48-jährigen Laurent Vinatier mit einer Geldstrafe zu belegen.

Im Juni hatte der Franzose einem Medienbericht zufolge nach seiner Festnahme eingeräumt, sich bei der Sammlung von Informationen über das russische Militär nicht als ausländischer Agent registriert zu haben. Bei der Urteilsverkündung bekannte sich der Mitarbeiter einer schweizerischen NGO zu Russland, berichtet ein russisches Medienportal: "Ich habe keine Angst zu sagen, dass ich mich in Russland verliebt habe. Mein persönliches Leben bestätigt dies - meine Frau ist Russin, meine Freunde sind Russen."

Der französische Präsident Emmanuel Macron bezeichnete Vinatiers Festnahme als Teil einer Desinformationskampagne Moskaus. Der Forscher habe nicht für den französischen Staat gearbeitet.

Russlands Militär will eine Ortschaft in der Region Saporischschja im Süden der Ukraine erneut unter seine Kontrolle gebracht haben. Die Truppen hätten Lewadne eingenommen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau der Nachrichtenagentur AP zufolge mit.

In der Frühphase der russischen Invasion hatten die Angriffstruppen das Dorf schon einmal erobert, bis die ukrainischen Streitkräfte bei einer Gegenoffensive im Sommer 2023 wieder die Kontrolle über Lewadne erlangten.

Der Kreml hat das jährliche Atomwaffen-Manöver der NATO als ein weiteres Anheizen von Spannungen rund um den Krieg in der Ukraine kritisiert. "Vor dem Hintergrund des heißen Krieges, der im Ukraine-Konflikt geführt wird, führen solche Übungen nur zu einer weiteren Eskalation der Spannungen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen Agentur Interfax zufolge. 

Peskow erwähnte nicht, dass Russland nicht nur selbst immer wieder Manöver seiner Atomstreitkräfte abhält und die Waffen im Konflikt um die Ukraine in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt, sondern auch selbst mit den Raketen droht.

Die NATO begann die zweiwöchige Übung "Steadfast Noon" zur Verteidigung des Bündnisgebiets mit Atomwaffen. Nach Angaben aus dem Hauptquartier in Brüssel werden rund 2.000 Militärs von 8 Luftwaffenstützpunkten und mehr als 60 Flugzeuge daran beteiligt sein. Das soll auch eine Botschaft an Russland sein.

Bei einem russischen Raketenangriff auf den ukrainischen Schwarzmeerhafen Odessa sind zwei zivile Schiffe und ein Getreidelager beschädigt worden. Dabei kam nach Angaben der ukrainischen Behörden ein Mensch ums Leben, mindestens acht wurden verletzt. Zwei der Verletzten befänden sich in einem ernsten Zustand, sagte Oleh Kiper, der Gouverneur der Region.

Der unter der Flagge Palaus fahrende Massengutfrachter Optima wurde ebenso beschädigt wie das unter der Flagge von Belize fahrende Schiff NS Moon, teilte der stellvertretende Ministerpräsident Oleksiy Kuleba auf Telegramm mit.

Die deutschen Geheimdienste warnen vor einer wachsenden Gefahr durch Russland. "Spätestens Ende dieses Jahrzehnts dürften russische Streitkräfte in der Lage sein, einen Angriff auf die NATO durchzuführen", sagte der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), Bruno Kahl, in einer Anhörung des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestages.

"Wir beobachten ein aggressives Agieren der russischen Nachrichtendienste", betonte auch der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV), Thomas Haldenwang. "Insbesondere nehmen russische Spionage und Sabotage in Deutschland zu, sowohl qualitativ als auch quantitativ", fügte er hinzu. Zusammen mit der Präsidentin des Bundesamtes für den Militärischen Abschirmdienst (MAD), Martina Rosenberg, forderten sie mehr Kompetenzen und Mittel zur Gefahrenabwehr.

Die ukrainische Armee hat eigenen Angaben zufolge ein russisches Militärflugzeug in einem weit von der ukrainischen Grenze entfernten Gebiet im Ural zerstört. Das Transportflugzeug sei bereits in der Nacht zum Sonntag an einem Armeeflugplatz in der Region Orenburg zerstört worden, teilte der ukrainische Militärgeheimdienst im Online-Dienst Telegramm mit. Demnach befand sich das Flugzeug am Flugplatz Orenburg-2, der etwa 1.000 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt liegt. 

Es habe sich um ein Flugzeug sowjetischer Bauart vom Typ Tupolew Tu-134 gehandelt, mit denen üblicherweise Führungskräfte des russischen Verteidigungsministeriums befördert würden, hieß es weiter. Der Militärgeheimdienst veröffentlichte Bilder, die ein brennendes Flugzeug zeigten. Er sprach von einem Brandanschlag. Die russischen Behörden äußerten sich bislang nicht zu dem Vorfall.

Wegen Waffenlieferungen an Russland haben die EU-Außenminister neue Sanktionen gegen den Iran beschlossen. Sie stimmten in Luxemburg für die Strafmaßnahmen, die sich unter anderem gegen iranische Fluggesellschaften und Rüstungshersteller richten, die Drohnen und Raketen an Russland geliefert haben sollen. 

Auf der Sanktionsliste stehen nach Angaben des Rates der 27 EU-Staaten die drei iranischen Fluggesellschaften Iran Air, Saha Airlines und Mahan Air sowie zwei Lieferfirmen und zwei Unternehmen, die an der Herstellung von Treibstoff für Raketen beteiligt waren. Außerdem verhängte die EU Sanktionen gegen den stellvertretenden Verteidigungsminister Sajed Hamseh Ghalandari und mehrere Vertreter der iranischen Revolutionsgarden.

Aus den russischen Grenzgebieten sind 30.415 Menschen vor ukrainischen Angriffen in Schutz gebracht worden, sagte die russische Menschenrechtsbeauftragte Tatjana Moskalkowa dem Nachrichtenportal Argumenty I Fakty. Sie seien in fast 1.000 Unterkünften in ganz Russland untergebracht worden.

Der Vorsitzende des Verteidigungsausschuss, Faber, plädiert für eine Aufstockung der Ukraine-Hilfe. Der ukrainische Präsident Selenskyj forderte erneut mehr militärische Unterstützung des Westens.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 14. Oktober 2024 um 20:00 Uhr.