Blick von außen auf das Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine.
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Krieg gegen die Ukraine ++ AKW-Mitarbeiter durch Autobombe getötet ++

Stand: 04.10.2024 11:32 Uhr

Ein Mitarbeiter des AKW Saporischschja ist durch eine Autobombe getötet worden. Der ukrainische Geheimdienst sprach von einem Kollaborateur. In zwei russischen Tanklagern sind Brände ausgebrochen. Die Entwicklungen im Liveblog.

Laut örtlichen Behördenangaben hat Russland rund 80 Prozent der kritischen Infrastruktur in der Stadt Pokrowsk, einem wichtigen Logistikknotenpunkt im Osten der Ukraine, ausgeschaltet. Serhiy Dobriak, der Leiter der Militärverwaltung von Pokrowsk, sagte, die russischen Streitkräfte seien etwa sieben Kilometer von der Stadt entfernt.

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete.

Pokrowsk liegt an einer Kreuzung von Straßen und einer Eisenbahnlinie und ist damit ein wichtiger Logistikpunkt für das Militär und die Zivilbevölkerung in der östlichen Region Donezk. In der Stadt leben noch 13.050 Einwohner, und die ukrainischen Behörden setzen einen Evakuierungsplan fort, der seit einigen Wochen läuft.

Dobriak sagte, die täglichen russischen Angriffe zielten auf Energieanlagen und andere lebenswichtige Infrastrukturen. Fast die Hälfte von Pokrowsk, zehn nahe gelegene Dörfer und eine kleinere Stadt seien ohne Strom. Russland bestreitet, die zivile Infrastruktur angegriffen zu haben.

Durch eine Autobombe ist ein Sicherheitsmitarbeiter des russisch besetzten Kernkraftwerks Saporischschja getötet worden. Wie das Staatliche Ermittlungskomitee Russlands mitteilte, zündete ein versteckter Sprengsatz, als der Mann sich in seine Auto setzte. Der Anschlag habe sich in der Stadt Enerhodar ereignet, in der die Mitarbeiter wohnen. 

Der ukrainische Militärgeheimdienst bestätigte den Anschlag und nannte den Toten einen Kollaborateur. Er habe sich an Repressalien gegen Mitarbeiter des AKW beteiligt, die loyal zur Ukraine stehen. Der Mann sei auch Vorsitzender des von der Besatzungsmacht eingesetzten Stadtparlaments in Enerhodar gewesen.

Der Kreml hat den ukrainischen Behörden vorgeworfen, mit dem Feuer zu spielen, nachdem russische Streitkräfte gestern nach eigenen Angaben eine ukrainische Drohne in der Nähe des Atomkraftwerks Kursk abgefangen haben. Nachrichtenagenturen berichteten, dass einige Kilometer entfernt ein Feuer ausgebrochen sei.

"Kiew spielt weiterhin mit dem Feuer, und wir werden natürlich die Vertreter der IAEO darauf aufmerksam machen", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow gegenüber Reportern und bezog sich dabei auf die Internationale Atomenergie-Organisation, die Atomaufsichtsbehörde der Vereinten Nationen.

Der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Heorhiy Tykhyi, bestritt gestern, dass die Ukraine Waffen auf oder in der Nähe der Anlage abgefeuert habe.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Ein Mitarbeiter des von Russland kontrollierten Kernkraftwerks Saporischschja in der Südukraine wurde am Morgen bei einem Autobombenanschlag getötet, wie russische Ermittler mitteilten.

Andrej Korotkij sei gestorben, nachdem eine unter seinem Auto angebrachte Bombe vor seinem Haus in der Stadt Enerhodar, wo sich das Werk befindet, explodiert war. Den Ermittlern zufolge arbeitete Korotkiy in der Sicherheitsabteilung des Werks und es wurde ein Verfahren zu seinem Tod eingeleitet.

In einer Erklärung beschuldigte das Kraftwerk die ukrainischen Behörden, den Mord inszeniert zu haben. Von der Ukraine gab es keine unmittelbare Stellungnahme.

Das Kernkraftwerk Saporischschja, das größte in Europa, wird seit März 2022 von den russischen Streitkräften kontrolliert und liegt in der Nähe der Frontlinie zwischen den beiden Seiten.

In zwei russischen Tanklagern sind in der Nacht Brände ausgebrochen. Bei dem Feuer im Gebiet Woronesch nannte Gouverneur Alexander Gussew einen ukrainischen Drohnenangriff als Ursache. Teile einer abgefangenen Kampfdrohne seien in das Lager gefallen und hätten eine leere Zisterne in Brand gesetzt, schrieb er auf Telegram.

Ein großes Feuer mit brennenden Treibstofftanks gab es außerdem in einem Dorf bei Perm am Ural, etwa 1.700 Kilometer von der Ukraine entfernt. Das teilte der russische Katastrophenschutz mit. Von einem Drohnenangriff war nicht die Rede, auch wenn ukrainische Drohnen mittlerweile solche Entfernungen überwinden können. Der Katastrophenschutz nannte fahrlässigen Umgang mit Feuer oder einen Kurzschluss als mögliche Ursache. 

Nach Angaben des russischen Katastrophenschutzes auf Telegram sind beide Feuer inzwischen gelöscht.

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete, dunkel schraffiert: Russische Gebiete, in die die Ukraine vorgestoßen ist

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete, dunkel schraffiert: Russische Gebiete, in die die Ukraine vorgestoßen ist

Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, dass Russland in der Nacht mit 19 Drohnen kritische Infrastrukturen des Landes angegriffen habe. Die Flugabwehr habe neun Drohnen abgeschossen, sieben weitere seien wahrscheinlich durch elektronische Störsender beeinträchtigt worden, hieß es in einer Erklärung. Die Ukraine machte keine Angaben dazu, was mit den anderen drei Drohnen passiert ist.

Nach Angaben des Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko wurde ein Wohnhaus in der Hauptstadt beschädigt, es gab jedoch keine Verletzten. Das Feuer sei dort schnell gelöscht worden, fügte er hinzu. Bei dem Angriff wurde auch ein Verwaltungsgebäude in der zentralen Region Kirowohrad beschädigt, wobei ein Angestellter leicht verletzt wurde, wie der Gouverneur Andriy Raykovych sagte.

Russische Streitkräfte hätten in den vergangenen Tagen auch kritische Infrastruktur, Versorgungseinrichtungen und 35 Privathäuser in der südlichen Region Cherson getroffen, sagte Gouverneur Oleksandr Prokudin. Bei verschiedenen Angriffen seien ein Mensch getötet und vier weitere verletzt worden.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der Befehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, General Oleksandr Syrskyj, hat die Verstärkung der Verteidigungsanlagen in der östlichen Region Donezk angeordnet. Die russischen Truppen rückten in verschiedenen Sektoren in der Ostukraine immer weiter vor, sagte er. Syrskyj teilte in den sozialen Medien mit, dass er mit der 25. Sicheslav-Luftlandebrigade an "einem der wichtigsten Frontabschnitte" arbeite.

In der Region Donezk im Osten der Ukraine sind 260.000 Menschen ohne Wasserversorgung. Die Ukraine hat offenbar einen russischen Militärflugplatz mit Drohnen attackiert. Die Entwicklungen vom Donnerstag zum Nachlesen.