Ukrainisches Atomkraftwerk Saporischschja
Liveblog

Krieg gegen die Ukraine ++ IAEA-Chef Grossi warnt vor Atomunfall ++

Stand: 06.10.2022 23:15 Uhr

Der IAEA-Chef Grossi ist zu Gesprächen in der Ukraine und hält einen Atomunfall am AKW Saporischschja weiter für eine "sehr sehr klare Möglichkeit". Weitere EU-Sanktionen gegen Russland sind in Kraft getreten. Alle Entwicklungen von Donnerstag zum Nachlesen im Liveblog.

06.10.2022 • 23:15 Uhr

Ende des heutigen Liveblogs

Hiermit schließen wir den heutigen Liveblog und danken für Ihr Interesse.

Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel warnt davor, Drohungen im russischen Krieg gegen die Ukraine als Bluff abzutun. Der Angriff auf die Ukraine sei eine "tiefgreifende Zäsur" gewesen, sagte Merkel bei einem Festakt zum 77-jährigen Bestehen der «Süddeutschen Zeitung» in München. Und zwar eine, "bei der wir alle gut beraten sind, Worte ernst zu nehmen und sich ernsthaft mit ihnen auseinander zu setzen und sie nicht von vornherein als Bluff einzustufen". Sie betonte erneut, dass ein dauerhafter Friede in Europa "nur unter Einbeziehung Russlands" erfolgen könne. "So lange wir das nicht wirklich geschafft haben, ist auch der Kalte Krieg nicht wirklich zu Ende."

Die Regierung in Moskau verurteilt einem Medienbericht zufolge Aussagen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, wonach die NATO durch Präventivschläge einen Atomwaffen-Einsatz Russlands verhindern solle. Dies sei nichts weiter als "ein Aufruf, einen weiteren Weltkrieg mit unvorhersehbaren, monströsen Konsequenzen" zu beginnen, zitiert die Nachrichtenagentur RIA den russischen Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow.

Selenskyj erklärte vor der australischen Denkfabrik Lowy Institute, die NATO solle "es Russland unmöglich machen, Atomwaffen zu verwenden", und dazu auf Präventivschläge zurückgreifen, wie aus einem Video der Veranstaltung hervorgeht. Einzelheiten zu der Art der Angriffe nannte er dabei nicht.

Ein Selenskyj-Sprecher sagte, Selenskyjs Forderung sei falsch verstanden worden. Der habe lediglich gesagt, vor dem 24. Februar - dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine - seien Präventivmaßnahmen nötig gewesen, um den Krieg zu verhindern.

Zwei Russen haben nach ihrer Ankunft auf einer entlegenen Insel in der Beringsee in Alaska in den USA Asyl beantragt. Sie gaben an, sie seien aus dem Land geflohen, um der Wehrpflicht zu entgehen, wie das Büro von Lisa Murkowski, Senatorin für den US-Staat, mitteilte.

Murkowski und ihr Parteikollege Dan Sullivan, ebenfalls Senator, sagten, die beiden Personen seien an einem Strand nahe Gambell, einer entlegenen Gemeinde mit etwa 600 Einwohnern auf der Sankt-Lorenz-Insel, gelandet. Ein Sprecher Sullivans sagte, das Büro des Senatoren habe es so verstanden, dass die Russen mit einem Boot eingetroffen seien. Gambell liegt rund 60 Kilometer von der Tschuktschen-Halbinsel in Sibirien entfernt.

Sullivan erklärte, der Fall mache deutlich, dass Russen nicht im "Aggressionskrieg" des russischen Präsidenten Wladimir Putin gegen die Ukraine kämpfen wollten - und außerdem, dass Alaska wegen der Nähe zu Russland eine wichtige Rolle für die nationale Sicherheit spiele. Die beiden Senatoren drängten deshalb gegenüber Washington auf entsprechende Maßnahmen, erklärte er.

Die Gefahr eines Unfalls an dem von Russland eingenommenen ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja ist Experten zufolge nicht gebannt. "Wir sagen immer wieder, was getan werden muss, nämlich, einen Atomunfall verhindern, der immer noch eine sehr sehr klare Möglichkeit ist", sagte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Rafael Grossi, in Kiew.

Die Anlage ist wegen der Kämpfe in der Region abgeschaltet. Zur Sicherung der Anlage soll eine nukleare Sicherheits- und Schutzzone um das Kraftwerk errichtet werden. Darüber verhandelt Grossi nach eigenen Angaben mit Kiew und Moskau. Er wollte anschließend nach Moskau weiterreisen. Gespräche dort fänden auf "sehr hoher Führungsebene" statt, wie Grossi sagte. Ob er Präsident Wladimir Putin treffen würde, war unklar.

Sorge um Sicherheit des Atomkraftwerks in Saporischschja

Vassili Golod, WDR, zzt. Kiew, tagesthemen, tagesthemen, 06.10.2022 22:15 Uhr

Der ukrainische Ombudsmann für Menschenrechte hat Russland die Gefangennahme Hunderter Ukrainer in Russland vorgeworfen. Dmytro Lubinez schrieb bei Facebook unter Berufung auf das estnische Innenministerium, die Menschen hätten sich am Mittwoch der russischen Grenze mit Estland genähert und seien dann auf Lastwagen von den Russen an einen unbekannten Ort gebracht worden.

Wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine seien viele der Ukrainer über Russland und die Krim geflüchtet und hätten anschließend versucht, in die EU zu gelangen, deren Mitglied Estland ist, oder nach Hause zurückzukehren, schrieb Lubinez. Einige der Betroffenen, darunter Frauen, ältere Menschen und Kinder, hätten in kaltem, feuchtem Wetter ohne angemessene Kleidung oder Lebensmittel darauf gewartet, die Grenze nach Estland zu überqueren, erklärte er. Er plane, das Thema mit der russischen Menschenrechtsbeauftragten Tatjana Moskalkowa zu erörtern, sagte er.

Zwei Tage nach seinem überraschenden Rücktritt ist gegen den Ex-Chef der ukrainischen Notenbank, Kyrylo Schewtschenko, ein Verfahren wegen Unterschlagung eingeleitet worden. In seiner Zeit als Leiter der staatlichen Ukrhasbank sollen zwischen 2014 und 2019 umgerechnet rund 5,2 Millionen Euro gestohlen worden sein, teilte die Staatsanwaltschaft via Facebook mit. Vier andere leitende Mitarbeiter der Bank werden ebenfalls verdächtigt.

Schewtschenko drohen damit bis zu zwölf Jahre Gefängnis. Bei der Notenbank hatte Schewtschenko am Dienstag seinen Rücktritt aus "gesundheitlichen Gründen" eingereicht. Heute bestätigte das Parlament die Entlassung. In ukrainischen Medien war über einen Konflikt zwischen Präsidentenbüro und Schewtschenko über die Finanzierung des kriegsbedingten Staatsdefizits spekuliert worden.

Die neuen EU-Sanktionen gegen Russland sind in Kraft. Der entsprechende Rechtstext wurde heute im Amtsblatt der EU veröffentlicht. Unter anderem belegt die EU mit dem Paket den russischen Rechtsnationalisten Alexander Dugin mit Sanktionen. Zur Begründung heißt es, er habe die Annexion der Krim und den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ideologisch und theologisch gerechtfertigt.

Gegen Dugin sowie 29 weitere Personen verhängt die EU Vermögenssperren und Einreiseverbote. Das neue Paket ist unter anderem eine Reaktion auf die Scheinreferenden in den mittlerweile durch Russland annektierten Gebieten auf ukrainischem Gebiet. Ebenfalls von den Strafmaßnahmen betroffen sind etwa Alan Luschnikow als größter Anteilseigner des Waffenherstellers JSC Kalashnikov Concern sowie die Vorsitzende der zentralen russischen Wahlkommission Ella Pamfilowa. Auch die Sängerin Julia Tschitscherina wird mit Sanktionen belegt, weil sie "öffentlich ihre Unterstützung für die Annexion der Ukraine durch Russland kundtut".

Teil des Pakets sind auch Importverbote für bestimmte Stahlprodukte, für Zigaretten, Kunststoffe, Kosmetika und andere Produkte im Wert von sieben Milliarden Euro. Zudem wird die rechtliche Grundlage für die von den G7 wirtschaftsstarker Demokratien angestrebte Preisobergrenze für russisches Öl geschaffen. Dieser soll die Einnahmen Moskaus deutlich reduzieren. In Kraft treten soll der Preisdeckel für russisches Rohöl Anfang Dezember, wenn auch ein EU-Einfuhrverbot über den Seeweg gültig wird, und für Erdölprodukte im Februar 2023.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vor russischen Angriffen auf weitere Länder in Europa gewarnt, sollte die Ukraine den Krieg verlieren. In einer Videoansprache an den Gründungsgipfel der neuen Europäischen Politischen Gemeinschaft in Prag forderte Selenskyj weitere Waffenhilfen vom Westen, um zu verhindern, "dass russische Panzer nach Warschau oder Prag fahren". Der Angreifer müsse bestraft und der Krieg jetzt gewonnen werden, so Selenskyj.

Russische Fischerboote sollen von mehreren Dutzend norwegischen Häfen nur noch drei anlaufen dürfen. Zudem müssten sie sich dann Sicherheitskontrollen unterziehen, erklärt Außenministerin Anniken Huitfeldt. Die "inakzeptablen Annexionen in der Ukraine, die Angriffe auf die Erdgas-Pipelines in der Ostsee und die zunehmende Drohnenaktivität" hätten eine Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen zur Folge, sagt sie.

Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, betrachtet das AKW in Saporischschja als ukrainische Einrichtung. Das sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters.

Russische Truppen hatte das Kernkraftwerk in der Südukraine kurz nach der Invasion im März dieses Jahres besetzt. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am Mittwoch das AKW, in dem immer noch Ukrainer arbeiten, zum Eigentum Russlands erklärt. Saporischschja ist das größte AKW Europas.

Nach mehreren Raketeneinschlägen in Saporischschja hat der Gouverneur der Region, Oleksandr Staruch, die Zahl der Toten und Verletzten erhöht. Bei dem russischen Angriff seien drei Menschen getötet und mindestens zwölf verletzt worden sein, gab Staruch bekannt. Bei den beiden Angriffen vor Sonnenaufgang und am Vormittag waren nach Angaben der örtlichen Behörden mehr als 40 Gebäude beschädigt worden.

06.10.2022 • 16:17 Uhr

Ampel rechnet 2023 mit Rezession

Die Bundesregierung rechnet nach ARD-Informationen für das Jahr 2022 nur noch mit einem Wachstum von 1,4 Prozent, 2023 könnte die Wirtschaft sogar schrumpfen. Die Inflationsrate könnte auf acht Prozent steigen.

Der britische Stromnetzbetreiber hat vor Stromausfällen im Winter gewarnt und die Menschen im Land zum Energiesparen aufgerufen. Der National Grid Electricity System Operator (ESO) teilte mit, in einem "unwahrscheinlichen Szenario" könnten Haushalte und Unternehmen teilweise mit geplanten dreistündigen Stromausfälle konfrontiert sein, um die Stabilität des Netzes gewährleisten zu können. Wichtige Infrastruktur wie Krankenhäuser soll davon ausgenommen sein.

Nach Angaben der britischen Nachrichtenagentur PA werden in Großbritannien 43 Prozent der Elektrizität in Gaskraftwerken produziert. Sollte nicht genug Gas vorhanden sein, müsste demnach im schlimmsten Fall der Strom vorübergehend abgestellt werden. Großbritannien erlebte das zuletzt in den 1970er-Jahren infolge der Ölkrise und Streiks von Bergleuten im Land.

Russische Truppen haben nach mehreren Niederlagen die Einnahme der Siedlung Sajzewe im Gebiet Donezk in der Ostukraine gemeldet. Die Ortschaft sei unter russische Kontrolle gebracht worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow.

Dabei seien auf ukrainischer Seite mehr als 120 Soldaten der 58. Panzergrenadier- und der 128. Gebirgssturmbrigade getötet worden. Diese Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Die Ukraine bestätigte den Verlust von Sajzewe bislang nicht.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Nach dem Ausschluss russischer Athleten und Athletinnen von internationalen Wettkämpfen wegen Moskaus Krieg gegen die Ukraine hat der Kreml die Sportverbände im eigenen Land zum "Kampf" für eine Teilnahme aufgerufen. Kreml-Sprecher Dimitri Peskow verwies der Nachrichtenagentur Interfax zufolge auf die Entscheidung des Boxweltverbandes IBA, der Sportler aus Russland und Belarus inzwischen wieder zu seinen Wettkämpfen zugelassen hat.

Verschiedene Verbände wie der Biathlon-Weltverband, der Fußball-Weltverband FIFA und die Europäische Fußball-Union UEFA haben Russland und Belarus als Reaktion auf den Ende Februar begonnenen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine von allen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen. 

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat das erste Treffen einer neuen politischen Gemeinschaft von mehr als 40 europäischen Staats- und Regierungschefs als "große Innovation" bezeichnet. Man könne "einen ganzen Tag lang in verschiedenen Formaten und einfach frei von einer Tagesordnung und von der Notwendigkeit, Beschlüsse zu fassen, über die gemeinsamen Anliegen" sprechen, sagte der SPD-Politiker am Rande der sogenannten Europäischen Politischen Gemeinschaft in Prag.

Das ist gut für den Frieden, für die Sicherheitsordnung. Das ist gut für die ökonomische Entwicklung und für die Prosperität.

Zudem könne die EU die Beziehungen zu ihren Nachbarn verbessern, von denen viele Mitglied der EU werden wollten. Mit Blick auf den russischen Krieg gegen die Ukraine betonte Scholz: "Es ist schon sehr sichtbar, dass alle, die hier zusammenkommen, wissen: Dieser russische Angriff auf die Ukraine ist eine brutale Verletzung der Sicherheits- und Friedensordnung, die wir in den letzten Jahrzehnten in Europa hatten." Es sei wichtig, "dass wir diesen Angriff zurückweisen, dass wir nicht akzeptieren, dass ein Teil des Nachbarlandes annektiert wird".

In Prag sind die Staats- und Regierungschefs von mehr als 40 europäischen Ländern zu einem Gipfeltreffen im neuen Format zusammengekommen. Die Ziele der neuen Europäischen Politischen Gemeinschaft seien "mehr Stabilität, mehr Sicherheit, mehr Frieden", sagte EU-Ratspräsident Charles Michel unter Verweis auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Von dem Gründungsgipfel des neuen Forums soll ein Zeichen der Geschlossenheit an den russischen Präsidenten Wladimir Putin ausgehen. Gleichgesinnte europäische Demokratien bildeten mit dem neuen Forum eine "geschlossene Front gegen Putins Brutalität", erklärten die britische Premierministerin Liz Truss und der tschechische Gastgeber und Regierungschef Petr Fiala nach britischen Angaben.

Der französische Präsident Emmanuel Macron äußerte die Hoffnung auf ein Zeichen der "Einheit" und eine "strategische Diskussion, wie es sie bisher noch nicht gab". Er hatte das neue Gesprächsforum angestoßen.

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist in Prag. Er nannte das neue Gesprächsformat bei seinem Eintreffen auf der Prager Burg eine "große Innovation", die gut sei für den Frieden und die Sicherheitsordnung.

Die ukrainische Armee hat bei ihrer Gegenoffensive nach eigenen Angaben binnen weniger Tage mehr als 400 Quadratkilometer Gebiet in der Region Cherson zurückerobert. Das sagte die Sprecherin des ukrainischen Militärkommandos Süd, Natalia Gumentschjuk. 

Lage in der Ukraine: Rückeroberung im Osten des Landes geht voran

Kristin Joachim, ARD Warschau, tagesschau 17:00 Uhr

Die Ukraine meldet seit Tagen Geländegewinne in den von Russland beanspruchten Gebieten im Osten und Süden des Landes, darunter auch in der bislang von Russland nahezu komplett kontrollierten Region Luhansk.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der Kreml hat den Preisdeckel auf russisches Öl als Teil des EU-Sanktionspakets gegen Russland als "absurd" bezeichnet. Dies wirke sich sehr destruktiv auf die Energiemärkte aus und schade damit praktisch allen Staaten, sagte Sprecher Dimitri Peskow der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge.

Die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa, sagte: "Unsere Antwort wird sein, die Ölexporte auf die Länder umzuleiten, die bereit sind, normal mit uns zusammenzuarbeiten." Dazu gehört etwa Indien als Großabnehmer.

Eine Untersuchung der Schäden an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 habe den Verdacht auf "grobe Sabotage" erhärtet, teilte die schwedische Sicherheitsdienst mit. In einer Mitteilung hieß es: "Nach Abschluss der Ermittlungen am Tatort kommt der schwedische Sicherheitsdienst zu dem Schluss, dass es in der schwedischen Wirtschaftszone Detonationen bei Nord Stream 1 und 2 gegeben hat, die erhebliche Schäden an Gaspipelines verursacht haben". Man habe vor Ort Material beschlagnahmt, das nun analysiert werde.

Das Europaparlament fordert von den EU-Staaten mehr Militärhilfe für die Ukraine. Konkret heißt es in einer Resolution, die EU-Länder sollten ihre militärische Hilfe massiv aufstocken. Gut 500 Abgeordnete stimmten für den Text, 26 dagegen.

In der Resolution werden "insbesondere die zögernden Mitgliedstaaten" aufgefordert, ihren "angemessenen Anteil an der notwendigen militärischen Unterstützung zu leisten". Einzelne Staaten sind nicht explizit genannt. Konkret heißt es aber zu den aus deutschen Waffenschmieden stammenden Leopard-Kampfpanzern, dass unverzüglich ukrainische Soldaten im Umgang mit diesen ausgebildet werden sollten.

Norwegen rechnet für das kommende Jahr aus seinem Öl- und Gasgeschäft mit Rekordeinnahmen. Das norwegische Finanzministerium führt in seinem Haushaltsentwurf für 2023 Einnahmen von umgerechnet rund 132 Milliarden Euro auf, so viel wie noch nie. Norwegen ist größter Gaslieferant für Europa und weltweit ein wichtiger Ölproduzent. Die Gaspreise in Europa haben sich in diesem Jahr in etwa verdreifacht.

Die Appelle der Bundesregierung zum Gassparen greifen offenbar bei vielen Verbrauchern noch nicht. Der Gasverbrauch sei auch in der letzten Woche zu stark angestiegen, sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller.

Nach den Zahlen der Aufsichtsbehörde lag der Gasverbrauch der privaten Haushalte und kleineren Gewerbekunden um fast 10 Prozent über dem durchschnittlichen Verbrauchsniveau der Jahre 2018 bis 2021.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, hat mitgeteilt, Moskaus Position, dass ein Atomkrieg niemals geführt werden dürfe, habe sich nicht geändert. Sie erklärte, Moskau sei dem Prinzip "voll und ganz verpflichtet".

Zuletzt hatte der russische Präsident Wladimir Putin für Verunsicherung gesorgt, als er sagte, er bluffe nicht bei dem Thema, wenn es um die Verteidigung Russlands gehe.

Der russische Staatschef Wladimir Putin würde nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj einen Atomwaffenkrieg nicht überleben. Er wisse nicht, ob die Gefahr eines Atomkriegs durch die Erfolge seines Militärs in der Ukraine zugenommen habe, sagte Selenskyj per Videoschalte zur Denkfabrik Lowy Institute in Sydney.

In der Regierungskommission für die Vorschläge zu einer Gaspreisbremse machen sich laut "Spiegel" mehrere Mitglieder für ein zeitlich gestaffeltes Hilfsmodell stark. In der gerade anlaufenden Heizperiode sollen demnach alle 20 Millionen Gaskunden einige Cent Rabatt auf den Preis bekommen, den sie pro Kilowattstunde zahlen, berichtet das Magazin. Dabei gehe es um bis zu vier Cent.

Vor allem die Energiebranche würde das Modell unterstützen, das aber auch große Nachteile habe. So hätten noch rund 20 Prozent der Gaskunden einen Gaspreis, der auf niedrigem Vorkrisenniveau liege. Diese hätten dann keinen Anreiz, ihren Verbrauch zu drosseln. In dem Gremium seien aber auch noch andere Lösungen im Gespräch.

Ukrainer würden zwischen der Ukraine und Deutschland hin und her pendeln, um Sozialleistungen zu kassieren - behauptete CDU-Chef Merz. Recherchen von Monitor zeigen: Verbreitet wurde das Gerücht von pro-russischen und rechtsextremen Kanälen.

Das an Russland grenzende Norwegen plant eine Erhöhung seines Verteidigungshaushalt um etwa 9,8 Prozent. "Der Angriff Russlands auf die Ukraine stellt eine Bedrohung für die norwegische und europäische Sicherheit dar", erklärte Verteidigungsminister Björn Arild Gram.

Der Krieg habe bereits erhebliche sicherheitspolitische, wirtschaftliche und humanitäre Folgen, sagte er weiter.  In ihrem Haushaltsentwurf für 2023 schlägt die Mitte-Links-Regierung in Oslo vor, 75,8 Milliarden Kronen (7,3 Milliarden Euro) für ihre Streitkräfte auszugeben. Das wären 6,8 Milliarden Kronen mehr als in diesem Jahr. 

06.10.2022 • 12:23 Uhr

Sanktionspaket formell beschlossen

Das neue Sanktionspaket gegen Russland ist nun auch formell beschlossen. "Wir setzen Russlands Kriegswirtschaft weiter zu, begrenzen Russlands Import-/Exportkapazitäten und sind auf dem besten Weg, uns aus der russischen Energieabhängigkeit zu befreien", sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell.

Bevor die Strafmaßnahmen in Kraft treten, muss der Rechtstext im Amtsblatt der EU veröffentlicht werden. Das könnte noch heute passieren. In Kraft treten soll der Preisdeckel für russisches Rohöl Anfang Dezember, wenn auch ein EU-Einfuhrverbot über den Seeweg gültig wird - für Erdölprodukte im Februar 2023.

Teil des Pakets ist unter anderem die rechtliche Grundlage für einen von den G7-Staaten unterstützten Preisdeckel auf Ölimporte aus Russland. Dieser soll die Einnahmen Moskaus deutlich reduzieren. So soll der Seetransport von Erdölprodukten und Rohöl aus Russland weltweit nur noch möglich sein, wenn das Öl unter einem bestimmten Preis gekauft wurde.

Bei Raketeneinschlägen am Morgen mit sieben russischen Raketen in Saporischschja soll ein Mensch getötet und mindestens fünf weitere in den Trümmern eingeschlossen worden sein. Das gab der Gouverneur der in weiten Teilen von Russland besetzten Region, Oleksandr Staruch, bekannt.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Aus den mehrstöckigen Gebäuden seien viele Menschen gerettet worden, schrieb Staruch in seinem Telegram-Kanal. Fotos, die von den Rettungsdiensten veröffentlicht wurden, zeigten Einsatzkräfte in den Trümmern eines zerstörten Gebäudes. Die Behörden meldeten am späten Vormittag einen weiteren Raketenangriff, machten aber keine unmittelbaren Angaben zu Opfern oder Schäden.

Die Zahl der ukrainischen Schülerinnen und Schüler an deutschen Schulen ist weiter gestiegen. Die Bundesländer meldeten für die 39. Kalenderwoche 193.141 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine an den Schulen, wie die Kultusministerkonferenz (KMK) mitteilte. Im Vergleich zur Vorwoche stieg die Zahl damit um 2242 an. Die von der KMK angegebenen Schülerzahlen beziehen sich auf allgemeinbildende Schulen und Berufsschulen.

Der Betreiber der Gaspipeline Nord Stream 2 lässt einen Teil des Gases ab, das noch in der intakten Röhre enthalten ist. Es sei richtig, dass der Druck reduziert werde, bestätigte ein Sprecher der Nord Stream 2 AG. Dies sei eine Vorsichtsmaßnahme nach den Schäden an den drei übrigen Leitungen von Nord Stream 1 und 2. Bisher sei der für einen Betrieb notwendige Druck von 105 Bar beibehalten worden. Den Angaben nach wurde bereits am Dienstag begonnen, Gas aus der Leitung abzulassen. Dieser Vorgang werde ungefähr acht Tage dauern.

Die dänische Energiebehörde hatte am Mittwoch auf Twitter gemeldet, Nord Stream 2 habe sie informiert, dass der russische Staatskonzern Gazprom den Druck in der noch unbeschädigten Röhre B im Augenblick senke. Dabei werde Gas entnommen, das stattdessen im Großraum St. Petersburg genutzt werde. Die Nord Stream 2 AG ist ein Tochterunternehmen von Gazprom. Vergangene Woche waren insgesamt vier Unterwasser-Lecks an den beiden Nord-Stream-Pipelines festgestellt worden.

In Litauen sind Bundeswehrsoldaten für die erste Übung der deutschen NATO-Brigade zum verstärkten Schutz des Bündnispartners eingetroffen. Nach der Ankunft im Hafen von Klaipeda machte sich das deutsche Kontingent am Mittwochabend im Konvoi auf den Weg zum litauischen Militärstützpunkt Rukla, wie ein Bundeswehr-Sprecher am Donnerstag mitteilte. Zuvor hatte sich bereits ein Vorauskommando per Flugzeug für das Manöver auf den Weg nach Litauen gemacht.

Nach Angaben der litauischen Armee werden insgesamt 250 Soldaten der deutschen NATO-Brigade mit Ausrüstung an der Militärübung "Fast Griffin" teilnehmen und mit litauischen Truppen üben. Das Manöver soll am 7. Oktober beginnen. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat die NATO einen verstärkten Schutz an der Ostflanke beschlossen. Deutschland soll  dabei eine Kampftruppenbrigade mit 3000 bis 5000 Soldaten für  Litauen führen.

Das deutsche Konzept sieht vor, Waffen, Munition und einen Führungsstab vor Ort zu stationieren. Dieser ist Anfang September in Rukla eingetroffen. Der größte Teil der Soldaten wird aber in Deutschland bereitgehalten. Litauen grenzt an die russische Exklave Kaliningrad sowie an Russlands Verbündeten Belarus.

Die Aufträge für die deutsche Industrie sind im August so stark gesunken wie seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine nicht mehr. Das Neugeschäft fiel wegen ausbleibender Großaufträge um 2,4 Prozent schwächer aus als im Juli, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das ist der kräftigste Rückgang seit März, dem ersten vollen Monat seit Kriegsausbruch.

Auf den zweiten Blick fällt das Ergebnis nicht ganz so schlecht aus: Im Juli waren die Bestellungen mit 1,9 Prozent so kräftig gewachsen wie seit einem halben Jahr nicht mehr, womit der zuvor ermittelte Rückgang von 1,1 Prozent kräftig korrigiert wurden. Das Statistikamt begründete diese ungewöhnliche starke Revision mit "Nachmeldungen von Großaufträgen aus dem Ausland im Bereich der Luft- und Raumfahrt". Regierung, Wirtschaft und Ökonomen sehen die exportabhängige Industrie Deutschlands wegen der sich weltweiten Konjunkturschwäche, Energiekrise und Materialmangel vor schwierigen Monaten.

Die US-Geheimdienste gehen davon aus, dass die ukrainische Regierung den Autobombenanschlag genehmigt hatte, durch den im August Darya Dugina in Moskau getötet wurde. Das berichtet die Zeitung "The New York Times". Dugina war die Tochter des prominenten russischen Ultranationalisten Alexander Dugin. Die Vereinigten Staaten hätten keine vorherige Kenntnis von den Plänen gehabt. Nach dem Anschlag hatte Kiew jede Verantwortung dafür von sich gewiesen.

Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, ist heute zu Gesprächen in Kiew eingetroffen. Sie werde dort mit Vertretern der Regierung und Angehörigen der ukrainischen Streitkräfte sprechen, teilte ihr Büro mit. Auf dem Programm stehe demnach auch ein Besuch an Orten, an denen es Kämpfe bei der Verteidigung des Landes gegeben hatte. Auf Twitter teilte die Abgeordenete mit, sie wolle vor Ort neben Politik und Regierung insbesondere mit aktiven Soldatinnen und Soldaten sprechen. "Deutschland muss Unterstützung erhöhen," so Strack-Zimmermann weiter.

Die FDP-Politikerin gehört in den Reihen der Ampel-Koalition zu jenen, die eine verstärkte militärische Unterstützung für die Ukraine bis hin zur Lieferung von Kampfpanzern fordern. Es ist ihr erster Besuch in Kiew, sie war aber bereits mit Politikern von SPD und Grünen in der Ukraine.

Nach seiner Beförderung zum Generaloberst hat der berüchtigte Chef der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, Russlands Präsident Wladimir Putin seine Solidarität versichert. Das tschetschenische Volk werde die Politik des Staatsoberhauptes überall auf der Welt voll und ganz unterstützen, schrieb er heute auf Telegram. Zuvor hatte er sich schon für den dritthöchsten militärischen Rang bedankt. Er sei dem Oberbefehlshaber "unglaublich dankbar" für die "große Wertschätzung".

Kadyrow, der für seinen brutalen Führungsstil im muslimisch geprägten Tschetschenien im Nordkaukasus bekannt ist, tat sich seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine als einer der glühendsten Kriegsbefürworter hervor. Am Samstag hatte er sich für den Einsatz von Atomwaffen mit geringer Sprengkraft ausgesprochen, nachdem sich die russischen Streitkräfte aus der ostukrainischen Stadt Lyman zurückgezogen hatten. In der Nacht zu heute kündigte er die Entsendung weiterer seiner "Spezialeinheiten" für den Kampf in der Ukraine an: "Wir haben gute Jungs (...). Wir schicken jeden Tag unsere Freiwilligen."

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde, Rafael Grossi, ist heute in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. "Der Bedarf für eine nukleare Sicherheitszone um das Atomkraftwerk Saporischschja ist dringender denn je", schrieb Grossi vor seiner Abreise nach Kiew auf Twitter. Erwartet werden Gespräche mit Präsident Wolodymyr Selenskyj, Energieminister Herman Haluschtschenko und dem Chef des ukrainischen Atomkraftwerksbetreibers Enerhoatom, Petro Kotin.

Nach Aussagen des russischen Außenministeriums gestern soll das AKW Saporischschja von nun an unter der Kontrolle russischer Behörden laufen. Derweil gehen die Kämpfe in der ukrainischen Stadt Saporischschja weiter.

Frankreich führt für den anstehenden Krisenwinter mit befürchteten Engpässen in der Energieversorgung einen sogenannten Stromwetterbericht ein. Im Fernsehen soll nach dem gewöhnlichen Wetterbericht und zwischen anderen Sendungen eine Information über die Belastung des Stromnetzes mit grünen, gelben und roten Symbolen folgen. Dies ist Bestandteil des nationalen Energiesparplans, den die Regierung heute vorstellen wird, berichtete die Zeitung "Le Parisien".

Bei einem grünen Symbol ist der Stromkonsum im Lot, bei Gelb ist das System belastet und bei Rot drohen Versorgungsunterbrechungen, wenn der Verbrauch nicht heruntergefahren wird. Dann sind die Menschen aufgefordert, ihren Verbrauch zwischen 08.00 und 12.00 Uhr sowie zwischen 18.00 und 20.00 Uhr zu senken.

Die Kämpfe in der ukrainischen Stadt Saporischschja halten in der Nacht an. "Infolge der feindlichen Angriffe sind in der Stadt Brände ausgebrochen, es gibt möglicherweise Verletzte. Rettungskräfte sind bereits dabei, Menschen aus den Trümmern zu bergen", teilt der Gouverneur der Region, Oleksandr Starukh, auf Telegram mit. Mehrere Wohnhäuser seien durch den Beschuss beschädigt oder zerstört.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der CDU-Außenexperte Norbert Röttgen sieht einen möglichen Einsatz von Atomwaffen durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin für unrealistisch an. "Ich halte es für keine realistische Option von Putin", sagte Röttgen am Abend bei Maischberger. Alle Folgen wären für ihn desaströs. Putin wäre völlig verloren und isoliert in der Welt und die Menschen in Russland wollten nicht in einen Atomkrieg verstrickt werden. Schließlich hätten die Amerikaner deutlich gemacht, dass ein solcher Tabubruch eine klare militärische Antwort nach sich zöge. Man müsse solche Drohungen von Putin ernst nehmen. Ein Einsatz von Atomwaffen mache aber für ihn weder politisch, noch militärisch oder wirtschaftlich Sinn.

Der ehemalige deutsche Außenminister Sigmar Gabriel mahnte, die Aussagen des russischen Präsidenten ernst zu nehmen. "Wir müssen Wladimir Putin beim Wort nehmen, wenn er sagt, Russland sei bereit, Atomwaffen einzusetzen", sagte der SPD-Politiker am Abend laut Mediengruppe Bayern bei einer Veranstaltung in Passau.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird heute in Prag erwartet. Er nimmt im Prager Schloss an dem Gründungsgipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft teil. Dazu sind die Staats- und Regierungschefs von mehr als 40 Ländern eingeladen, die die Ukraine im russischen Angriffskrieg unterstützen. Die Teilnehmer wollen damit ein Signal der Geschlossenheit an den russischen Präsidenten Wladimir Putin senden.

Zu dem neuen politischen Forum gehören neben der Ukraine und den EU-Ländern unter anderem Großbritannien, die Türkei, die Westbalkanstaaten und die Kaukasusrepubliken Armenien und Aserbaidschan. Für die Ukraine wird Regierungschef Denys Schmyhal in Prag erwartet, Präsident Wolodymyr Selenskyj soll dazugeschaltet werden. Hauptthemen sind die Sicherheitspolitik und Energiefragen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten am 06. Oktober 2022 die tagesschau ab 09:00 Uhr und tagesschau24 ab 10:00 Uhr.