Eine Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut nach israelischen Luftangriffen.
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Krieg in Nahost ++ Israel greift erneut Ziele in Beirut an ++

Stand: 06.10.2024 02:24 Uhr

Die israelische Armee hat ihre Angriffe gegen die Hisbollah-Miliz in der libanesischen Hauptstadt Beirut fortgesetzt. Zentralratspräsident Schuster fordert einen realistischen Blick auf den Judenhass in Deutschland. Die Entwicklungen im Liveblog.

  • Israel greift erneut Ziele in Beirut an

Bei einem israelischen Luftangriff auf eine Moschee in Deir al-Balah im zentralen Gazastreifen sind nach Angaben von Sanitätern mindestens fünf Menschen getötet und 20 weitere Personen verletzt worden.

Außenministerin Annalena Baerbock hat das Hamas-Massaker vor einem Jahr als Einschnitt in der jüdischen und in der deutschen Geschichte bezeichnet. Der 7. Oktober 2023 sei für Jüdinnen und Juden eine Zäsur, nach der es nur ein "davor" und "danach" gebe, schrieb die Grünen-Politikerin in einem Gastbeitrag für die "Bild am Sonntag". "Auch für uns in Deutschland ist der 7. Oktober eine Zäsur." Es beschäme sie, dass sich seitdem Jüdinnen und Juden auch in Deutschland unsicherer fühlten und dass antisemitische Angriffe zugenommen hätten - und dass iranische Raketen gegen den Staat Israel auf deutschen Straßen gefeiert würden.

"Wir stellen uns dem entgegen. Mit der ganzen Härte des Gesetzes", betonte Baerbock. An die Menschen in Israel gerichtet sagte sie: "Wir stehen an Eurer Seite. Eure Sicherheit ist Teil unserer Staatsräson. Israel hat ein Recht auf Selbstverteidigung. Gegen die Gewalt der Hamas genauso wie gegen den Raketen-Terror des Iran und der Hisbollah."

Die israelische Armee setzt nach eigenen Angaben ihre Angriffe gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon fort. Man bombardiere derzeit "Terrorziele" im Raum der Hauptstadt Beirut, gab die Armee in der Nacht ohne Nennung von Einzelheiten bekannt. Die Explosionen in südlichen Vororten seien über der ganzen Stadt zu hören gewesen, berichtete eine dpa-Reporterin. Die proiranische Schiiten-Miliz hatte nach Angaben des israelischen Militärs zuvor wieder heftig Israel beschossen. 

Nach dem Ertönen der Sirenen nach Mitternacht in der Gegend der Stadt Kiriat Schmona im Norden Israels seien etwa 30 Geschosse identifiziert worden, die vom Libanon aus in israelisches Gebiet eingedrungen seien, teilte die Armee weiter mit. Einige der Geschosse seien abgefangen worden, andere in der Gegend niedergegangen. Die proiranische Schiiten-Miliz habe zuvor bereits rund 130 Flugkörper Richtung Israel gefeuert, teilte das Militär mit. 

Bei einer nicht genehmigten propalästinensischen Demonstration in Rom ist es zu teils heftigen Zusammenstößen zwischen Demonstrierenden und Polizisten gekommen. Mehrere Tausend Menschen versammelten sich zwei Tage vor dem Jahrestag des Hamas-Massakers in Israel im Zentrum der italienischen Hauptstadt. Vermummte und schwarz gekleidete Demonstranten warfen Flaschen, Böller sowie Verkehrsschilder auf die Sicherheitskräfte. Diese reagierten mit dem Einsatz von Tränengas und Wasserwerfern.

Die Demonstration war von den italienischen Behörden nach deren Angaben wegen Sicherheitsbedenken nicht genehmigt worden. Sie befürchteten zudem, dass der Zeitpunkt des Protests den Hamas-Terrorangriff vom 7. Oktober "verherrlichen" würde. Die Demonstranten hielten während eines Marsches unweit des Kolosseums Transparente in die Höhe, schwenkten palästinensische Fahnen und skandierten unter anderem "Free Palestine" und "Free Lebanon". Am Rande der Demo rief auch ein Teilnehmer durch ein Megafon: "Am 7. Oktober begann die Revolution."

Der Zentralrat der Juden hat angesichts der angekündigten anti-israelischen Proteste vor dem Jahrestag des Hamas-Massakers vom 7. Oktober einen realistischen Blick auf den verfestigten Judenhass in Deutschland gefordert. "Die Jubelszenen auf deutschen Straßen nach dem Raketenangriff des Iran auf Israel sowie die Aufrufe zu offenen Israel-Hass-Protesten rund um den Jahrestag des Hamas-Terrors vom 7. Oktober sind ein neuer Tiefpunkt der Menschlichkeit in unserer Gesellschaft", sagte Zentralratspräsident Josef Schuster dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland". "Wer angesichts des Jahrestags dieses grausamen Anschlages nicht in der Lage ist, wenigstens ein Stück Empathie für Jüdinnen und Juden, für die Menschen Israels, zu empfinden, der wird es nie tun - und der hat ein gewaltiges Problem", betonte der Schuster.

"Wenn wir das in Deutschland nicht klar erkennen und benennen, dass es diese Menschen unter uns gibt, dann haben wir alle ein gewaltiges Problem", sagte Schuster. "Dann droht unsere offene Gesellschaft, in der die Würde des Menschen über allem steht, zu fallen." In Deutschland soll auf mehreren Kundgebungen an das Hamas-Massaker in Israel erinnert werden, das sich an diesem Montag zum ersten Mal jährt.

Die israelische Armee hat nach libanesischen Angaben am Samstagabend neue heftige Luftangriffe im Süden von Beirut ausgeführt. Es seien vier "sehr gewaltsame" Angriffe gegen die südlichen Vororte der libanesischen Hauptstadt geflogen worden, meldete die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA. Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP hörten mehrere Explosionen im Süden Beiruts und sahen dort Rauchwolken aufsteigen.

Die israelische Armee hatte zuvor Einwohner der südlichen Vororte Beiruts aufgefordert, mehrere dortige Wohngegenden zu verlassen. Dies sei zur "eigenen Sicherheit" der Bewohner und ihrer Familien notwendig, hieß es in dem Aufruf. Bereits am Freitag hatte Israel den Süden Beiruts angegriffen.

Israels Premier Netanyahu hat angekündigt, sein Land werde auf den iranischen Raketenangriff reagieren. Frankreichs Staatschef Macron hat einen Stopp von Waffenlieferungen an Israel gefordert. Die Entwicklungen zum Nachlesen.