Explosionen im Libanon Mossad soll Pager laut Medien mit Sprengstoff bestückt haben
Die im Libanon explodierten Pager wurden laut US-Medien durch eine Aktion des israelischen Geheimdienstes mittels Sprengstoff zur Detonation gebracht. Die vom Iran unterstützte Hisbollah kündigte Vergeltung an.
Nach der massenhaften Explosion von Pagern im Libanon verdichten sich die Hinweise, dass der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad hinter der Aktion steht. Dem Geheimdienst sei es gelungen, eine Lieferung von Pagern abzufangen und in den Geräten einige Gramm Sprengstoff zu platzieren, berichtete die New York Times unter Berufung auf US-amerikanische und andere Behördenvertreter, die über die Operation informiert worden seien. Laut dem Wall Street Journal stammten die Funkempfänger aus einer Lieferung, die die Hisbollah in den vergangenen Tagen erhalten hatte.
Nach Informationen der New York Times habe die Hisbollah die Pager beim taiwanischen Hersteller Gold Apollo bestellt. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert zudem einen hochrangigen libanesischen Sicherheitsbeamten, laut dem in 5.000 Pagern von Gold Apollo bereits bei der Produktion eine kleine Menge Sprengstoff versteckt worden sei. "Der Mossad hat eine Platine mit Sprengstoff und einem Code in das Gerät eingeschleust. Es ist sehr schwierig, das mit irgendwelchen Mitteln zu entdecken, selbst mit Geräten oder Scannern", sagte der Sicherheitsbeamte. Andere Quellen sprechen von lediglich 1.000 manipulierten Geräten.
Taiwanischer Hersteller bestreitet Verbindung
Bilder von zerstörten Pagern, die von Reuters analysiert worden seien, zeigten ein Design und Aufkleber auf der Rückseite, die mit Pagern des von Gold Apollo übereinstimmten. Der Gründer des Unternehmens, Hsu Ching-Kuang, wies indes Vorwürfe zurück, sein Unternehmen habe die bei den Explosionen verwendeten Pager hergestellt. "Das Produkt war nicht von uns. Es trug nur unseren Markennamen", sagte er.
Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa erkläre Gold Apollo, eine in Ungarn ansässige Firma, BAC Consulting KFT, habe die Funkgeräte entworfen und gefertigt. "Gemäß einer Vereinbarung ermächtigen wir BAC unser Markenzeichen für den Verkauf von Produkten in bestimmten Regionen zu nutzen, aber Design und Herstellung werden vollständig von BAC übernommen", teilte Gold Apollo außerdem mit. Auch das in Medienberichten genannte Modell AR-924 werde von BAC produziert und verkauft.
Verletzungen an Augen, Händen und Unterleib
Bei den Detonationen im Libanon kamen gestern mindestens neun Menschen ums Leben, fast 3.000 wurden verletzt - darunter zahlreiche Hisbollah-Kämpfer sowie der iranische Botschafter in Beirut. Auch in Syrien, wo Hisbollah und andere Iran-treue Milizen aktiv sind, gab es Pager-Explosionen.
Der geschäftsführende libanesische Gesundheitsminister Firas Abiad besuchte Opfer in mehreren Krankenhäusern und sagte, die Menschen hätten vor allem Verletzungen an Augen, anderen Teilen des Gesichts sowie Händen und Unterleib erlitten. Vermutlich hatten viele Opfer die Pager in der Hand oder in der Hosentasche, als sie explodierten.
Pager gelten als einfaches und sicheres Kommunikationsmittel
Die Kämpfer der Hisbollah benutzen Pager als einfaches Kommunikationsmittel, um der Ortung durch Israel auf Smartphones zu entgehen. Nach Informationen des US-Nachrichtenportals Axios legten die Explosionen auch einen wesentlichen Teil des militärischen Kommando- und Kontrollsystems der Hisbollah lahm.
Die vom Iran unterstützte Hisbollah kündigte Vergeltungsschläge gegen Israel an. Das israelische Militär hat sich zu den Vorfällen noch nicht geäußert.
Mit Informationen von Nina Amin, ARD-Studio Kairo.