Krieg in Nahost ++ Netanyahu bricht US-Reise vorzeitig ab ++
Der israelische Ministerpräsident Netanyahu beendet seine US-Reise und kehrt umgehend nach Israel zurück. Libanesische Behörden melden 25 Tote bei erneuten israelischen Luftangriffen. Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen.
- Israel meldet Angriff auf Hisbollah-Hauptquartier
- Israel versetzt Reservisten in Kampfbereitschaft
- Huthi--Rebellen bestätigen Beschuss von Tel Aviv
- UN: Zehntausende aus Libanon nach Syrien geflohen
- Baerbock wirbt für Waffenruhe-Vorschlag
- Wieder Raketenalarm in Israels Küstenmetropole Tel Aviv
- Netanyahu vor UN-Rede in New York angekommen
Ende des Liveblogs
Wir schließen den Liveblog für heute. Vielen Dank für Ihr Interesse.
Israel will Hisbollah-Einrichtungen im Süden Beiruts angreifen
Israelisches Militär will in den kommenden Stunden Einrichtungen der Hisbollah im Süden Beiruts angreifen. Die Zivilbevölkerung solle diese Bereiche verlassen, sagte der israelische Militärsprecher Daniel Hagari in einer Fernsehansprache.
Der Angriff auf das Zentralkommando der Hisbollah sei "sehr präzise" gewesen. Das Militär werde nicht dulden, dass der zivile Flughafen in Beirut für militärische Zwecke genutzt werde.
Israel registriert rund 90 Geschosse aus dem Libanon
Nach dem Luftangriff des israelischen Militärs auf einen Vorort von Beirut hat es auch wieder Beschuss aus dem Libanon auf Israel gegeben. Die israelische Armee meldete rund 90 Geschosse, die aus dem Nachbarland abgefeuert worden seien.
Laut dem Rettungsdienst Magen David Adom wurde eine Frau bei einer Explosion leicht verletzt. In der Stadt Safed seien ein Haus und ein Auto bei einem Raketeneinschlag getroffen worden, meldete die Armee. Der israelischen Polizei zufolge entstand großer Sachschaden in dem Ort im Norden Israels.
Israel ruft einige Einwohner in Beirut zu Flucht auf
Nach einem massiven Luftangriff des israelischen Militärs in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut fordert die Armee einige Einwohner in der Gegend zur Flucht auf. Dies gelte für die Menschen, die in der Nähe bestimmter Gebäude lebten, die von der schiitischen Hisbollah-Miliz genutzt würden, hieß es in einem Aufruf, den ein israelischer Militärsprecher in arabischer Sprache veröffentlichte.
Zu ihrer eigenen Sicherheit sollten sich die Menschen den Angaben nach mindestens 500 Meter von den Gebäuden fernhalten. In dem Aufruf zeigten Karten die genauen Orte, für die Israel zur Evakuierung aufrief.
Israel und Hisbollah setzen gegenseitigen Beschuss fort
Wenige Stunden nach den Angriffen der israelischen Armee au Beirut haben die Streitkräfte eigenen Angaben zufolge weitere Ziele der Hisbollah-Miliz im Nachbarland ins Visier genommen. "Im Laufe der letzten Stunde haben Kampfjets Terrorziele der Hisbollah-Terrororganisation tief im Libanon und im Südlibanon getroffen", hieß es in einer Erklärung. Darunter seien Abschussrampen und "Strukturen, in denen Waffen gelagert wurden".
Die israelische Armee gab an, dass in der nordisraelischen Stadt Safed ein Haus und ein Auto von einer Rakete der pro-iranischen Hisbollah direkt getroffen worden sei. Der israelische Rettungsdienst Magen David Adom erklärte, auf dem Weg zum Ort des Vorfalls zu sein. Die Hisbollah erklärte ihrerseits, die Stadt Safed angegriffen zu haben. Kämpfer hätten "Raketensalven" auf die Stadt abgefeuert, "um den Libanon und sein Volk zu verteidigen und um auf israelische Angriffe" auf Zivilisten zu reagieren, hieß es in einer Erklärung der Schiitenmiliz.
Huthi-Miliz spricht von "Tor zum offenen Krieg"
Die Huthi-Miliz im Jemen spricht nach dem schweren israelischen Angriff nahe Beirut vom Beginn eines umfangreichen Krieges. "Die gefährliche Entwicklung in der Aggression gegen den Libanon öffnet die Tür zu einem offenen und umfassenden Krieg", erklärte das Politbüro der schiitischen Miliz im Jemen. Das Ergebnis eines solchen Krieges werde "verheerend" sein für Israel.
Der Angriff auf den südlichen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut, der "überlaufen ist mit Zivilisten", sei eine "beispiellose Brutalität", hieß es. Die Huthi-Miliz greifen seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast einem Jahr Israel sowie Handelsschiffe im Roten Meer an. Sie handeln dabei nach eigener Darstellung aus Solidarität mit der Islamistenorganisation Hamas in Gaza.
Iran kritisiert Israel für Angriff scharf
Irans Außenministerium hat den Luftangriff des israelischen Militärs auf einen Beiruter Vorort scharf kritisiert. Gleichzeitig betonte Außenamtssprecher Nasser Kanaani laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna erneut die entschlossene Unterstützung der Islamischen Republik Iran für den Libanon. "Die fortgesetzten Verbrechen des zionistischen Regimes (...) zeigen deutlich, dass der Aufruf der USA und einiger westlicher Länder zu einem Waffenstillstand ein offenkundiger Betrug ist", kritisierte er mit Blick auf Israel.
USA dementieren vorherige Kenntnis über Angriff in Beirut
Die USA hatten nach eigener Darstellung vorab keine Kenntnis von einem massiven israelischen Luftangriff nahe Beirut, der Israel zufolge dem Kommandozentrum der schiitischen Hisbollah-Miliz galt. "Die Vereinigten Staaten waren nicht an diesem Einsatz beteiligt und wir wurden nicht vorab gewarnt", sagte einePentagon-Sprecherin. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und sein israelischer Kollege Joav Galant hätten miteinander telefoniert, als der Einsatz bereits im Gange gewesen sei, fügte sie hinzu.
UN-Vertreterin fordert erneut Waffenruhe
Die Vereinten Nationen im Libanon haben nach dem massiven israelischen Luftangriff auf die dicht besiedelten südlichen Vororte Beiruts erneut eine sofortige Waffenruhe gefordert. "Alle müssen dringend das Feuer einstellen", erklärte die Sonderkoordinatorin der Vereinten Nationen für den Libanon, Jeanine Hennis-Plasschaert, auf der Plattform X. Die Stadt zittere noch immer vor Angst, es herrsche Panik. Die UN seien zutiefst besorgt über die möglichen Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung.
Behörden melden mindestens zwei Tote in Beirut
Nach dem Angriff des israelischen Militärs auf einen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut sind nach ersten Behördenangaben mindestens zwei Menschen getötet worden. 76 weitere wurden bei dem massiven Luftangriff verletzt, wie das libanesische Gesundheitsministerium mitteilte.
Netanyahu bricht US-Reise ab
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu beendet seine Reise in die USA vorzeitig. Der Regierungschef kehre umgehend nach Israel zurück, teilte sein Büro mit. Netanyahu hielt in New York eine Rede während der Generaldebatte der UN-Vollversammlung und wollte eigentlich bis Samstagabend, nach Ende des jüdischen Sabbats, in den Vereinigten Staaten bleiben. Normalerweise reisen israelische Politiker nicht am Sabbat, es sei denn, es geht um sehr wichtige Angelegenheiten.
Hisbollah-Kreise: Nasrallah "ist am Leben"
Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah ist nach Angaben aus Sicherheitskreisen der Miliz am Leben. Zuvor hatten israelische und US-Medien berichtet, schwere israelische Angriffe auf einen südlichen Vorort von Beirut hätten Nasrallah gegolten. Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim meldete, Nasrallah sei in Sicherheit. Die israelische Armee hatte nach eigenen Angaben das Hauptquartier der Hisbollah angegriffen.
Israel meldet Angriff auf Hisbollah-Hauptquartier
Israelische Militärflugzeuge haben erneut massive Angriffe auf südliche Vororte von Beirut geflogen. In der libanesischen Hauptstadt stiegen Augenzeugen zufolge dicke Rauchwolken auf. Zuvor habe es mehrere Explosionen gegeben.
Ziel der Angriffe war der israelischen Luftwaffe zufolge "das Hauptquartier der Terrororganisation Hisbollah". Die Armee habe "einen präzisen Angriff" ausgeführt, sagte Militärsprecher Daniel Hagari in einer im Fernsehen übertragenen Erklärung. Das Kommandozentrum habe sich unter zivilen Wohnhäuser im Vorort Dahijeh befunden, einer Hochburg der Hisbollah.
Israel versetzt Reservisten an der Nordgrenze in Kampfbereitschaft
Die israelische Armee hat an der Grenze zum Libanon zwei Reservebrigaden kampfbereit ausgerüstet. Um wie viele Soldaten es sich handelte, teilte das Militär nicht mit. Israelische Infanteriebrigaden haben in der Regel eine Truppenstärke von 1.500 bis 3.000 Soldaten.
Die Einheiten seien schon länger im Grenzbereich stationiert und würden nun zusammen mit weiteren Reservebrigaden für die Bekämpfung der libanesischen Hisbollah-Miliz zur Verfügung stehen. Damit sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, dass die Bewohner Nordisraels sicher in ihre Häuser zurückkehren könnten, schrieb die Armee auf Telegram-Kurznachrichtendienst.
Bei den Vorbereitungen für den Einsatz von Bodentruppen im Libanon könnte es sich nach Einschätzung von Beobachtern aber auch um Säbelrasseln handeln, um die Hisbollah zum Rückzug von der Grenze zu zwingen. Gestern hatte die israelische Armee bereits zusätzliche Reservisten mobilisiert.
Zahlreiche Länder bei Netanyahus Rede abwesend
Aus Protest gegen Israel haben zu Beginn der Rede von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu Vertreter zahlreicher Länder den Saal der UN-Generaldebatte in New York verlassen. Während Netanyahus Ansprache erklang aber auch lauter Applaus, sodass der Vorsitz zur Ordnung aufrief.
Der eskalierende Nahost-Konflikt steht im Zentrum der Reden und Treffen am Rande des einwöchigen UN-Spitzentreffens, zu dem mehr als hundert Staats- und Regierungschefs nach New York reisten. International gibt es seit Monaten Kritik an Israel für die hohe Zahl ziviler Opfer im Gazastreifen.
Eigentlich habe er nicht nach New York kommen wollen, sagte Netanjahu. "Aber nachdem ich die Lügen und Verleumdungen gehört hatte, die viele Redner auf diesem Podium über mein Land verbreiteten, beschloss ich, hierherzukommen und die Sache richtigzustellen."
Netanyahu: "Wir stehen wilden Feinden gegenüber"
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat in seiner Rede bei der UN-Generaldebatte bekräftigt, sein Land angesichts vieler Feinde weiter zu verteidigen. "Wir stehen wilden Feinden gegenüber, die unsere Vernichtung anstreben", sagte er. "Sie wollen unsere gemeinsame Zivilisation zerstören und uns alle in ein dunkles Zeitalter der Tyrannei und des Terrors zurückführen."
Über den Krieg im Gazastreifen sagte Netanyahu, die israelische Armee habe 90 Prozent des Raketenarsenals der Hamas-Terrormiliz und große Teile ihres Tunnelsystems zerstört. Gebe die Hamas nicht auf, müsse Israel bis zum "vollständigen Sieg" weiterkämpfen. Auch die Angriffe gegen die Hisbollah würden weitergehen, solange die Miliz den "Pfad des Krieges" wähle.
Für den Fall eines Angriffs aus dem Iran auf sein Land drohte Netanyahu mit einem harten Gegenschlag. "Ich habe eine Botschaft an die Tyrannen in Teheran: Wenn ihr uns angreift, werden wir euch angreifen", sagte er. "Es gibt keinen Ort im Iran, den der lange Arm Israels nicht erreichen kann. Und das gilt für den gesamten Nahen Osten."
Huthi-Rebellen bestätigen Beschuss von Tel Aviv
Die jemenitische Huthi-Miliz hat nach eigenen Angaben eine ballistische Rakete auf die israelische Großstadt Tel Aviv abgefeuert. Das israelische Militär hatte zuvor gemeldet, eine Rakete aus dem Jemen abgefangen zu haben.
Ein Sprecher der vom Iran unterstützen Huthis behauptete außerdem, die Miliz habe eine Drohne in Richtung der israelischen Stadt Aschkelon in der Nähe des Gazastreifens abgefeuert. Man werde die Angriffe gegen Israel fortsetzen, solange es kein Ende der Kämpfe im Gazastreifen und Libanon gebe, sagte Yahya Sarea in einer im Fernsehen übertragenen Rede.
Libanon meldet 25 Tote bei erneuten israelischen Luftangriffen
Bei israelischen Luftangriffen im Libanon sind nach Angaben der örtlichen Behörden heute mindestens 25 Menschen getötet worden. Es habe zudem viele Verletzte gegeben, sagte der libanesische Gesundheitsminister Firas Abiad. Einem libanesischen Medienbericht zufolge wurden allein im Ort Schebaa nahe der israelischen Grenze mindestens neun Mitglieder einer Familie bei einem Luftangriff getötet. Die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete, ihr Haus sei am Freitag um 3 Uhr Ortszeit getroffen worden.
Das israelische Militär äußerte sich zunächst nicht zu dem Angriff. Vor den jüngsten Angaben zu Toten und Verletzten hatten die libanesischen Behörden und die Vereinten Nationen fast 700 Tote in weniger als einer Woche gemeldet.
UN-Schätzung: Zehntausende aus Libanon nach Syrien geflohen
Seit Beginn der massiven Angriffe Israels auf den Libanon sind Schätzungen der UN zufolge "deutlich mehr" als 30.000 Menschen aus dem Libanon ins benachbarte Syrien geflohen. Etwa 80 Prozent der Geflüchteten seien syrische Staatsbürger, die anderen Flüchtlinge seien hauptsächlich Libanesen. Das teilte Gonzalo Vargas Llosa mit, Vertreter des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) in Syrien. Damit korrigierte die UN ihre Schätzung massiv nach oben. Zuvor war sie von mehr 13.000 Menschen ausgegangen, die den Libanon verlassen haben, um in Syrien Schutz zu suchen.
"Sowohl Syrer als auch Libanesen wechseln aus einem Land, in dem Krieg herrscht, in ein Land, das seit 13 Jahren mit Krisen und Konflikten konfrontiert ist", sagte Llosa. Im Libanon waren nach UN-Angaben bereits vor der jüngsten Eskalation etwa 110.000 Menschen vertrieben worden. Seit vergangener Woche seien 118.000 hinzugekommen, sagte Imran Riza, der humanitäre UN-Koordinator in der libanesischen Hauptstadt Beirut. Ihm zufolge wurden seit Beginn der israelischen Luftangriffe auf den Libanon mehr als 700 Menschen im Libanon getötet. Zudem hätten Tausende Kinder, Frauen und Männer Verletzungen erlitten.
Netanyahu beharrt auf Fortsetzung der Angriffe
Bei seiner Ankunft in New York, wo Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu eine Rede vor der UN-Vollversammlung halten will, hat er nochmals betont, das Militär seines Landes werde die Hisbollah so lange angreifen, bis die Bewohner des nördlichen Israel sicher in ihre Häuser zurückkehren könnten. Zudem betonte er in Bezug auf den Appell westlicher Staaten für eine Waffenruhe mit der Hisbollah, die USA hätten lediglich eine Absichtserklärung übermittelt, solch einen Vorschlag vorbringen zu wollen.
ARD-Korrespondentin Hanna Resch berichtet über die aktuelle Lage in Israel und die Erwartungen an die Rede Netanyahus:
Syrische Soldaten bei israelischem Luftangriff getötet
Bei einem israelischen Luftangriff auf eine nahe der Grenze zum Libanon gelegene Militäranlage in Syrien sind syrischen Staatsmedien zufolge fünf syrische Soldaten getötet worden. Ein weiterer sei bei der Attacke in der Nacht zum Freitag verletzt worden, hieß es im Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Sana unter Berufung auf Militärkreise. Demnach wurde eine Stellung im Gebiet um die grenznahe Ortschaft Kfar Jabus getroffen.
Das israelische Militär äußerte sich zunächst nicht zu dem Angriff.
Israel meldet Raketenangriff auf Haifa
Israel ist nach Angaben der Armee am Morgen mit zehn Raketen aus dem Libanon angegriffen worden. Im Himmel über Haifa, der wichtigsten Hafenstadt des Landes, war der Rauch von Explosionen zu sehen. Die Armee teilte mit, einige der Geschosse seien abgeschossen worden, andere in unbebautem Gelände niedergegangen. Über mögliche Opfer wurde nichts mitgeteilt.
Die Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon teilte mit, sie haben die Region Haifa mit Raketen des Typs Fadi 1 angegriffen. Sie beschießt Israel seit Beginn des Gaza-Krieges vor bald einem Jahr fast täglich.
ARD-Korrespondent Simon Riesche berichtet aus Beirut über die Kampfhandlungen zwischen Israel und der Hisbollah. Außerdem gibt er Einblicke in eine extrem angespannte humanitäre Lage im Libanon:
US-Außenminister Blinken warnt vor weiterer Eskalation
US-Außenminister Antony Blinken hat vor einer weiteren Eskalation im Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon gewarnt. Auf beiden Seiten der Grenze würde es die Rückkehr von Zivilisten erschweren, sagte Blinken im Gespräch mit Ron Dermer, dem israelischen Minister für strategische Angelegenheiten, so das US-Außenministerium in einer Erklärung nach dem Treffen.
Baerbock wirbt für Waffenruhe-Vorschlag
Außenministerin Annalena Baerbock hat Israel und die libanesische Hisbollah-Miliz aufgerufen, dem Vorschlag für einen sofortigen 21-tägigen Waffenstillstand zuzustimmen. "Eine umfassende regionale Eskalation würde niemandem dauerhafte Sicherheit bringen", warnte die Grünen-Politikerin bei der UN-Generaldebatte in New York.
Obwohl der "Mangel an Fortschritt manchmal frustrierend und schmerzhaft" sei, gebe sie die Suche nach einer politischen Vision für ein friedliches Zusammenleben von Israelis und Palästinensern in zwei Staaten nicht auf, betonte Baerbock. "Für mich ist Resignation einfach keine Option. Denn das würde bedeuten, dass das Drehbuch des Terrorismus und Extremismus die Oberhand gewinnt."
Libanesischer Außenminister dringt auf Waffenruhe
Der libanesische Außenminister Abdullah Bou Habib hat vor der UN-Vollversammlung eine Unterbrechung der Gewaltspirale in Nahost verlangt. "Dies ist eine Situation, die dringend ein internationales Eingreifen erfordert, bevor sie außer Kontrolle gerät und einen Dominoeffekt verursacht, der es unmöglich macht, diese Krise einzudämmen", sagte Bou Habib bei der Generaldebatte in New York.
Ansonsten werde es unmöglich sein, "die Flammen dieser Krise zu löschen, die sich in ein schwarzes Loch verwandeln wird, das den regionalen und internationalen Frieden und die Sicherheit verschlingt". Zudem forderte er Israel und die Hisbollah dazu auf, "alle möglichen Maßnahmen" zu ergreifen, damit ein Vorschlag für eine Waffenruhe angenommen wird.
Israel: Rakete aus Jemen abgefangen
Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben eine vom Jemen aus auf das Land abgefeuerte Rakete abgefangen. Der Beschuss löste in zentralen Teilen Israels Warnsirenen aus, darunter auch in der Küstenmetropole Tel Aviv. Eine andere Rakete aus dem Jemen war vor etwa zwei Wochen in der Mitte des Landes gelandet.
USA: Forderung nach Waffenruhe war mit Israel abgestimmt
Die von einer Staatengruppe erhobene Forderung nach einer dreiwöchigen Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon ist nach Darstellung der US-Regierung mit der israelischen Seite abgestimmt worden. Die Erklärung sei "nicht einfach im luftleeren Raum verfasst" worden, sagte der Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses, John Kirby, "sondern nach sorgfältiger Absprache nicht nur mit den Ländern, die sie unterzeichnet haben, sondern auch mit Israel selbst".
Eine Staatengruppe um die USA und Deutschland sowie einflussreiche arabische Länder hatte in der Nacht zum Donnerstag eine 21-tägige Waffenruhe in Nahost gefordert, um eine diplomatische Lösung in dem Konflikt zu erzielen. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu machte im Anschluss deutlich, dass man die Hisbollah weiter angreifen werde, bis die - infolge des gegenseitigen Beschusses vertriebenen - Bewohner im Norden Israels sicher nach Hause zurückkehren könnten.
Wieder Raketenalarm in Israels Küstenmetropole Tel Aviv
In mehreren Gebieten im Zentrum Israels und in der Küstenmetropole Tel Aviv ist erneut Raketenalarm ausgelöst worden. Die Warnsirenen in Tel Aviv ertönten kurz vor 1.00 Uhr nachts Ortszeit (Mitternacht MESZ) als Reaktion auf ein Geschoss aus dem Jemen, wie die Armee mitteilte. Die Rakete sei abgefangen worden. In einem Post des Militärs auf der Plattform X hieß es, Millionen Israelis suchten nach dem Raketenalarm im Zentrum des Landes Schutz.
Behörden: 92 Tote nach erneuten Angriffen im Libanon
Bei israelischen Angriffen im Libanon sind nach Behördenangaben am Donnerstag insgesamt mindestens 92 Menschen getötet worden. Mehr als 150 Menschen wurden verletzt, wie das libanesische Gesundheitsministerium mitteilte.
Bei Angriffen im Bezirk Nabatieh im Südosten und dem angrenzenden Bezirk im Südwesten des Landes wurden demnach insgesamt 40 Menschen getötet. Bei weiteren Angriffen in der Bekaa-Ebene im Osten des Landes seien 23 Menschen durch israelische Luftangriffe ums Leben gekommen. Im Baalbek-Bezirk im Nordosten seien 25 Menschen getötet worden. Vier weitere Menschen starben nach Ministeriumsangaben im Bezirk Libanonberg, zu dem auch die Vororte der Hauptstadt Beirut zählen.
EU-Ratspräsident an Israel: Ohne Frieden keine Sicherheit
EU-Ratspräsident Charles Michel hat die israelische Regierung eindringlich aufgefordert, im eigenen Interesse die Eskalationsspirale im Nahen Osten zu durchbrechen. "Die endlose Eskalation muss ein Ende haben", sagte Michel in der Generaldebatte der Vereinten Nationen in New York. "Den Libanon in die Spirale hineinzuziehen, ist absolut unverantwortlich", fügte er hinzu. Bisher hätten entsprechende Forderungen auch an Israels Regierung keine Früchte getragen. "So kann es nicht weitergehen", warnte Michel.
Das palästinensische Volk habe das Recht auf einen eigenen Staat. Gebe es diesen nicht, werde dies weiterhin dazu führen, "dass die Sicherheit Israels und aller Juden untergraben wird", sagte Michel. An Israels Regierung gewandt ergänzte er: "Der Versuch, Sicherheit ohne Frieden zu erreichen, ist unmöglich. Ohne Frieden kann es keine dauerhafte Sicherheit geben. Eine Welt, die von Rache getrieben wird, ist eine weniger sichere Welt."
Netanyahu vor UN-Rede in New York angekommen
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu ist vor seiner mit Spannung erwarteten Rede bei der UN-Generaldebatte in New York angekommen. Der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Danny Danon, begrüßte den Regierungschef auf einem Flughafen der US-Ostküstenmetropole, wie er zu einem entsprechenden Video auf der Plattform X schrieb.
Vor dem Hintergrund des Gaza-Kriegs und der militärischen Eskalation mit der schiitischen Hisbollah-Miliz im Libanon haben viele Staaten die Hoffnung, Netanjahu könnte bei seiner Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen am Freitag (etwa 15.30 Uhr) ein Signal der Entspannung senden.
Der Liveblog vom Donnerstag
Die Palästinenser-Regierung im Westjordanland fordert, sie solle künftig auch den Gazastreifen kontrollieren. Bei einem Angriff im Libanon wurde ein wichtiger Hisbollah-Kommandeur getötet. Der Liveblog zum Nachlesen.