Rauchschwaden steigen zwischen den Trümmern von Gebäuden auf, die bei einem israelischen Luftangriff auf einen südlichen Vorort von Beirut zerstört wurden. (Bild vom 2. Oktober 2024)
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Krieg in Nahost ++ Libanon meldet 46 Tote innerhalb eines Tages ++

Stand: 03.10.2024 01:38 Uhr

Im Libanon wurden innerhalb eines Tages durch israelische Angriffe 46 Menschen getötet. In Syrien starben drei Menschen - darunter offenbar auch der Schwiegersohn des getöteten Hisbollah-Chefs Nasrallah. Die Entwicklungen im Liveblog.

Libanesische Behörden haben die Angaben nach dem israelischen Angriff im Stadtviertel Basta-Bachoura nach oben korrigiert. Mindestens sechs Menschen seien getötet und sieben weitere verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium mit. Ersten Berichten zufolge wurde eine Wohnung in einem Gebäude getroffen.

Die israelische Armee hat die Bevölkerung in Teilen des Südens der libanesischen Hauptstadt Beirut zur Evakuierung aufgerufen. "Sie befinden sich in der Nähe von Einrichtungen (...), die mit der Hisbollah in Verbindung stehen, gegen die die israelische Armee in naher Zukunft vorgehen wird", erklärte Armeesprecher Avichai Adraee in der Nacht im Onlinedienst X. Er nannte dabei die Viertel Haret Hreik, Burdsch al-Baradschne und Hadath Gharb.

Der frühere EU-Sonderbeauftragte für den Nahost-Friedensprozess, Andreas Reinicke, hält es für wahrscheinlich, dass Israel einen Angriff auf den Iran ausüben wird. "Die Frage wird sein, wie stark wird der Angriff sein", sagte der Direktor des Deutschen Orient-Instituts in den tagesthemen. "Wird er so stark sein, dass der Iran darauf antworten muss? Das wird die große Frage im Augenblick sein." Hinter den Kulissen bemühten sich Diplomaten und Politiker Israel davon zu überzeugen, die Antwort so zu kalibrieren, dass es zu keiner weiteren Eskalation komme. Der Iran hat nach Einschätzung Reinickes kein Interesse an einer weiteren Eskalation.

"Die Kunst wird sein, nach einem möglichen israelischen Angriff wieder zurückzukommen auf eine diplomatische Initiative", sagt der ehemalige Diplomat. Frankreich und Deutschland scheinen dabei an einem gemeinsamen Strang zu ziehen. Das Gespräch gestern zwischen Präsident Emmanuel Macron und Kanzler Olaf Scholz sei ein erster Schritt gewesen. "Auch in Israel wird man sehen, dass auf Dauer dieser Konflikt nicht mit militärischen Mitteln zu lösen ist", sagt Reinicke.

Wie geht es weiter im Nahen Osten? - Andreas Reinicke, Direktor Deutsches Orient-Institut in Berlin

tagesthemen, 02.10.2024 22:15 Uhr

Bei einem israelischen Angriff auf das Viertel Bachoura im Zentrum Beiruts sind nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums mindestens zwei Menschen getötet worden. Elf weitere Menschen seien verletzt worden, heißt es in einer Mitteilung der Behörde.

Im Libanon sind nach offiziellen Angaben durch israelische Angriffe gestern insgesamt 46 Menschen getötet worden. Es habe außerdem 85 Verletzte gegeben, teilte das Gesundheitsministerium in Beirut mit. Die höchste Opferzahl wurde aus der Gegend um Nabatieh im Südlibanon gemeldet. Dort wurden den Angaben zufolge 23 Menschen getötet. Angaben, ob es sich bei den Toten um Mitglieder der Hisbollah-Miliz handelt oder um Zivilisten, liegen nicht vor.

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben erneut ein Ziel in der libanesischen Hauptstadt Beirut beschossen. Es sprach von einem gezielten Angriff, weitere Details nannte es zunächst nicht.  Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben derzeit nicht. Es ist unklar, ob und wie viele Zivilisten verletzt oder getötet wurden.

Augenzeugen in Beirut berichteten von mehreren Angriffen auf einen südlichen Vorort der Stadt. Explosionsgeräusche waren in ganz Beirut zu hören. Auf Videos in sozialen Medien war zu sehen, wie dichte Rauchwolken in den Himmel stiegen. Anwohner berichteten von Drohnen und Kampfflugzeugen, die sich nach den Angriffen weiter über der Stadt bewegten. 

Auch im Beiruter Stadtviertel Basta-Bachoura soll es libanesischen Sicherheitskreisen zufolge einen Angriff gegeben haben. Laut ersten Berichten soll dabei eine Wohnung in einem Gebäude angegriffen worden sein.

Bei einem Angriff auf Syriens Hauptstadt Damaskus sind syrischen Berichten zufolge drei Menschen getötet worden. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, ein israelischer Angriff habe ein Wohngebäude getroffen. Dabei seien auch drei Menschen verletzt worden.

Das israelische Militär äußerte sich nicht dazu. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte den Angriff und berichtete zunächst von mindestens zwei Toten.

Unter den Opfern soll auch der Schwiegersohn des vom israelischen Militär getöteten Ex-Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah gewesen sein, wie es hieß. Das dreistöckige Gebäude wurde der Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien zufolge von Mitgliedern der proiranischen Hisbollah und der iranischen Revolutionsgarden genutzt.

Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte

Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (Syrian Observatory for Human Rights, SOHR) sitzt in Großbritannien und will Menschenrechtsverletzungen in Syrien dokumentieren. Sie bezeichnet sich als unabhängig. Die Informationen der Beobachtungsstelle lassen sich nicht unabhängig überprüfen.  

Unvermindert fliehen die Menschen vor den israelischen Luftangriffen im Südlibanon. Ein Team der Nachrichtenagentur AP berichtete, wie Hunderte Menschen sich an einem von mehreren Grenzübergängen nach Syrien drängten, der rund 30 Kilometer von der Stadt Homs entfernt liegt. Dorthin wollten viele nach eigenen Angaben aufbrechen. Die meisten, die auf die Einreise nach Syrien warteten, kommen aus der ostlibanesischen Stadt Baalbek und Umgebung. Die Gegend wurde in den vergangenen Tagen massiv von israelischen Luftangriffen getroffen.

Die Terrororganisation Hamas hat den Schusswaffenangriff von Dienstagabend in Tel Aviv mit sieben Toten für sich reklamiert. US-Präsident Biden spricht sich gegen einen Angriff Israels auf iranische Atomanlagen aus.