Krieg im Nahen Osten ++ Von der Leyen warnt vor Vertreibung ++
EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen hat sich in Kairo gegen eine "Vertreibung von Palästinensern" ausgesprochen. Israels Armee tötete eigenen Angaben zufolge mehrere Terroristen im besetzten Westjordanland. Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen.
- EU-Kommissionspräsidentin gegen "Vertreibung von Palästinensern"
- Marsch für Geiseln in Hamas-Gewalt erreicht Jerusalem
- Israels Militär: "Terroristen" bei Einsatz im Westjordanland getötet
- Militär: Klinik-Evakuierung war keine Anordnung
- Israel: Menschen im Süden sollen Richtung Westen fliehen
- Tansania meldet Tod von mutmaßlicher Hamas-Geisel
Ende des Liveblogs
Damit schließen wir diesen Liveblog für heute. Vielen Dank für Ihr Interesse.
Demonstration in Tel Aviv gegen Krieg
Mehrere Hundert Menschen haben am Abend in Tel Aviv gegen den Krieg im Nahen Osten demonstriert. Die Demonstration auf der Strandpromenade fand auf Initiative der linksorientierten Chadasch-Partei statt, wie israelische Medien berichteten. Jüdische und arabische Israelis protestierten dabei gemeinsam gegen eine Fortsetzung des Militäreinsatzes im Gazastreifen.
Auf einem der Schilder stand: "Auge um Auge und wir sind alle blind". Der TV-Sender Kan berichtete, die Demonstranten hätten dazu aufgerufen, "die schlechteste Regierung in der Geschichte Israels" abzulösen.
Die Nachrichtenseite ynet berichtete, es habe eine Gegendemonstration mit mehreren Dutzend Teilnehmern gegeben. Es sei zu verbalen und physischen Konfrontationen beider Seiten gekommen. Die Demonstranten gegen den Krieg seien dabei mit Wasserflaschen beworfen worden. "Geht nach Gaza" und "Tod den Arabern" hätten Teilnehmer der Gegendemonstration ihnen außerdem zugerufen, berichtete ynet.
Abbas fordert sofortiges Kriegsende
Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas hat zu einem sofortigen Ende des Kriegs im Gazastreifen aufgerufen. In einer Fernsehansprache forderte Abbas den US-Präsidenten Joe Biden dazu auf, "zu intervenieren und diese Aggression sofort zu stoppen". Er fragte: "Worauf warten die USA angesichts des fortwährenden Völkermords an unserem Volk in Gaza?" Abbas forderte Biden außerdem dazu auf, sich für die Einfuhr von mehr humanitärer Hilfe in den blockierten Küstenstreifen einzusetzen.
Biden: Autonomiebehörde soll auch Gazastreifen regieren
US-Präsident Joe Biden setzt sich für eine politische Wiedervereinigung des Gazastreifens und des Westjordanlands unter Palästinensischen Autonomiebehörde ein. Nach dem Krieg Israels und der im Gazastreifen herrschenden Hamas sollten beide Gebiete von dieser Behörde regiert werden, schrieb Biden in einem Meinungsbeitrag für die "Washington Post". "Gaza und das Westjordanland sollten unter einer einzigen Regierungsstruktur wiedervereinigt werden, letztlich unter einer wiederbelebten Palästinensischen Autonomiebehörde."
Angestrebt werde eine Zweistaatenlösung, schrieb Biden. Es dürfe weder eine Vertreibung der Palästinenser aus dem Gazastreifen geben noch eine Wiederbesetzung, Belagerung oder Blockade dieses Gebiets.
Netanyahu: Treibstoff nur in "minimaler Notfallmenge"
Israel hat nach Angaben des Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu der Einfuhr eingeschränkter Mengen von Treibstoff in den Gazastreifen zugestimmt, um internationale Unterstützung für den Kampf gegen die Hamas zu gewährleisten. "Die humanitäre Hilfe ist essentiell wichtig für die Fortsetzung der internationalen Unterstützung", sagte Netanjahu vor Journalisten in Tel Aviv. Deswegen habe man auf Bitte der USA die Einfuhr von zwei Tanklastern am Tag in den Küstenstreifen erlaubt. Netanyahu sprach von einer "minimalen Notfallmenge". Diese solle dazu dienen, das Abwassersystem zu betreiben und damit den Ausbruch von Seuchen zu verhindern. "Der Ausbruch von Seuchen würde den Einwohnern des Gazastreifens und auch den israelischen Soldaten schaden", erklärte er. Es sei zudem ein Übergreifen auf israelisches Gebiet zu befürchten.
Bericht über Flucht der Hamas-Führung in Süden des Gazastreifens
Die Führungsspitze der Hamas ist nach israelischen Informationen aus der Stadt Gaza in den Süden des Gazastreifens geflohen. Der israelische TV-Sender Kan berichtete, Israel gehe davon aus, dass die Hamas-Führer Jihia al-Sinwar und Mohammed Deif während des Kriegs in den Süden entkommen seien. Sie würden dort im Bereich der Stadt Chan Junis vermutet, wo Sinwar geboren ist. Der Sender nannte allerdings keine Quelle für diese Information. Sinwar ist der Chef der Terrormiliz im Gazastreifen, Deif Kommandeur der Kassam-Brigaden.
Rund 4.000 Menschen bei Demonstration in Berlin
Mehrere Tausend Menschen haben in Berlin für Palästina und gegen die Angriffe Israels im Gazastreifen demonstriert. Die nach Angaben der Berliner Polizei rund 4.000 Teilnehmer der propalästinensischen Demonstration zogen am Nachmittag vom Invalidenpark nahe dem Hauptbahnhof in Richtung Großer Stern im Stadtteil Tiergarten.
Obwohl sie als Schweigemarsch angekündigt war, wurde die Demonstration sehr laut und zum Teil auch aggressiv. Vor Filialen amerikanischer Fastfood– oder Café-Ketten entlang der Strecke gab es Pfeifkonzerte. Die Polizei wies den Veranstalter mehrfach darauf hin, die Teilnehmer aufzufordern, verbotene Parolen zu unterlassen.
Ägypten und Jordanien verurteilen "Anschlag" auf UN-Schule in Gaza
Ägypten hat den Beschuss einer UN-Schule im nördlichen Gazastreifen als "schrecklichen Bombenanschlag der israelischen Besatzungstruppen"» scharf verurteilt. Das Außenministerium erklärte, man betrachte den Vorfall als ein weiteres Kriegsverbrechen, das untersucht werden müsse und dessen Täter zur Rechenschaft gezogen werden müssten. Jordanien verurteilte in einer Erklärung des Außenministeriums die "abscheulichen und anhaltenden Kriegsverbrechen" Israels auf das Schärfste. Dazu zähle auch der jüngste Angriff auf die UN-Schule. Es handele sich um "einen eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht".
Ein Sprecher des von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums in Gaza berichtete von vielen Toten und Verletzten in der Schule im Flüchtlingsviertel Dschabalia. Die israelische Nachrichtenseite ynet schrieb, es sei unklar, ob es sich bei dem Vorfall um einen israelischen Angriff oder eine fehlgeleitete Rakete palästinensischer Terroristen handelte.
Berichte: Zahlreiche Tote bei Einschlag in UN-Schule im Gazastreifen
Beim Einschlag eines Geschosses in einer UN-Schule im nördlichen Gazastreifen soll es zahlreiche Tote gegeben haben. Ein Sprecher des von der radikal-islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums in Gaza berichtete von vielen Toten und Verletzten in der Schule im Flüchtlingsviertel Dschabalia. Er warf der israelischen Armee vor, das Gebäude angegriffen zu haben. Das Militär teilte mit, man prüfe die Berichte.
Bilder aus Dschabalia zeigten mehrere Tote in Leichentüchern. Der Chef des UN-Palästinenserhilfswerks (UNRWA), Philippe Lazzarini, schrieb bei X, vormals Twitter, er habe schreckliche Bilder und Videos von Dutzenden getöteten und verletzten Menschen erhalten. "Diese Angriffe dürfen nicht alltäglich werden, sie müssen aufhören", schrieb er. Er forderte eine sofortige humanitäre Waffenruhe im Gaza-Krieg. Nach Angaben Lazzarinis hatten in dem Gebäude Tausende Binnenflüchtlinge Zuflucht gesucht.
Die israelische Nachrichtenseite ynet schrieb, es sei unklar, ob es sich um einen israelischen Angriff oder eine fehlgeleitete Rakete palästinensischer Terroristen handelte. Aus dem Gazastreifen wurden nach israelischen Militärangaben erneut mehrere Raketen auf israelische Grenzorte sowie die Küstenstadt Aschkelon abgefeuert.
Scholz fordert in Telefonat mit Netanyahu "humanitäre Feuerpausen"
Kanzler Olaf Scholz hat sich nach Angaben der Bundesregierung in einem Telefonat mit Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu für Feuerpausen im Gaza-Krieg eingesetzt. "Der Bundeskanzler betonte die dringende Notwendigkeit, die humanitäre Lage der Menschen im Gazastreifen zu verbessern", teilte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann in Berlin mit. "Humanitäre Feuerpausen könnten zu einer wesentlichen Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung beitragen."
Scholz habe die volle Solidarität Deutschlands mit den Menschen in Israel erneuert und unterstrichen, dass Deutschland unverbrüchlich an der Seite Israels stehe, so Hoffmann. Netanyahu habe die israelischen Bemühungen zum Schutz von Zivilisten im Gazastreifen erläutert, die weiterhin von der Hamas konterkariert würden. Die beiden Politiker hätten auch über die Bemühungen gesprochen, die Geiseln der Hamas so schnell wie möglich zu befreien, insbesondere Kinder, Alte, Kranke und Frauen.
Von der Leyen spricht sich gegen "Vertreibung von Palästinensern" aus
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich in der ägyptischen Hauptstadt Kairo gegen eine "Vertreibung von Palästinensern" ausgesprochen. Von der Leyen habe Ägypten bei einem Treffen mit Präsident Abdel Fattah al-Sisi "für seine Schlüsselrolle bei der Bereitstellung und Erleichterung von humanitärer Hilfe" für bedürftige Palästinenser gedankt, schrieb von der Leyen im Onlinedienst X, vormals Twitter.
Mit al-Sisi habe sie über "die anhaltende humanitäre Krise" im Gazastreifen und einen "politischen Horizont auf Grundlage einer Zweistaaten-Lösung" gesprochen, fügte die EU-Kommissarin hinzu. Der Grenzübergang Rafah nach Ägypten ist der einzige Zugang zum Gazastreifen, der nicht von Israel kontrolliert wird. Humanitäre Hilfe kam in den vergangenen Wochen ausschließlich über diesen Übergang in das vom Krieg verwüstete Palästinensergebiet.
Mehr als 2.000 Menschen demonstrieren gegen den Krieg
Mehr als 2.000 Menschen haben in Berlin für Palästina und gegen die Angriffe Israels im Gazastreifen demonstriert. Die Polizei sprach von 2.500 Teilnehmern. Es könnten bei dem geplanten Schweigemarsch im Laufe des Nachmittags aber noch mehr werden. Zahlreiche Demonstranten trugen Palästinafahnen in den Farben Schwarz, Weiß, Rot und Grün - ebenso wie die schwarz-weiß gemusterten sogenannten Palästinensertücher. Beim Auftakt der Kundgebung riefen viele Menschen: "Freiheit für Gaza" und "Freiheit für Palästina". Auch Rufe wie "Deutschland finanziert, Israel bombardiert" sowie "Stoppt den Völkermord" waren zu hören. Der Veranstalter gab vom Lautsprecherwagen aus bekannt: "Wir wollen friedlich mit den Juden zusammenleben." Es gab auch die Durchsage: "Wir sind keine Unterstützer von Terrororganisationen und unterstützen auch nicht die Morde in Israel."
Von der Polizei waren jegliche Aufrufe zu Gewalt untersagt worden genau wie das Werben für mehrere palästinensische Organisationen, unter anderem für die islamistische Hamas.
UN-Hilfswerk bestätigt Ankunft von Treibstoff im Gazastreifen
Nach UN-Angaben sind mehrere Tankwagen mit rund 120.000 Litern Diesel im Gazastreifen angekommen. Das UN-Flüchtlingshilfswerk für Palästinenser (UNRWA) bemängelte indes, dass die gelieferte Menge bei weitem nicht genug sei. Sie reiche lediglich aus, um die Hälfte des täglichen Mindestbedarfs zu decken. Entsalzungsanlagen, Abwasserpumpen, Krankenhäuser, Hilfsfahrzeuge, Bäckereien und Kommunikationsnetze könnten so nicht zuverlässig betrieben werden, kritisierten die UN-Helfer. "Wir fordern eine angemessene, regelmäßige und bedingungslose Lieferung von Treibstoff, um alle unsere lebenswichtigen Aktivitäten im Gazastreifen aufrechtzuerhalten."
Der Ägyptische Rote Halbmond sprach laut Nachrichtenagentur dpa zuvor von rund 129.000 gelieferten Litern Diesel.
Marsch für Geiseln in Hamas-Gewalt erreicht Jerusalem
Zehntausende Teilnehmer eines Protestmarsches für die Geiseln in der Gewalt der Terrororganisation Hamas haben Jerusalem erreicht. Sie wollten dort zum Amtssitz des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu ziehen. Der Marsch hatte am Dienstag in der rund 70 Kilometer entfernten Küstenmetropole Tel Aviv begonnen.
Familienangehörige, Freunde und Unterstützer von Israelis und anderen Nationalitäten in Jerusalem
Die Demonstranten trugen blau-weiße israelische Flaggen und gelbe Luftballons bei sich. Viele hielten Schilder mit Bildern der Entführten in die Höhe. Sie forderten von der Regierung einen sofortigen Deal zur Freilassung der Geiseln, die seit sechs Wochen im Gazastreifen festgehalten werden. Die Farbe Gelb symbolisiert die Solidarität mit den verschleppten Kinder, Frauen, Männern und alten Menschen. Zahlreiche Israelis tragen seit Wochen gelbe Bänder an ihren Handgelenken und binden sie an gut sichtbaren Orten fest.
Ministerin fordert Verlegung verbliebener Patienten aus Schifa-Klinik
Die palästinensische Gesundheitsministerin Mai al-Kaila fordert von Israel, im Schifa-Krankenhaus "zurückgelassene" Patienten in andere Kliniken zu verlegen. In der größten Klinik des Gazastreifens seien noch 32 Frühchen und 126 Verletzte, sagte sie in einer Pressekonferenz in Ramallah im Westjordanland. Die Betroffenen könnten nicht laufen und sich in Sicherheit bringen. Sie verlangte, die Patienten nach Ägypten oder ins Westjordanland verlegen zu lassen. Es seien nur noch fünf Ärzte in dem Krankenhaus.
Alle anderen Menschen wurden nach ihrer Darstellung am Morgen dazu gezwungen, die Klinik innerhalb einer Stunde zu verlassen. Israels Armee hatte hingegen erklärt, zu keinem Zeitpunkt die Evakuierung von Patienten oder medizinischem Personal angeordnet zu haben. Die Zahlen und die unterschiedlichen Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.
US-Nahost-Berater: "Bedeutsame Pause" nur bei Geisel-Freilassung
Der Nahost-Berater von US-Präsident Joe Biden, Brett McGurk, hat eine mögliche "bedeutsame Pause" im Krieg zwischen Israel und der Hamas an die Freilassung der von den Islamisten verschleppten Geiseln geknüpft. "Die Zunahme an humanitärer Hilfe, mehr Treibstofflieferungen, die Pause (...) wird kommen, wenn die Geiseln freigelassen werden", sagte McGurk einer Sicherheitskonferenz in Bahrains Hauptstadt Manama. Die Freilassung einer großen Anzahl von Geiseln würde zu einer "bedeutsamen Pause (...) und einem massiven Anstieg der humanitären Hilfe" führen.
Roter Halbmond: Diesellieferungen erreichen Gazastreifen
Nach der Zusage Israels, für humanitäre Zwecke täglich die Einfuhr einer begrenzten Menge Treibstoff in den Gazastreifen zu erlauben, sind nach Angaben des Ägyptischen Roten Halbmondes mit Diesel befüllte Tankwagen angekommen. Generalsekretär Raed Abdel Nasser sagte der Nachrichtenagentur dpa, dass drei mit rund 129.000 Litern Diesel beladene Lastwagen eingetroffen seien.
Das UN-Hilfswerk für Palästinenser (UNRWA) erklärte, für humanitäre Einsätze sei viel mehr nötig als die Menge, die angekommen sei. Nach UNRWA-Angaben erlaubten die Israelis nur die Einfuhr von rund 120.000 Litern aus Ägypten in das abgeriegelte Küstengebiet - also etwas weniger, als vom Roten Halbmond angegeben.
Verletzte palästinensische Kinder treffen in den Emiraten ein
Eine erste Gruppe verletzter palästinensischer Kinder aus dem Krieg ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten eingetroffen. Die insgesamt 15 Personen - Kinder und Familienmitglieder - landeten mit einem Flugzeug aus der ägyptischen Stadt Al-Arisch in Abu Dhabi, wie die Nachrichtenagentur AP berichtete. Insgesamt hatten die Emirate eine Hilfsaktion für 1.000 Kinder aus dem Gazastreifen angekündigt.
ARD-Korrespondentin zu den widersprüchlichen Angaben zur Al-Schifa-Klinik
Offenbar nur noch wenige Patienten im Al-Schifa-Krankenhaus
Laut dem von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium sind nur noch etwa 120 Verletzte und eine nicht näher genannte Zahl von Frühgeborenen im Al-Schifa-Krankenhaus. Diese Zahl bestätigte auch der Arzt Ahmed Mochallalati der Nachrichtenagentur AP zufolge in den sozialen Medien. Es handele sich um Intensivpatienten und Frühgeborene. Er und fünf weitere Ärzte wollten ihre Versorgung übernehmen. Seit dem Morgen hatten Hunderte Mitarbeiter und Patienten die Klinik verlassen.
Jüdischer Sportverband: Antisemitismus schärfer verfolgen
Der Präsident des jüdischen Sportverbandes Makkabi Deutschland, Alon Meyer, hat von Politik und Justiz eine konsequente Ahndung antisemitischer Handlungen gefordert. Judenfeindlichkeit dürfe in Deutschland keine Zukunft haben, schreibt Meyer in einem Gastbeitrag für den Bremer "Weser-Kurier".
Meyer verwies darauf, dass Anfang November ein Spiel der Basketball-Champions-League in Bonn gegen ein Team aus Israel aus Sorge vor antisemitischen Attacken ohne Zuschauerinnen und Zuschauer vor leeren Rängen stattfinden musste.
Angriffe auf Makkabi-Sportlerinnen und -Sportler, antisemitische Beleidigungen im Sport sowie Hass und Hetze habe es in Deutschland bereits vor dem Tag des Überfalls der Terrororganisation Hamas auf Israel. "Doch was jetzt geschieht, übersteigt den schlimmsten Albtraum, und es muss jedem liberalen, demokratieliebenden Menschen schier die Sprache verschlagen", schreibt Meyer. Juden zögen sich zurück und versteckten ihre Davidstern-Ketten, Kippas oder ihre Makkabi-Kleidung.
Jordanien glaubt nicht an Auslöschung der Hamas
Der jordanische Außenminister Aiman Safadi sieht Israels Ziel einer Auslöschung der islamistischen Hamas im Gazastreifen als unrealistisch an. "Ich verstehe einfach nicht, wie dieses Ziel verwirklicht werden kann", sagte Safadi beim jährlichen Manama-Dialog in Bahrain. "Hamas ist eine Idee", so der Außenminister. Eine Idee könne nicht durch Bomben ausgemerzt werden. Die Palästinenser müssten stattdessen davon überzeugt werden, dass es für sie eine Zukunft gebe und dass "Hamas zwischen ihnen und dieser Zukunft" stehe. Das sei bisher nicht passiert. Aktuell habe das palästinensische Volk nichts mehr zu verlieren.
Kommentar: Wie der EU-Außenbeauftragte Borrell für Ärger sorgt
Als EU-Chefdiplomat soll Josep Borrell die Interessen aller Mitgliedsstaaten vertreten. Nach Meinung der ARD-Brüssel-Korrespondentin Helga Schmidt gelingt ihm das seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel nicht. Sie wirft ihm vor, die Interessen Israels zu vernachlässigen.
Israel fordert erneut zum Verlassen mehrerer Viertel in Gaza-Stadt auf
Israels Armee hat die Bewohner mehrerer Viertel der umkämpften Stadt Gaza erneut zur Evakuierung aufgefordert. Bis 16.00 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MEZ) sollten Anwohner zu ihrer eigenen Sicherheit aus den Stadtteilen im nördlichen Gazastreifen in den Süden fliehen, schrieb die Armee auf der Plattform X.
Zivilisten, die von der Terrororganisation Hamas an der Flucht gehindert würden, könnten sich per Telefon oder über die Plattform Telegram an die israelische Armee wenden, hieß es. Die Armee kündigte zudem eine vierstündige "taktische" Kampfpause im Flüchtlingslager Schabura in Rafah im Süden des Gazastreifens aus humanitären Gründen an.
Scholz kritisiert Siedler-Gewalt im Westjordanland
Bundeskanzler Olaf Scholz kritisiert die israelische Siedlungspolitik im besetzten Westjordanland. "Wir wollen keine neuen Siedlungen in der Westbank, keine Gewalt von Siedlern gegen die Palästinenser in der Westbank", sagte der SPD-Politiker im brandenburgischen Nuthetal in einem Bürgerdialog in seinem Wahlkreis. Die Perspektive für Israelis und Palästinenser müsse die Zweistaatenlösung bleiben. "Wenn einige in der israelischen Politik davon Abstand nehmen, unterstützen wir das nicht", betonte Scholz. "Es muss diese Perspektive geben." Dies sei auch im ureigensten Interesse Israels.
Wieder Beschuss an der Grenze zwischen Libanon und Israel
An der Grenze zwischen Israel und dem Libanon ist es erneut zu gegenseitigem Beschuss gekommen. Israelische Artillerie griff "Terrorziele" im Libanon an, wie das Militär mitteilte. Zuvor seien 25 Raketenstarts aus dem Libanon Richtung Israel registriert worden, hieß es. Berichte über Verletzte im Norden Israels gab es bislang nicht. Die pro-iranische Hisbollah-Miliz im Libanon teilte mit, sie habe auf israelische Truppen und weitere Stellungen des Militärs gezielt.
Ärzte ohne Grenzen: Mitarbeiter sitzen in Gaza-Stadt fest
Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen und deren Angehörige sind nach Angaben der Hilfsorganisation in der Nähe des Al-Schifa-Krankenhauses im Gazastreifen eingeschlossen. Insgesamt gehe es um 137 Menschen, darunter 65 Kinder, denen es wegen der anhaltenden heftigen Kämpfe in der Stadt Gaza nicht möglich sei, das Gebiet sicher zu verlassen, erklärte die Organisation. Bisherige Versuche, die Mitarbeiter und deren Familien zu evakuieren, seien gescheitert.
Es brauche dringend einen Waffenstillstand, um Tausende festsitzende Zivilisten sicher evakuieren zu können, forderte Ärzte ohne Grenzen. Tausende Zivilisten, "die in Krankenhäusern und anderen Orten in Gaza-Stadt eingeschlossen sind, erleiden derzeit das gleiche Schicksal und laufen Gefahr, in den nächsten Tagen, wenn nicht gar Stunden, zu sterben", warnte die Organisation.
Jordanischer Außenminister wirft Israel Kriegsverbrechen vor
Der jordanische Außenminister Aiman Safadi hat den israelischen Militäreinsatz gegen die Hamas im Gazastreifen verurteilt. Israel betreibe keine Selbstverteidigung, sondern eine eklatante Aggression, deren Opfer unschuldige Palästinenser seien, sagte Safadi beim jährlichen Manama-Dialog in Bahrain. Die Belagerung des Gazastreifens und die Unterbrechung von Lebensmittel-, Medikamenten- und Treibstofflieferungen stellten Kriegsverbrechen dar.
Militär: Klinik-Evakuierung war keine Anordnung
Das israelische Militär hat Medienberichte dementiert, eine Evakuierung von Patienten und medizinischem Personal des Al-Schifa-Krankenhauses angeordnet zu haben. Vielmehr hätten sie den Menschen, die das Gelände verlassen wollten, einen sicheren Korridor angeboten, teilte das Militär mit. Darum seien sie vom Direktor des Krankenhauses, der größten Klinik im Gazastreifen, gebeten worden. Dass medizinische Personal bleibe vor Ort, um sich um Patienten zu kümmern, die nicht evakuiert werden wollen oder können, hieß es.
Die von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden erklärten, sie hätten am Morgen eine Aufforderung zur Evakuierung vom israelischen Militär erhalten. Augenzeugen im Gazastreifen bestätigten ebenfalls der Nachrichtenagentur dpa, dass Menschen das Gelände der Klinik verließen.
AFP: Hunderte verlassen Al-Schifa-Krankenhaus
Hunderte Menschen haben der Nachrichtenagentur AFP zufolge nach einer Evakuierungsaufforderung der israelischen Armee das Al-Schifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza verlassen. Die Menschen flohen demnach zu Fuß auf einer Straße in Richtung Süden.
Vertreter des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen erklärten, es befänden sich noch 450 Patienten in der Einrichtung. Dabei soll es sich den Angaben zufolge um Verletzte und Menschen mit chronischen Krankheiten handeln, die nicht transportfähig seien. Die Angaben lassen sich derzeit nicht überprüfen.
Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen. Schraffur: Israelische Armee
Israels Militär: "Terroristen" bei Einsatz im Westjordanland getötet
Israels Armee hat eigenen Angaben zufolge "mehrere Terroristen" in einem Flüchtlingslager in der Stadt Nablus im besetzten Westjordanland getötet. Ein Fluggerät habe bei dem Einsatz in Balata deren Versteck angegriffen, teilte das Militär mit. Palästinensischen Angaben zufolge wurden bei dem Drohnenangriff der israelischen Armee in der Nacht zu Samstag fünf Männer getötet. Laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa wurden dabei auch zwei Menschen verletzt.
Die getöteten Palästinenser planten nach Darstellung der Armee Anschläge gegen israelische Zivilisten und militärische Ziele. Einer der Toten sei in der Vergangenheit bereits an Anschlägen beteiligt gewesen. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.
Bahrain fordert Gefangenenaustausch zwischen Israel und Hamas
Die Führung des Golfstaats Bahrain hat Israel und die islamistische Hamas zu einem Gefangenenaustausch aufgefordert. Die Hamas solle sofort die aus Israel entführten Kinder und Frauen freilassen, verlangte Kronprinz und Ministerpräsident Salman bin Hamad al-Chalifa. Er glaube nicht, dass irgendeine arabische Führungspersönlichkeit die Hamas dazu bereits aufgefordert habe. Es sei deshalb Zeit für klare Worte.
Zugleich verlangte der Kronprinz von Bahrain, weibliche und minderjährige palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen zu entlassen. Dies sei notwendig, um den Konflikt und die "untragbare Situation" im Gazastreifen zu beenden. Bahrains Ministerpräsident verurteilte zugleich aufs Schärfste die "barbarischen" Anschläge vom 7. Oktober sowie die Luftangriffe auf den Gazastreifen, die zum Tod Tausender geführt hätten.
Medienberichte: Israelische Truppen ordnen Evakuierung der Al-Schifa-Klinik an
Israelische Soldaten haben laut Medienberichten während eines Einsatzes im Al-Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen eine Evakuierung "binnen einer Stunde" angeordnet. Das berichten die Nachrichtenagentur AFP sowie der arabische Nachrichtensender Al Jazeera unter Berufung auf Quellen vor Ort. Laut eines AFP-Journalisten wurde der Krankenhausleiter Mohammed Abu Salmija angewiesen, "die Evakuierung von Patienten, Verletzten, Vertriebenen und medizinischem Personal" sicherzustellen. Die Menschen sollten demnach das Krankenhaus in Richtung der nahe gelegenen Küstenstraße verlassen.
ARD-Korrespondentin Hanna Resch berichtet aus Tel Aviv, dass sich mehrere Hundert Patienten sowie Hunderte Ärzte und Krankenhausmitarbeiter in der Klinik befinden sollen. Auch seien dort viele Zivilisten, die dort Schutz gesucht hätten. Ob und wie diese evakuiert werden, könne sie jedoch nicht sagen.
Borrell: Nur Autonomiebehörde kann Gaza nach Kriegsende führen
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat betont, er sehe nur die Palästinensische Autonomiebehörde nach dem Ende des Krieges in der Rolle der Führung in Gaza. "Die Hamas kann Gaza nicht mehr kontrollieren", sagte Borrell laut Nachrichtenagentur Reuters beim Manama Dialogue, einer jährlichen Konferenz zur Außen- und Sicherheitspolitik in Bahrain. "Wer wird also die Kontrolle über Gaza haben? Ich denke, dass nur einer das tun könnte - die Palästinensische Autonomiebehörde", sagte er.
Reportage: Der Alltag als Journalist im Gazastreifen
Wie schwierig und gefährlich es gerade in Gaza ist, zeigt Mohammad Abu Saif, der für das ARD-Studio Tel Aviv arbeitet. Seit er die Bilder für die Reportage überspielt hat, gibt es kein Lebenszeichen mehr von ihm, denn es ist unklar, wann es wieder Strom und eine Internetverbindung gibt.
WAFA: 26 Tote bei Bombardement von Chan Yunis
Die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA hat gemeldet, dass 26 Palästinenser - die Mehrheit Kinder - bei einem Bombardement der Stadt Chan Yunis durch Israel getötet worden seien. Die israelischen Streitkräfte hatten die Einwohner der Stadt im Süden des Gazastreifens und die aus dem umkämpften Norden dorthin geflüchteten Palästinenser zuvor aufgefordert, Chan Yunis in Richtung Westen zu verlassen. Die Angaben können aktuell nicht unabhängig überprüft werden.
Hamas: Auf "lange und anhaltende Verteidigung" vorbereitet
Die Terrorgruppe Hamas ist auf eine lang anhaltende Auseinandersetzung mit Israel vorbereitet. Dies sagte ein Sprecher des bewaffneten Flügels der Hamas in einer Videoerklärung. "Wir haben uns auf eine lange und anhaltende Verteidigung aus allen Richtungen vorbereitet. Je länger die Besatzungstruppen im Gazastreifen bleiben, desto größer sind ihre ständigen Verluste", sagte Abu Ubaida.
Israels Militär: Waffen und Munition in Kindergarten in Gaza gefunden
Die israelischen Streitkräfte haben eigenen Angaben zufolge in einem Kindergarten und einer Grundschule im Gazastreifen Waffen und Munition gefunden. Bei dem Einsatz im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens seien Panzerbüchsen, Mörsergranaten und andere Waffen sichergestellt worden, teilte das Militär auf der Nachrichtenplattform X, ehemals Twitter, mit.
"In Kindergärten sollten Spielsachen aufbewahrt werden, keine tödlichen Waffen", hieß es in der Mitteilung. In einem Video war ein Stapel Mörsergranaten zu sehen, auf einem Foto mehrere Panzerbüchsen, Sturmgewehre, Munition und Handgranaten.
IWF-Chefin: Wirtschaftliche Folgen des Kriegs im Nahen Osten
IWF-Chefin Kristalina Georgiewa hat in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, der Krieg zwischen Israel und der Hamas habe die Bevölkerung und die Wirtschaft des Gazastreifens verwüstet und schwerwiegende Auswirkungen auf die Wirtschaft des Westjordanlandes. Auch in den Nachbarländern Ägypten, Libanon und Jordanien gebe es durch den Verlust des Tourismus und höhere Energiekosten wirtschaftliche Schwierigkeiten. Der Internationale Währungsfonds erwäge daher, das Drei-Milliarden-Dollar-Kreditprogramm für Ägypten aufzustocken. Weltweit habe der Nahost-Krieg zur Zeit noch sehr beschränkte wirtschaftliche Auswirkungen. Das könne sich aber bei einem länger andauerndem Konflikt ändern.
Tansania meldet Tod von mutmaßlicher Hamas-Geisel
Ein mutmaßlich von der Hamas verschleppter Student aus Tansania ist tot. Dies teilte das tansanische Außenministerium am Freitag mit. Der 22-Jährige und ein Landsmann waren Mitte September nach Israel gekommen, um im Rahmen eines Austauschprogramms Praktika in Viehbetrieben unweit des Gazastreifens zu absolvieren. Bei dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober sollen die jungen Männer von Terroristen der militanten Gruppe entführt worden sein. Details über die Umstände rund um den Tod des jungen Tansaniers oder den Aufenthaltsort seiner Leiche nannte das Außenministerium nicht.
Israel: Menschen im Süden sollen Richtung Westen fliehen
Israel warnt die Palästinenser in der südlichen Stadt Chan Yunis erneut, die Stadt zu verlassen und sich in Richtung Westen in Sicherheit zu bringen. Dort seien sie auch näher an Verteilungszentren für humanitäre Hilfe. "Wir fordern die Menschen auf zu gehen. Ich weiß, dass es für viele von ihnen nicht leicht ist, aber wir wollen nicht, dass Zivilisten ins Kreuzfeuer geraten", sagte Mark Regev, ein Berater des israelischen Premierministers Benjamin Netanyahu, im US-Fernsehsender MSNBC. Die israelischen Streitkräfte müssten in die Stadt eindringen, um Hamas-Terroristen aus unterirdischen Tunneln und Bunkern zu vertreiben.
Roter Halbmond: Tote bei israelischem Angriff im Westjordanland
Nach Angaben des palästinensischen Rettungsdienstes sind bei einem israelischen Angriff auf ein Gebäude in einem Flüchtlingslager in der Stadt Nablus im Westjordanland mindestens fünf Palästinenser getötet worden. Zwei weitere Menschen seien verletzt worden, teilte der Rote Halbmond mit.
Armeesprecher: Hamas über Krankenhäuser verteilt
Der Sprecher der israelischen Armee, Arye Shalicar, hat das umstrittene israelische Vorgehen im Gazastreifen mit vielen palästinensischen Opfern mit der Struktur der Hamas und ihren "kleinen Terrorzentralen" in zivilen Einrichtungen begründet. So würden zum Beispiel in einem Krankenhauskomplex von mehreren Dutzend Gebäuden zwei oder drei als Terrorzentralen genutzt, dabei über mehrere Stockwerke verteilt "und dann natürlich unterirdisch", schilderte Shalicar die Lage am Freitagabend im ZDF. "Und das natürlich nicht in einem Krankenhaus, sondern in vielen Krankenhäusern."
In den vergangenen Wochen seien aus dem Küstengebiet rund 10.000 Raketen auf Israel abgefeuert worden. "Es gibt im Gazastreifen nicht eine einzige Militärkaserne", sagte Shalicar. Die Geschosse würden nach wie vor aus zivilen Infrastrukturen wie Krankenhäusern, Moscheen und Schulen abgefeuert. "Würden sie Raketen aus Militärkasernen schießen, dann wäre die Hamas an einem Tag schon zerstört."
Der Liveblog vom Freitag zum Nachlesen
Die Kommunikationsnetze in Gaza sind nach Angaben des Anbieters in einigen Gebieten des Küstengebiets wiederhergestellt. Papst Franziskus will Angehörige von Hamas-Geiseln treffen. Der Liveblog vom Freitag zum Nachlesen.