Macron im Anzug mit verschränkten Armen
Kommentar

Macron-Rede Schlechtes Timing, aber wirkungsvoll

Stand: 11.04.2023 22:08 Uhr

Es ist wenig überraschend, dass die Aussagen von Frankreichs Präsident Macron zu Europas Rolle im Taiwan-Konflikt für Wirbel sorgen. Aus seiner Sicht gibt es aber viele Gründe, mit breiter Brust aufzutreten.

Ein Kommentar von Sabine Rau, ARD Paris

Der französische Präsident hat keine Angst anzuecken, auch nicht in heiklen außenpolitischen Fragen. Dass der Zeitpunkt - auf dem Höhepunkt eines chinesischen Militärmanövers - ungeschickt, um nicht zu sagen verheerend gewählt ist, steht außer Frage.

Seine Warnung an die Europäer, im Taiwan-Konflikt zum Mitläufer der USA zu werden, hat hohe Wellen geschlagen: In den USA, in Frankreich und in Deutschland. Deutsche Politiker beeilten sich umgehend deutlich zu machen, wer die treuesten Verbündeten der USA sind.

Distanz zu den USA hat französische Tradition

Aber Emmanuel Macron tickt anders. Und ja, es war von jeher die Haltung französischer Präsidenten, Distanz und Selbstbewusstsein gegenüber Washington zu demonstrieren.

Und dieser Präsident sieht Grund dazu. Erstens hat Frankreich eigene Interessen im Pazifik. Dort leben 1,6 Millionen Franzosen. Dazu kommt ein milliardenschweres U-Boot-Geschäft, bei dem Washington Paris übel ausgebootet hat.

Zweitens ist Macron nicht naiv. Natürlich weiß er, dass die USA Europas wichtigster Partner sind. Wer ihm jetzt Anbiederung an China vorwirft, übersieht: Macron hat sich nie Illusionen über Chinas aggressive Weltmachtattitüde gemacht. Er war es, der sich für schärfere europäische Handelsregeln mit China stark gemacht hat.

Die Meinung von Sabine Rau, WDR, zu den Äußerungen des französischen Präsidenten Macron

tagesthemen 22:15 Uhr, tagesthemen, tagesthemen, 11.04.2023 22:15 Uhr

Macron will ein stärkeres Europa

Und das ist drittens sein Ziel: Europäische Souveränität. Macron will eine europäische China-Strategie. Gerne hätte er das zusammen mit Kanzler Olaf Scholz verfolgt. Der hat ihm aber einen Korb gegeben.

Jetzt provoziert Macron erneut eine Debatte. Der Zeitpunkt ist mehr als ungeschickt - aber wirkungsvoll.

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Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 11. April 2023 um 22:15 Uhr.