Flucht nach Griechenland Rechtsbruch an der EU-Außengrenze
Die Küstenwache Griechenlands setzt offenbar Flüchtlinge auf Rettungsinseln in der Ägäis aus, wie Recherchen von Report Mainz und Partnern zeigen. Eine Grünen-Politikerin sieht die Verantwortung auch bei der EU-Agentur Frontex.
Die griechische Küstenwache setzt offenbar Bootsflüchtlinge im Mittelmeer aus, wie Recherchen von Report Mainz, Lighthouse Reports und dem "Spiegel" ergeben haben.
Die Rechercheure zeigen anhand eines Falls vom 13. Mai, dass die griechische Küstenwache Flüchtlinge offenbar auf aufblasbaren Rettungsinseln in der Ägäis zurückgelassen hat. Das ist auf einem Video zu sehen.
Boot konnte identifiziert werden
Seit Jahren klagen Flüchtlingsaktivisten und Migranten auch über Angriffe von maskierten Männern in der Ägäis. Dabei wird oft der Motor der Flüchtlingsboote beschädigt und so ihre Ankunft auf den griechischen Inseln verhindert.
Unklar war bislang, wer die maskierten Männer sind. Dem "Spiegel", Report Mainz und Lighthouse Reports gelang es mithilfe Dutzender Bildvergleiche erstmals, sie in einem Fall der griechischen Küstenwache zuzuordnen.
Am 4. Juni attackierten maskierte Männer in der Ägäis ein Flüchtlingsboot. Dabei benutzten sie ein graues Schlauchboot. "Spiegel", Report Mainz und Lighthouse Reports konnten das Schlauchboot aufgrund verschiedener Merkmale zweifellos lokalisieren. Es gehört zum griechischen Küstenwachenschiff ΛΣ-080.
Die griechische Küstenwache bestreitet die Vorwürfe. Die Beamten würden keine Masken tragen. Man halte sich stets an geltendes Recht. Auf das Video vom 13. Mai geht die Küstenwache in ihrer Stellungnahme nicht ein.
Kritik an Frontex
Die migrationspolitische Sprecherin der Grünen, Luise Amtsberg, sieht auch eine Mitverantwortung der EU-Grenzschutzagentur Frontex. Diese ist mit eigenen Booten zur Unterstützung der griechischen Küstenwache in der Ägäis eingesetzt. "Die Pushbacks können nicht komplett ohne das Wissen der anderen Einsatzkräfte passieren", sagt sie.
Frontex teilt auf Anfrage mit, die Zentrale habe keine Berichte über solche Pushbacks von den Frontex-Beamten im Einsatz erhalten.