"Maulwurf"-Fall im BND Beförderung vor der Festnahme
Der vermutete Verrat beim Bundesnachrichtendienst könnte schwerwiegender sein als bislang bekannt: Ausgerechnet der verhaftete Carsten L. sollte offenbar Mitarbeiter überprüfen.
Der wegen Spionageverdachts festgenommene Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) stand offenbar kurz davor, auf einem sehr sicherheitsrelevanten Posten im Dienst zu arbeiten. Nach Informationen von WDR, NDR und "Süddeutscher Zeitung" (SZ) war der Mann, der für einen russischen Nachrichtendienst spioniert haben soll, zuletzt in jenen BND-Bereich versetzt worden, der für die Sicherheitsüberprüfung der Mitarbeitenden zuständig ist.
Carsten L. sollte offenbar als Leiter des Fachbereichs "Personelle Sicherheit" eingesetzt werden. Aufgrund von Urlaubszeiten soll er aber noch nicht in dieser Funktion gearbeitet haben. Die Personelle Sicherheit ist im Auslandsnachrichtendienst für die sehr sensible Aufgabe der Sicherheitsüberprüfungen bei Bewerbungen von Mitarbeitenden zuständig.
Schon vorher in leitender Funktion
Bereits zuvor war bekannt geworden, dass Carsten L. in den vergangenen Jahren in leitender Funktion in der Abteilung Technische Aufklärung (TA) gearbeitet hatte. Sie ist zuständig für die Überwachung von weltweiter Telefon-, Satelliten- und Internetkommunikation. Rund die Hälfte aller nachrichtendienstlichen Meldungen des BND stammen aus dieser Abteilung. Der Oberst soll vor mehr als zehn Jahren von der Bundeswehr zum BND gekommen sein.
Carsten L. war am 21. Dezember 2022 von Ermittlern des Bundeskriminalamtes (BKA) in Berlin festgenommen worden. Seine Wohnung in der Hauptstadt, Büros und sein Wohnhaus nahe München wurden durchsucht. Der Generalbundesanwalt ermittelt wegen des Verdachts des Landesverrats gegen ihn. Er soll im Jahr 2022 dienstliche Informationen, bei denen es sich um Staatsgeheimnisse handeln soll, an einen russischen Geheimdienst verraten haben.
Hinweise von ausländischen Dienst
Im vergangenen Jahr hat der BND von einem ausländischen Partnerdienst erfahren, dass ein russischer Geheimdienst offenbar in den Besitz von geheimen BND-Informationen gelangt war. Daraufhin begann im Dienst die Suche nach einem Verräter. Dabei rückte Carsten L. in den Fokus der internen BND-Ermittler.
Das Motiv für den mutmaßlichen Verrat ist offenbar noch nicht klar. Bislang sollen die Ermittlungen keine Hinweise darauf ergeben haben, dass Carsten L. für einen mutmaßlichen Verrat Geld bekommen hat. Bei einer routinemäßigen Sicherheitsüberprüfung soll L. nicht auffällig gewesen sein. Nun wird im BND geprüft, ob möglicherweise doch etwas übersehen wurde.
Auf Anfrage wollte sich der Anwalt von Carsten L. nicht zu den konkreten Vorwürfen äußern. Für den BND-Mitarbeiter gilt weiterhin die Unschuldsvermutung.