Deutschland und Europa Rekordtemperaturen und Waldbrände
Mehrere Länder in Europa ächzen unter der aktuellen Hitzewelle: In Deutschland könnte der bisherige Rekord fallen, in Frankreich ist von einer "wirklichen Ausnahmesituation" die Rede. In Spanien kam es zu mehreren Waldbränden.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat erneut für das gesamte Wochenende vor extremer Hitze gewarnt. In großen Teilen des Landes, vor allem aber am Oberrhein und in Ostsachsen, sei mit sehr hohen Temperaturen zu rechnen, teilte der DWD mit. Auch die UV-Strahlung werde hohe Werte erreichen. "Spitzenreiter um 16 Uhr Waghäusel-Kirrlach am Oberrhein mit 36,4 Grad", twitterte der DWD am Nachmittag. Eine Tagesbilanz mit den höchsten Werten soll es aber erst am Abend geben.
Bereits gestern hatte der DWD darauf hingewiesen, dass der bisherige Hitzerekord von 38,3 Grad für die zweite Juni-Dekade aus dem Jahr 2002 eingestellt oder übertroffen werden könnte. Für die Nacht wurden zudem erste schwere Gewitter vorhergesagt. Dabei könne es lokal in Norddeutschland Sturmböen mit 95 Kilometern pro Stunde sowie Hagel und Starkregen geben, hieß es. Auch morgen soll es überwiegend heiß bleiben.
Die Landesapothekenkammer aus Hessen warnte vor Sonnenbrand, Heuschnupfen und Kreislaufproblemen. Die Menschen sollten viel trinken und Sport in der größten Hitze vermeiden. Nach Angaben des Wiesbadener Gesundheitsamtes sind grundsätzlich alle Menschen von den Gefahren der Hitze betroffen. Besonders gefährdet seien aber Kleinkinder, ältere Menschen und chronisch Kranke.
Waldbrand im Landkreis Potsdam-Mittelmark
Wegen der andauernden Trockenheit steigt auch die Gefahr von Waldbränden. Bei Frohnsdorf nahe Treuenbrietzen im Landkreis Potsdam-Mittelmark rückten Feuerwehr, Polizei, Bundeswehr und Technisches Hilfswerk gestern zu einem größeren Brand aus. Das Feuer zwischen Treuenbrietzen und Jüterborg im Landkreis Potsdam-Mittelmark hatte sich auf rund 60 Hektar ausgeweitet.
Der Brand konnte mittlerweile zumindest vorerst gelöscht werden. Wie die Einsatzleitung am mitteilte, zeigen Drohnenbilder, dass es derzeit keine offenen Brände mehr gibt. Es komme aber noch zu einer starken Rauchentwicklung. Schon 2018 hatte es in dem Gebiet einen Großbrand gegeben. Erschwert wurden die Löscharbeiten damals wie heute dadurch, dass das Wald- und Buschland teilweise munitionsbelastet ist. Die Brandursache ist noch unklar.
Auch in Baden-Württemberg kam es bereits zu ersten Bränden. Wie die Feuerwehr mitteilte, brannte es gestern Abend in einem Waldgebiet in Stuttgart auf einer Fläche von 40 Quadratmetern. Die Nachlöscharbeiten hätten sich schwierig gestaltet, da der Boden zum Teil aufgebrochen werden musste, um letzte Glutnester zu löschen. Auslöser soll laut Polizei ein unkontrolliertes Lagerfeuer gewesen sein.
Zudem geriet im Ortenaukreis eine gemähte und völlig ausgetrocknete Wiese bei Meißenheim in Brand. Ein knapper Quadratkilometer der Wiese brannte ab.
"Wirkliche Ausnahmesituation" in Frankreich
Auch in anderen Teilen Europas hinterlässt die Hitzewelle ihre Spuren. In Frankreich werden Spitzentemperaturen von bis zu 43 Grad erwartet. Es sei davon auszugehen, dass absolute Hitzerekorde gebrochen würden, teilte der Wetterdienst Météo France mit. "Es handelt sich um eine wirkliche Ausnahmesituation", hieß es. Flächendeckend wurden Temperaturen von 35 bis 39 Grad erwartet.
Verbunden mit der schon länger anhaltenden großen Trockenheit herrscht große Waldbrandgefahr, immer wieder musste die Feuerwehr zu Brandherden in der Natur ausrücken. Ab der Nacht wird in Frankreich von der Atlantikküste kommend mit Unwettern gerechnet, die später weitere Landesteile erfassen. Örtlich könnten diese Unwetter von heftigen Windstößen und starken Gewittern begleitet werden.
Im ebenfalls von der ungewöhnlichen Hitze betroffenen Nachbarland Spanien verwüsteten Flächenbrände seit Tagen Tausende Hektar Land. Wegen eines Feuers in der zentralspanischen Region Kastilien-La Mancha wurden gestern mehr als 3000 Menschen aus dem Freizeitpark Puy du Fou in Sicherheit gebracht. In der Sierra del Culebra im Nordwesten des Landes waren bis zu 7000 Hektar betroffen, 200 Menschen mussten dort vorsorglich in Sicherheit gebracht werden.
Ein Lösch-Hubschrauber beim Einsatz eines Waldbrandes in Katalonien.
Rationierte Wasserverteilung in Norditalien
In Norditalien leidet die Po-Ebene unter der schlimmsten Dürre seit 70 Jahren. In dem stark landwirtschaftlich geprägten Gebiet rationierten einige Gemeinden inzwischen die Wasserverteilung. Nach Angaben des Landwirtschaftsverbandes Coldiretti bedroht die Trockenheit die Hälfte der Anbauflächen in der Po-Ebene und fast ein Drittel der landesweiten Agrarproduktion. Der Präsident der Lombardei, Attilio Fontana, sprach von einer "außergewöhnlich schwierigen Lage". Er kündigte die baldige Ausrufung des Notstands an.
Auch in Großbritannien ist es ungewöhnlich heiß: Gestern waren die Temperaturen auf teilweise über 30 Grad gestiegen, am dritten Tag in Folge wurden somit die Temperaturrekorde für die Jahreszeit gebrochen. Die Zunahme der Hitzewellen und Dürren ist laut Wissenschaftlern eine direkte Folge der globalen Erwärmung. Dabei nehmen sowohl Intensität als auch Dauer und Häufigkeit dieser Phänomene zu.
Zumindest in Deutschland ist in der neuen Woche mit Abkühlung zu rechnen. Tief "Ophelia" drückt einem weiteren Tief über Frankreich langsam eine Kaltfront mit teils kräftigen Regenfällen von Nordwesten her bis in die Mitte Deutschlands. Hinter der Front ist es, etwa nordwestlich einer Linie vom Rheinland über die Lüneburger Heide bis nach Vorpommern, mit Höchsttemperaturen von 17 bis 27 Grad dann bereits spürbar kühler.