Studie von Bertelsmann Ja zu Klimaschutz, aber Sorge um Gerechtigkeit
Eine große Mehrheit der Menschen in Deutschland befürwortet laut einer Bertelsmann-Studie den Klimaschutz, sorgt sich aber um den sozialen Zusammenhalt. Als ungerecht nehmen die Befragten vor allem die Verteilung der Kosten wahr.
Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung bereitet der Klimawandel einer Mehrheit der Menschen in Deutschland weiterhin große Sorgen. Viele sehen durch Klimaschutzmaßnahmen aber auch Arbeitsplätze in Gefahr. 54 Prozent der Befragten äußerten sich "sehr besorgt" oder "äußerst besorgt" über den Klimawandel, wie aus der Umfrage im Auftrag der Stiftung hervorgeht. Ein weiteres Drittel ist demnach "etwas besorgt", teilte die Stiftung mit.
Laut der Analyse in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam (RIFS) befürworten 69 Prozent der Deutschen die Energiewende, also die Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energien. Bei der Verkehrswende ist die Zustimmung mit 56 Prozent nicht ganz so hoch. 12 Prozent lehnen die Energiewende komplett ab, bei der Verkehrswende sind es 19 Prozent.
Große Bedenken bei Umsetzung
Bei der Umsetzung aber äußern die Befragten große Bedenken. Mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) sieht wegen der Energie- und der Verkehrswende den Zusammenhalt in der Gesellschaft in Gefahr. Knapp 40 Prozent der Deutschen befürchten laut der Umfrage aufgrund der Energie- und Verkehrswende eine Gefährdung des Wohlstands und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Deutschlands. Diese Gruppe sei 2023 im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozentpunkte gewachsen, hieß es.
Nur etwa 20 Prozent empfinden die Transformation als gerecht. Als ungerecht bewerten die Deutschen vor allem die Verteilung von Nutzen und Kosten zwischen Gut- und Geringverdienern, zwischen Unternehmen und Verbrauchern sowie der Stadt- und Landbevölkerung.
Klimakrise als Bedrohung für Demokratie?
Drei von vier Menschen in Deutschland (76 Prozent) bewerten die Energiewende als teuer. 45 Prozent gehen davon aus, dass die Preise für Energie nicht sinken werden. Jeder zweite (50 Prozent) glaubt nicht, dass die Verkehrswende die Mobilität günstiger machen wird.
"Dieses Stimmungsbild zeigt, dass es weder eine gute Idee ist, Klimaschutz ohne sozialen Ausgleich zu machen, noch zugunsten des gesellschaftlichen Zusammenhalts auf Klimaschutz zu verzichten", sagte Studienautorin Sara Holzmann. Eine ungebremste Klimakrise sei nicht zuletzt aufgrund der erwartbaren Verteilungskonflikte auch eine Bedrohung für die Demokratie, sagte die Ökonomin der Bertelsmann Stiftung laut Mitteilung. Dass sich die Bürgerinnen und Bürger Sorgen machten, bedeutet Holzmann aber "keinesfalls, dass sie Maßnahmen gegen den Klimawandel ablehnen".
Die Studie ist nach Angaben der Bertelsmann-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit - Helmholtz-Zentrum Potsdam entstanden. Dabei wurden repräsentative Daten aus dem Sozialen Nachhaltigkeitsbarometer der Energie- und Verkehrswende von 2023 genutzt. Für das Nachhaltigkeitsbarometer werden jährlich 6.500 Menschen online befragt.
Die Bertelsmann Stiftung wurde 1977 durch den Unternehmer Reinhard Mohn gegründet, den damaligen Chef des Medienkonzerns Bertelsmann. Nach Angaben des Konzerns halten Stiftungen, unter anderem die Bertelsmann Stiftung, heute etwas mehr als 80 Prozent der Aktien am Bertelsmann-Konzern, zu dem unter anderem die RTL Group, das Musikunternehmen BMG, die Verlagsgruppe Penguin Random House sowie Servicegeschäfte gehören.
Für ihre Studien sammelt und analysiert die Bertelsmann Stiftung Daten und gibt Handlungsempfehlungen an die Öffentlichkeit und Entscheidungsträger ab. Sie arbeitet operativ, das heißt sie unterstützt nicht die Arbeit Dritter, sondern investiert ausschließlich in selbst initiierte Projekte. Dabei dient sie nach eigenen Angaben dem Gemeinwohl und ist zu politischer Neutralität verpflichtet.