Steinmeier eröffnet Synagoge "Deutschland bleibt ein Zuhause für Juden"
Als letzte Landeshauptstadt in Deutschland bekommt Potsdam eine Synagoge. Zur Eröffnung versicherte Bundespräsident Steinmeier der jüdischen Gemeinde seine Solidarität - und warnte vor zunehmendem Antisemitismus.
In Potsdam hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier feierlich eine neue Synagoge eröffnet. Er freue sich, dass es nun wieder ein Haus im Herzen der Stadt gebe, an dem sich Jüdinnen und Juden, aber auch Menschen anderer Glaubensgemeinschaften und der Potsdamer Stadtgesellschaft begegnen könnten, sagte er bei der Einweihung des neuen Hauses. "Jüdisches Leben ist ein Teil von uns."
Gleichzeitig warnte er vor zunehmendem Antisemitismus und versicherte der jüdischen Gemeinde seine Solidarität. "Ich bin entschlossen, nicht zu ruhen, damit wir in unserem Land alles tun, um jüdisches Leben zu schützen und jede Form von Antisemitismus zu bekämpfen", sagte das Staatsoberhaupt.
Zeichen gegen Hass und Hetze
"Nur wenn Jüdinnen und Juden sich in Deutschland ganz zu Hause fühlen, nur dann ist dieses Land ganz bei sich", erklärte Steinmeier weiter und versprach: "Deutschland bleibt ein Zuhause für Jüdinnen und Juden. Dafür stehe ich persönlich und dafür tritt die Mehrheit aller Deutschen - das versichere ich Ihnen - ein."
Die Eröffnung des Synagogenzentrums gilt gerade in Zeiten wachsenden Antisemitismus als wichtiges Zeichen gegen Hass und Hetze. Seit dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 haben Feindseligkeiten gegen Juden in Deutschland eine neue Dimension erreicht.
"Tag der Freude und des Stolzes"
Als letzte Landeshauptstadt in Deutschland hat Potsdam nun wieder eine Synagoge. Dort gab es bisher nur ein kleines jüdisches Gotteshaus in der Universität. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke sprach von einem Festtag. "Wir haben gemeinsam die Chance, jüdischem Leben in Brandenburg Gestalt und Gesicht zu geben." Das Land habe den Synagogenbau auch in Anerkennung der geschichtlichen Verantwortung unterstützt. Zudem setze der Neubau ein wichtiges Zeichen gegen wieder aufkeimenden Hass und Hetze, denen Jüdinnen und Juden ausgesetzt seien.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sprach von einem "Tag der Freude und des Stolzes". "Lange fehlte das Herzstück jüdischen Gemeindelebens in Potsdam - ab heute schlägt es wieder."
Bundeskanzler Olaf Scholz, dessen Kommen ebenfalls angekündigt war, hatte seine Teilnahme kurzfristig aus Termingründen abgesagt. Anwesend war hingegen die in Potsdam wohnende Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, die aber nicht sprach.
Seit 1945 keine vollständige Synagoge
Die einstige Potsdamer Synagoge war unter den Nationalsozialisten 1938 zweckentfremdet, 1945 bei einem Luftangriff schwer beschädigt und später abgerissen worden. Seitdem standen den Gemeinden lediglich provisorische Räume zur Verfügung.
Vier jüdische Gemeinden sollen das neue religiöse und kulturelle Zentrum in der historischen Mitte der Landeshauptstadt gemeinsam nutzen, eine Gemeinde hatte nicht unterschrieben. Das Projekt war von langem Streit unter den Gemeinden begleitet, die unterschiedliche religiöse Strömungen vertreten.
Neben Gebetsräumen gibt es einen Veranstaltungssaal, ein Besuchercafé, eine Bibliothek, Büroräume sowie Musik- und Kunsträume. Der nun fertiggestellte Bau wurde im August 2021 begonnen. Statt der ursprünglich veranschlagten fünf Millionen Euro betrugen die Baukosten letztendlich rund 17 Millionen Euro.