BKA hofft auf Hinweise zur Mordserie Bevölkerung soll Ermittlungslücken füllen
Ein Großaufgebot an Ermittlern befasst sich seit rund drei Wochen intensiv mit der rechtsextremen Mordserie. Neue Details konnten BKA-Chef Ziercke und Generalbundesanwalt Range heute nicht präsentieren. Das BKA setzt jetzt bei den Ermittlungen auf Mithilfe aus der Bevölkerung.
Bundesanwaltschaft und Bundeskriminalamt (BKA) setzen bei den Ermittlungen zur rechtsextremen Mordserie nun auch auf die Mithilfe der Bevölkerung. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von Bundesanwaltschaft und Bundeskriminalamt präsentierte BKA-Chef Jörg Ziercke ein Plakat, das bundesweit ausgehängt werden soll.
Die Ermittler haben sich zu diesem ungewöhnlichen Schritt entschieden, da bislang nach Angaben Zierckes nur etwa 250 Hinweise eingegangen sind. Die Veröffentlichung der Porträts der bisher bekannten Mitglieder des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU), Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos, soll dies nun ändern. Konkret gehe es um Hinweise auf die Aktivitäten der Terrorzelle in den vergangenen Jahren, so Ziercke.
Gesucht würden Zeugen, die die Verdächtigen auf Park- oder Campingplätzen gesehen haben oder Angaben über ihren Wohnort machen können. Außerdem möchte das BKA wissen, bei wem Fahrzeuge gemietet wurden und ob es weitere Hinweise auf Aufenthaltsorte und Kontaktpersonen gibt. Die Ermittler präsentierten zudem zahlreiche Waffen, die bei den Taten zum Einsatz gekommen sein sollen.
Die mutmaßlichen Täter hätten nicht nur im Verborgenen gelebt, sondern auch "am normalen Leben teilgenommen". So hätten sie sich auf Campingplätzen an der Ostsee aufgehalten, mehrere Fahrzeuge und auch Fahrräder angemietet.
Ein weiterer möglicher Terrorhelfer?
Zum bisherigen Stand der Ermittlungen konnten Range und Ziercke keine bahnbrechend neuen Erkenntnisse beisteuern. Der Generalbundesanwalt sagte, derzeit liefen Ermittlungen gegen einen weiteren mutmaßlichen Helfer der Terrorgruppe. Er könne dem Trio Ausweispapiere zur Verfügung gestellt haben. Allerdings sei die Beweisführung nicht einfach, der Verdächtige streite seine Unterstützung ab und gebe an, dass er seine Ausweispapiere verloren habe.
Ziercke sagte, seit 1998 sei die "Mörderbande" untergetaucht, mit wechselnden Namen, Ausweisen und Bahncards. Mindestens drei Wohnungen im Raum Zwickau hätten die drei in dieser Zeit angemietet. Doch noch immer gebe es Lücken bei der Rekonstruktion dieser Jahre. Generalbundesanwalt Harald Range sagte, die NSU habe in bisher nicht gekannter Brutalität und Kaltblütigkeit zehn Menschen ermordet. Er sprach von "ruchlosen Taten".
Ein Großaufgebot an Ermittlern
Bislang arbeiteten rund 420 Beamte bei der Fahndung, 50 weitere sollten hinzukommen. In der Bundesanwaltschaft sind etwa zehn Staatsanwälte mit der Terrorzelle befasst. Die entscheidenden Hinweise ergäben sich bislang aus der Auswertung von rund 2500 Beweisstücken, die vor allem in der ausgebrannten Wohnung der Terrorzelle gefunden worden seien.
Vier Tatverdächtige in Untersuchungshaft
Die Bundesanwaltschaft ermittelt seit dem 11. November gegen mutmaßliche Mitglieder und Unterstützer der NSU. Derzeit befinden sich vier Beschuldigte in Untersuchungshaft. Dies sind die Hauptbeschuldigte Zschäpe sowie die drei mutmaßlichen Helfer Holger G., Andre E. und Ralf Wohlleben. Der am 29. November festgenommene Wohlleben war jahrelang ein Spitzenfunktionär der NPD. Seine Festnahme hatte die Debatte um ein Verbot der Partei angeheizt.
Dem NSU werden unter anderem zehn Morde an türkisch- und griechischstämmigen Kleinunternehmern sowie einer Polizistin als auch mehrere Sprengstoffanschläge zur Last gelegt.
Erinnerung an die Opfer
Für die Opfer des Neonazi-Terrors soll am 23. Februar nächsten Jahres eine Gedenkveranstaltung stattfinden. Dies teilte Bundestagspräsident Norbert Lammert nach Angaben von Teilnehmern im Ältestenrat des Bundestags mit. Der Ort der Veranstaltung steht demnach noch nicht fest.