Reisekosten Die Kerosinsteuer als Klima-Helfer?
Immer mehr Menschen fliegen in den Urlaub oder zum Geschäftstermin. Doch wegen der schlechten Umweltbilanz werden Forderungen nach einer Kerosinsteuer lauter.
Von Steffen Clement und Marcus Pfeiffer, HR
Ferienbeginn! Für Millionen Deutsche geht es in die wohlverdienten Sommerferien. Doch obwohl die Bahn (36g CO2/ km) und das Auto (139g CO2/km) am umweltfreundlichsten sind, fallen bei beiden Verkehrsmitteln Steuern auf den Kraftstoff an.
An der Tankstelle schlägt die Steuer aktuell mit gut 65 Cent pro Liter zu Buche. Die Bahn zahlt pro Jahr mehr als 100 Millionen Euro Mineralölsteuer.
Bundesregierung überprüft Steuerbefreiung von Airlines
Einzig die Airlines, die im Vergleich am klimaschädlichsten (201g CO2/ km) sind, genießen einen großen Vorteil: Sie müssen keine Steuer auf Kerosin zahlen und können so ihre Tickets günstiger anbieten.
Die Folge: Das Fliegen boomt. Seit 1990 ist die Zahl der Passagiere weltweit jährlich um 4,5 Prozent gestiegen. Im vergangenen Jahr haben die Airlines insgesamt 4,3 Milliarden Fluggäste gezählt. Parteien und Verbände fordern deswegen schon lange eine Kerosinsteuer. Ein Ruf der angesichts der Klimadiskussion immer lauter wird.
Aber ob die Bundesregierung das Fliegen tatsächlich verteuern will, weiß sie derzeit wohl selbst nicht. Das Bundesfinanzministerium erklärt auf HR-Anfrage schriftlich: "Die Vorschläge für eine Aufhebung der Steuerbefreiung von Kerosin werden von der Bundesregierung derzeit geprüft."
30 Euro mehr pro Mallorca-Flug
Dabei könnte eine Kerosinsteuer nicht nur helfen, mit den dann höheren Preisen das Wachstum im Luftverkehr zu begrenzen. Eine Studie im Auftrag der EU-Kommission zeigt: Eine EU-weite Kerosinsteuer in Höhe von 33 Cent pro Liter Kerosin könnte die CO2-Emissionen des Luftverkehrs in der EU um 11 Prozent reduzieren.
Käme die Steuer von 33 Cent pro Liter, müsste eine dreiköpfige Familie für einen Hin- und Rückflug nach Rhodos 130 Euro mehr bezahlen (44,21 Euro pro Person). Ein Kurztrip nach Kopenhagen würde 24,21 Euro teurer werden. Ein Flug nach Mallorca würde 28,35 Euro mehr kosten.
EU-Staaten könnten Steuer vereinbaren
"Die Kerosinsteuer führt sicherlich dazu, dass sich die Leute überlegen, was sie mit dem Fliegen anrichten", schätzt der renommierte Klimaforscher Reto Knutti von der ETH Zürich die Wirkung der Steuer ein. Dass es geht, machen andere Staaten der Welt schon vor: Japan, Kanada und selbst die USA haben die Kerosinsteuer eingeführt.
Und die EU-Staaten? Sie könnten untereinander ganz einfach eine EU-weite Steuer vereinbaren. Ganz im Gegensatz zu internationalen Flügen wie zum Beispiel zwischen Frankfurt und New York. Hier werden auch künftig internationale Abkommen eine Kerosin-Besteuerung verhindern.