Engpässe bei Antibiotika Kinderärzte beklagen Medikamentenmangel
Die Kinderärzte beklagen massive Engpässe bei der Versorgung von kranken Kindern und Jugendlichen: So gebe es jetzt schon wieder bundesweit zu wenig Penicillin. Zudem schlagen sie eine Grippeimpfung ab dem Kleinkindalter vor.
Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hat massive Engpässe bei der Versorgung von kranken Kindern und Jugendlichen beklagt. Bundesweit fehle es an diversen Medikamenten, unter anderem dem Antibiotikum Penicillin.
"Das ist deshalb so gefährlich, weil Penicillin das beste Antibiotikum gegen Streptokokken-Infektionen ist", sagte BVKJ-Präsident den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Penicillin wirke gezielt. "Wenn wir auf breiter angelegte Antibiotika ausweichen müssen, erhöhen wir die Gefahr von Resistenzen." Engpässe gebe es darüber hinaus aktuell auch bei Salbutamol, einem wichtigen Wirkstoff gegen Asthma und chronische Lungenerkrankungen.
Überlastung durch Bürokratie
Außerdem seien die Arztpraxen bereits seit geraumer Zeit überlastet. "30 Prozent in unserer Arbeit haben nichts mit der Versorgung der Kinder zu tun - sondern mit überflüssiger Bürokratie. Klappt das nicht, werden wir die Versorgung auf dem jetzigen Niveau nicht aufrecht erhalten können", sagte Hubmann. "In den vergangenen 30 Jahren wurden viel zu wenige Kinderärzte ausgebildet, jetzt gehen die Babyboomer in Rente und hinterlassen eine gewaltige Lücke."
Der Kinderärzte-Präsident beklagte zudem, dass viele Kinderkliniken aus Überlastung nach wie vor gezwungen seien, schwerkranke Kinder zu verlegen: "Das gehört inzwischen zum bitteren Alltag im Winter", so Hubmann. "Wir haben uns schon daran gewöhnt, regelmäßig Kinder von München nach Garmisch zu transportieren, weil es in München kein freies Bett mehr gibt."
So lange sich nichts grundlegend an der Ausstattung der Kinderkliniken ändere, reichten kleine Infektionswellen, um wieder an die Belastungsgrenze zu kommen.
Ruf nach Ausweitung der Impfempfehlung
Zu solchen Infektionswellen zähle etwa auch die Grippe. Eine Ausweitung der Impfempfehlung könnte nach Auffassung Hubmanns dabei helfen, Praxen und Kliniken zu entlasten: "Die aktuelle Impfempfehlung gegen Influenza zielt nur auf Kinder mit Risikofaktoren. Das ist aus unserer Sicht falsch". Auch gesunde Kinder seien sehr oft Überträger der Grippeviren. "Unser Ziel muss es sein, die Ausbreitung des Virus durch Impfung zu verhindern und damit die Krankheitslast für alle zu mindern."
An diesem Dienstag kommen Ärztevertreter bei Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zu einem Krisengespräch zusammen. Dabei soll es vor allem um die Lage der niedergelassenen Hausärzte und Kinderärzte gehen.