Ukraine-Krieg Wie Geflüchtete vor Corona geschützt werden
Die Impfquote in der Ukraine ist gering. Viele der Geflüchteten sind vermutlich nicht gegen Corona geschützt. Das könnte in Sammelunterkünften ein Problem werden - doch die Kommunen bereiten sich vor.
In der Verbandsgemeinde Hachenburg im Westerwald sind die ersten Geflüchteten in kommunalen Wohnungen oder in Privatfamilien untergekommen. Ob oder mit welchem Impfstoff sie immunisiert sind, wissen die zuständigen Behörden nicht.
Der Versuch, den Impfstatus schon bei der Ankunft zu erheben, scheiterte trotz extra angefertigter Formulare an Sprachbarrieren oder fehlenden Nachweisen, erzählt Marco Dörner von der Verbandsgemeinde.
Doch man habe vorgesorgt: Masken und Tests warteten schon beim Einzug. Die meisten Menschen aus der Ukraine sind dort in kleinen Wohneinheiten untergebracht. "Sie leben also weiter innerhalb ihres Familienverbundes - da ist eine Ansteckungsgefahr natürlich deutlich geringer als in großen Sammelunterkünften", sagt Dörner. Die Verbandsgemeinde würde gern zeitnah im regionalen Impfzentrum einen Nachmittag speziell für die Ukrainer anbieten - inklusive Bustransfer dorthin.
Zehntausende Flüchtlinge
Inzwischen kommen täglich Tausende Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland an. Die meisten in Berlin - zuletzt etwa 10.000 Menschen am Tag. Laut Bundesinnenministerium wurden bisher insgesamt 80.035 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland registriert. Tatsächlich könnten es nach Ministeriumsangaben aber viel mehr sein. Nur gut ein Drittel der ukrainischen Bevölkerung ist geimpft. Viele saßen während ihrer Flucht nach Deutschland stunden-, teils tagelang zusammen in Bahnen oder Bussen.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) versichert, dass Flüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland behandelt werden sollen wie deutsche Staatsbürger und hier auch medizinische Versorgung in Arztpraxen oder Krankenhäusern erhalten. Das schließe auch Testung und Impfung gegen Covid-19 ein. Darum bemüht sich gerade etwa die Stadt Speyer.
Impfangebot wird umgesetzt
Sie hat die aktuell 39 Geflüchteten aus der Ukraine seit deren Ankunft immer wieder auf Corona getestet und will ihnen schnellstmöglich - gemäß der Empfehlung der Ständigen Impfkommission - ein Impfangebot unterbreiten, "das wir mit dem mobilen Team des DRK- Kreisverbandes Speyer e.V. und einer Dolmetscherin auch noch diese Woche umsetzen wollen", sagt Pressesprecherin Lisa-Marie Eschenbach.
Deutschlandweit bereiten sich viele Erstaufnahmeeinrichtungen auf Geflüchtete vor. Im westpfälzischen Kusel wäre Platz für Hunderte - teils in großen Hallen mit vielen Betten. Um ein eventuelles Ansteckungsrisiko so gering wie möglich zu halten, griffen entsprechende Konzepte für den Infektionsschutz, sagt die rheinland-pfälzische Integrationsministerin Katharina Binz (Grüne): "Es gibt Testangebote, es gibt alle anderen Möglichkeiten, die wir schon immer in den Aufnahmeeinrichtungen für Asylbegehrende haben, auch Impfangebote für die Bewohnerinnen und Bewohner dort. Und die wird es jetzt natürlich auch für Menschen aus der Ukraine geben."
In Erstaufnahmeeinrichtungen wie im westpfälzischen Kusel wäre Platz für Hunderte Geflüchtete - teils in großen Hallen mit vielen Betten.
Wie umgehen mit Sputnik?
Noch in dieser Woche wolle man sich mit einem konkreteren Vorgehen und Detailfragen auseinandersetzen. Etwa damit, wie das Land vorgehe, wenn Geflüchtete zum Beispiel mit dem russischen Impfstoff Sputnik geimpft sind, der in Europa nicht zugelassen ist.
Damit sich nicht jede noch so kleine Kommune selbst ausdenken muss, wie sie vorgehen will, gibt es beim Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) am kommenden Montag ein Treffen zum Erfahrungsaustausch zwischen den Mitgliedern. "Unser Bestreben ist, dass die Menschen so schnell wie möglich geimpft werden", sagt Uwe Lübking vom DStGB. Sein Vorschlag: an die Ankunftszentren für die Geflüchteten direkt Impfzentren anzuschließen oder eine Impfung schon bei der Anreise im Zug anzubieten - etwa durch mobile Teams der Bundespolizei.
Unterlagen in ukrainischer Sprache
Wichtig seien dabei auch Aufklärungsbögen und Unterlagen in ukrainischer Sprache. Da sieht Lübking den Bundesgesundheitsminister in der Pflicht - ebenso wie bei der Finanzierung der Impfungen für die ukrainischen Geflüchteten - und dabei gehe es nicht nur um den Impfschutz vor Covid, sondern auch um die bei Vielen fehlenden Impfungen etwa gegen Masern, Tetanus oder TBC.
Der Deutschen Städte- und Gemeindebund überlegt außerdem, Kontakt mit der ukrainischen Botschaft in Deutschland aufzunehmen. Das Angebot allein reiche natürlich nicht aus, "die Menschen müssen sich auch impfen lassen wollen", betont Lübking. Er könne sich vorstellen, den ukrainischen Botschafter zu bitten, seine Landsleute aktiv zur Impfung in Deutschland aufzurufen.