Reaktionen auf Erstarken der AfD "Vielen Menschen macht das Wahlergebnis Angst"
Nach Sachsen und Thüringen kann die AfD auch in Brandenburg jubeln. Sozialverbände, Vereine und Religionsvertreter zeigen sich schockiert und appellieren an die Parteien, sich der "Stärke der politischen Ränder" entgegenzustellen.
Stärkste Kraft ist die AfD bei der Landtagswahl in Brandenburg laut ARD-Hochrechnung zwar nicht geworden. Doch nach Sachsen und Thüringen kann sie im dritten ostdeutschen Bundesland deutliche Zugewinne verbuchen.
Für den Zentralrat der Juden in Deutschland ist das ein schockierendes Alarmsignal. "Wenn erneut fast ein Drittel der Wähler eine zerstörerische politische Partei wie die AfD an der Macht sehen will und eine populistische Kraft wie das BSW wieder zweistellig wird, dann darf uns das nicht unberührt lassen", warnte Zentralratspräsident Josef Schuster. "Die Stärke der politischen Ränder ist nicht gut für Deutschland", mahnte er weiter.
"Wir müssen die Demokratie verteidigen"
Vielen Menschen mache das Wahlergebnis Angst - und das nicht nur in Brandenburg, sondern bundesweit, sagte Timo Reinfrank, Geschäftsführer der Amadeu Antonio Stiftung, die seit 1998 Projekte gegen Rechtsextremismus und Rassismus unterstützt. Die Wahl zeige, dass rechtsextreme Ideen in Deutschland verwurzelt seien, und zwar auf absehbare Zeit. "Wir müssen die Demokratie gegen diese Feinde verteidigen", forderte Reinfrank.
Beim Kurznachrichtendienst X warnte die Stiftung, dass die "Demokratiefeindlichkeit" auch "vor dem Westen keinen Halt machen" werde. Die "Radikalisierung" müsse gebremst werden.
"Spaltern den Nährboden entziehen"
Der Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, rief alle demokratischen Parteien dazu auf, "die Hetze der AfD zu entlarven und Bürgerinnen und Bürger für die Demokratie zurückzugewinnen". Während des Wahlkampfes in Brandenburg habe sich die AfD "unverhohlen nazistischer Propagandaklischees bedient und andere Menschen immer wieder durch Hetze und Drohungen dämonisiert".
Auch der Sozialverband VdK forderte die Parteien abseits der AfD auf, gute Politik zu machen, "um Spaltern den Nährboden zu entziehen". In Brandenburg seien konkrete Maßnahmen nötig, um dem Auseinanderdriften der Gesellschaft entgegenzuwirken, betonte Verbandspräsidentin Verena Bentele und betonte: "Hass ist nicht einfach da. Hass wird gemacht. Das werden wir nicht zulassen."
Die Generalsekretärin von Amnesty International Deutschland, Julia Duchrow, zeigte sich erleichtert, dass Brandenburg nicht für "menschenverachtende Fantasien" stehe, sondern für eine vielfältige Gesellschaft. Sie mahnte zugleich: "Landes- und Bundesregierung dürfen sich nicht von menschenfeindlichen Narrativen treiben lassen."