Eine junge Frau raucht mit einer E-Shisha und ist dabei als Silhouette zu sehen.

Weltnichtrauchertag Vapen statt Qualmen

Stand: 31.05.2024 04:32 Uhr

Der Trend zum Nichtrauchen hält bei vielen Jugendlichen an, so die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Allerdings sind Einweg-E-Zigaretten bei Jugendlichen sehr beliebt. Darin sehen Experten eine große Gefahr.

Von Cosima Gill und Lena Wensch, WDR

Sein Lieblingsgeschmack ist "Blueberry", so ein 16-jähriger Schüler, der lieber anonym bleiben will. Er vaped - benutzt also die zurzeit bei Jugendlichen beliebte Einweg-E-Zigarette. Vapes, erzählt er, bekomme er an fast jedem Kiosk. Obwohl sie eigentlich erst ab 18 Jahren verkauft werden dürfen. Doch nach seinem Alter werde er meist nicht gefragt: "Ich bin süchtiger nach einer Vape als nach Zigaretten und es ist schwieriger von Vapes wegzukommen als von Zigaretten", sagt er.

Wir treffen ihn an der Gesamtschule Else-Lasker-Schüler in Wuppertal. Hier liegt vapen voll im Trend. Erst vergangene Woche wurde ein Siebtklässler erwischt, sagt Schulleiter Torsten Peters: "Also es geht definitiv im jungen Alter los mit 12, 13 Jahren, dass da schon einige vapen."

Aromastoffe als Gefahr für Jugendliche

Für Peters und seine Kollegen eine große Herausforderung. Häufig melden jüngere Schüler, dass die Toiletten süßlich riechen und Rauch aufsteigt. "Dort treffen wir Schüler und Schülerinnen die rauchen oder vapen", sagt Peters. Er sieht Vapes und E-Zigaretten als Einstieg für viele Jugendliche, die nachher zu Nikotin und anderen Suchtmitteln greifen würden. Und gerade die verschiedenen Geschmacksrichtungen, wie Erdbeere, Kirsch oder Mango bereiten ihm Sorge: "So ist es natürlich gerade für jüngere Menschen noch mal interessant, weil es angeblich ja sehr gut schmeckt", sagt Peters.

Die Aromastoffe in Vapes würde Professor Wolfram Windisch am liebsten komplett verbieten. Als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) ist der Chefarzt der Ansicht, dass in Deutschland die Gefahr von Vapes und E-Zigaretten unterschätzt werde: "Nikotin ist eigentlich bitter und der bittere Geschmack wird mit den Aromastoffen komplett untergraben und das heißt ich habe nicht den Eindruck, dass ich etwas giftiges inhaliere und damit werden insbesondere Kinder und Jugendliche gelockt und mitunter zu langfristigen Kunden."

Langfristige Folgen oft noch unklar

Zudem fordert Windisch, dass Jugendliche besser aufgeklärt werden. Denn mehr als jeder Dritte zwischen 14 und 17 habe 2023 schon mal E-Zigaretten konsumiert, so der DGP-Präsident: "Man kann vielleicht sagen, wir sind in einem großen Feldversuch. Wir lassen als Gesellschaft Kinder und Jugendliche diesen Inhalationsvorgang machen, um später rauszukriegen, wie schädlich das ist, das ist im Prinzip ein Unding."

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es 16.000 verschiedene Aroma-Stoffe, so der Experte. Die langfristigen Folgen seien aktuell eine große Blackbox. Viele der Vapes, also der Einweg-E-Zigaretten, enthalten keinen Tabak, sondern meist eine nikotinhaltige Flüssigkeit mit Aromastoffen. Bei einigen ist der Nikotingehalt sehr hoch.

Rapper als Werber

Der Hype bei Jugendlichen entsteht wohl auch, weil viele ihrer Idole damit werben. Beispielsweise Rapper, wie Capital Bra, mit einer eigenen E-Zigarette namens Capital Bar. Oder Rapper wie Fler oder die Band 187 Straßenbande. Über diese Werbung ärgert sich Kioskbesitzer Ramadan Omar. Auch er verkauft E-Zigaretten sowie Vapes und bemerkt seit rund zwei Jahren eine starke Nachfrage: "Wenn mein Idol das macht oder selber Vapes rausbringt, dann denken viele Jugendliche, dass es gar nicht so schlimm sein kann. Und das ist halt die Zielgruppe für Morgen."

Er hofft, dass das Ganze ein bisschen ernster genommen wird, auch von der Politik. "Ich habe mitbekommen, dass der Marktführer in Großbritannien zum Beispiel keine Sorten mehr rausbringen darf, die Dessertnamen oder Softdrinknamen beinhalten."

Tabak-Kontrolle in Deutschland ausbaufähig

Deutschland stehe bei der Tabak-Kontrolle im internationalen Vergleich weit hinten, beklagt auch Pneumologe Windisch. Das betreffe die Preispolitik, die Aufklärung sowie die Vermeidung von Werbung und Sponsoring. Dazu zählt er auch die Etikettierung und Tabak-Entwöhnung.

Auch beim Kampf gegen Einweg-E-Zigaretten sieht er in Deutschland Luft nach Oben. In Belgien ist der Verkauf von Einweg-E-Zigaretten vom kommenden Jahr an beispielsweise komplett verboten. Lungenmediziner hoffen nun zumindest auf ein Verbot der Aromastoffe in Deutschland.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 31. Mai 2024 um 07:10 Uhr.